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3 Der Herr setzte den Äon um des Menschen willen frei, und schuf die ganze Schöpfung um seinetwillen, und er teilte [sie] ein in Zeiten, und von den Zeiten setzte er Jahre fest, und von den Jahren bestimmte er Monate, und von den Monaten Tage, und der Tage bestimmte er sieben, 4 und in diesen setzte er Stunden, und die Stunden maß er einzeln aus, damit der Mensch die Zeiten bedenke, und damit er die Jahre zähle, und die Monate und die Tage und die Stunden, und die Veränderungen, und Anfänge und Enden, und damit er sein Leben zähle, vom Beginn bis zum Tod, und [damit] er seine Sünden bedenke, und damit er sein Werk schreibe, sowohl das böse als auch das gute. 5 Denn kein Werk ist vor dem Herrn verborgen, damit ein jeder Mensch seine Werke erkenne, und damit niemand alle seine Gebote übertrete, und damit er meine Handschrift festhalte von Geschlecht zu Geschlecht.
Q 9:36-37 kritisiert bestimmte Kalenderpraktiken, v.a. das Einfügen eines Schaltmonats, und setzt diesen die von Gott gegebene Zeiteinteilung entgegen (zu Kalendersystemen im vorislamischen Arabien vgl. de Blois 2012; Ioh 2014). Laut Q 9:36 war bereits am Tag der Schöpfung die Anzahl der Monate bei Gott (ʿinda llāh) zwölf. Die Vorstellung, dass der Kalender letztlich auf göttliche Bestimmungen zurückgeht, ist auch für das Slawische Henochbuch belegt. Diesem zufolge habe Gott bereits bei der Schöpfung die Zeit in Jahre, Monate, Tage und Stunden eingeteilt.
Eingebettet in die Erzählung von der Himmelsreise Henochs, seiner Rückkehr und seiner Mahnreden an seine Söhne, sowie der Begründung des Priestertums durch Methusalem, Nir und Melchisedek, behandelt das Slawische Henochbuch die Themen Kosmologie, Weisheit, Ethik und Kult. Obwohl nicht identisch mit dem Äthiopischen Henochbuch, setzt das Slawische Henochbuch die dort enthaltenen Henochtraditionen voraus und verrät an mehreren Stellen sogar eine direkte Abhängigkeit. Dennoch handelt es sich beim Slawischen Henochbuch um ein eigenständiges Werk, das dem hellenistischen Judentum in der Diaspora zuzuordnen ist, und in dem sich der Versuch einer Vermittlung von jüdischem Glauben mit den Vorstellungen einer religiös vielfältigen Umwelt erkennen lässt. Während der Großteil des Buches vor der Zerstörung des Tempels entstanden ist, lassen sich auch spätere Interpolationen identifizieren, so jüdisch-mystische, frühchristliche und byzantinisch-chronographische. Verschiedene Indizien sprechen dafür, daß das Slawische Henochbuch ursprünglich auf griechisch verfasst wurde. Ungelöst bleibt in diesem Fall aber das Problem der jüdisch-mystischen Interpolationen, die auch Eingang in die christliche Bearbeitung und Überlieferung des Buches fanden. Erhalten ist das Buch heute nur noch auf altkirchenslawisch. Es wurde ca. im 10./11. Jh. aus dem Griechischen ins Altkirchenslawische übersetzt und in Sammelbände aufgenommen, die Viten, Gebete, Väterzitate, Homilien etc. vereinten und damit auch günstige Überlieferungsbedingungen für verschiedene Apokryphen boten. (Vgl. dazu Böttrich 1996: p. 785-819).