16 Daniel ging darauf zum König und bat ihn, er möge ihm eine Frist bewilligen, damit er ihm die Deutung des Traumes geben könne. 17 Dann eilte Daniel nach Hause, teilte seinen Gefährten Hananja, Mischaël und Asarja alles mit 18 und sagte, sie sollten wegen dieses Geheimnisses den Gott des Himmels um Erbarmen bitten, damit nicht Daniel und seine Gefährten samt den anderen Weisen Babels umkämen. 19 Darauf wurde ihm das Geheimnis in einer nächtlichen Vision enthüllt und Daniel pries den Gott des Himmels dafür. 20 Er betete: Der Name Gottes sei gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Denn er hat die Weisheit und die Macht. 21 Er bestimmt den Wechsel der Zeiten und Fristen; er setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen die Weisheit und den Einsichtigen die Erkenntnis. 22 Er enthüllt tief verborgene Dinge; er weiß, was im Dunkeln ist, und bei ihm wohnt das Licht. 23 Dich, Gott meiner Väter, preise und rühme ich; denn du hast mir Weisheit und Macht verliehen und jetzt hast du mich wissen lassen, was wir von dir erfleht haben: Du hast uns die Sache des Königs wissen lassen. 24 Darauf ging Daniel zu Arjoch, dem der König aufgetragen hatte, die Weisen Babels umzubringen; er trat ein und sagte zu ihm: Bring die Weisen Babels nicht um! Führe mich vor den König! Ich werde dem König die Deutung seines Traumes geben.
Heinrich Speyer assoziiert das koranische Gottesattribut ʿallām al-ġuyūb ("der über die verborgenen Dinge Bescheid weiß"; Q 5:109, Q 5:116, Q 9:078, Q 34:048) mit der biblischen Beschreibung Gottes als "Kenner dessen, was im Verborgenen ist" (Daniel 2:22), vgl. auch Matthäus 6:4 (ὁ βλέπων ἐν τῷ κρυπτῷ; "der in das Verborgene sieht") und Römer 2:16 (κρίνει ὁ θεὸς τὰ κρυπτὰ τῶν ἀνθρώπων; "wird Gott das Verborgene der Menschen richten") (Speyer 1931: p. 423). Speyers Beobachtung ist auch auf die im Koran noch häufigere Formulierung ʿālim al-ġaib übertragbar, die zumeist in Gestalt der Wendung ʿālim al-ġaib wa-š-šahāda erscheint (zur Gegenüberstellung von "Unsichtbarem" und "Sichtbarem" vgl. auch TUK_0378).