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(Dies ist) die Statue von Haddu-Yiṯʿī, welche er aufgestellt hat vor Haddad-Sikan, dem Kanalaufseher des Himmels und der Erde, der Reichtum herabkommen lässt und Weidegrund und Bewässerung für alle Länder. Dem Geber von Korb und Adgurru an alle Götter, seine Brüder. Dem Kanalaufseher aller Flüsse, der alle Länder gedeihen macht. Dem Barmherzigen Gott, dessen Anbetung (genetivus obiectivus) gut ist. Er weilt in Sikan, der große Herr, der Herr des Haddu-Yiṯʿī, des Königs von Gozan, Sohn des Sas-Nuri, des Königs von Gozan, für sein Leben und die Länge seiner Tage und die hohe Zahl seiner Jahre und das Wohlergehen seines Hauses und das Wohlergehen seiner Nachkommenschaft und das Wohlergehen seiner Leute und die Abwendung von Krankheit von ihm und die Erhörung seines Gebetes (seiner Gebete) und das Annehmen der Worte seines Mundes hat er sie hergerichtet und ihm gegeben (d.h. geweiht) . Wer sie fürderhin fortnimmt möge sie wieder neu errichten, setze meinen Namen auf sie. Wer aber meinen Namen tilgt und seinen Namen daraufsetzt, gegen ihn soll der gewaltige Hadad sein.
In der assyrisch-aramäischen Bilingue von Tell Fekheriye (Ostsyrien) findet sich der bisher älteste bekannte Beleg für die Wortform raḥmān. Der Begriff raḥmān steht hier parallel zu akkadisch rēmēnû bzw. neuassyrisch rēmēʾû, geschrieben LIDú, alle <*raḥm-ān-ī+u. Der akkadische Begriff ist als göttliches Attribut gut belegt. Vgl. hierzu die Einträge im CAD und AHW und auch speziell, Healey 1998. Die aramäische Form findet sich nördlich der Arabischen Halbinsel auch sonst in heidnischen Inschriften, so häufig in Palmyra (etwa als Epitheton für den Gott ʿAzīzū etc., vgl. Healey 1998: p. 352f.). Ebenso gibt es Belege von der Arabischen Halbinsel selbst, vor allem aus dem Süden. In monotheistischem Kontext ist raḥmān die vorherrschende Bezeichnung für den einen Gott. Sie findet sich sowohl in christlichen, jüdischen, wie auch unspezifisch-monotheistischen Inschriften (vgl. dazu Robin 2004, speziell S. 867f.). Offenbar wird Raḥmānān (so die altsüdarabische Form) bzw. ar-Raḥmān auch als eigentlicher Gottesname, also als Eigenname für den monotheistischen Gott, gebraucht. Einen solchen Gebrauch kennt auch der Koran, so in Al-ʾIsrāʾ (017:110) und Sūrat Maryam: 19:18, 26, 44, 45, 58, 61, 69, 75, 78, 85, 87, 88, 91, 92, 93 und 96. Ebenso finden sich Stellen in Q 20, Q 21, Q 25, Q 26, Q36, Q 43, Q 50, Q 55, Q 67 und Q 78. Hier wird ar-Raḥmān nicht als Qualifikation von Allāh bzw. in Junktur mit ar-raḥīm, sondern offenbar als Eigenname gebraucht. Die obengenannten Suren werden traditionell als mittelmekkanisch eingestuft (Nöldeke 1909). Dieser Gebrauch wird in der muslimischen Tradition auch etwa Musailima und al-ʾAswad zugeschrieben (zum Gebrauch im Koran vgl. allgemein Jomier 1957: p. 361-381). Im außerarabischen, jüdischen Kontext findet sich raḥmān im Targum z.B. als Übersetzung von hebr. raḥūm und auch in Inschriften (Healey 1998: p. 355). Sehr viel häufiger kommt es in anderer rabbinischer Literatur vor. Im christlichen Syrischen findet sich raḥmānā ebenfalls, so etwa bei Ephrem, Jakob von Sarug und anderen frühen Schreibern, allerdings seltener als die 'echt syrische' Form mraḥḥmānā. Nebes 2010: p. 37 bemerkt, dass sich in der Peschitta, sowohl im Alten als auch Neuen Testament, nur mraḥḥmānā und raḥmtānā finden. Er zitiert Geiger (Geiger 1867: p. 488f.), der fälschlicherweise angibt, im Syrischen fände sich raḥmānā nur bei Ephrem. Auch Greenfield 2000: p. 385f gibt, nachdem er reichliche Belege aus 'heidnischen' Inschriften im syrischen Raum und den jüdischen Gebrauch diskutiert hat, an, dass syrische Schriftsteller "on the whole eschew the use of raḥman (sic) as an adjective or epithet". Er verweist dabei auf "die Wörterbücher" und spekuliert, ob die Vermeidung eines 'heidnischen' Begriffes eine Rolle gespielt habe. Die syrische Literatur weist aber deutlich mehr Fälle des Gebrauchs von raḥmānā auf als aus den Wörterbüchern ersichtlich ist oder in der Wissenschafttradition oft angenommen wird. Richtig ist, dass besonders mraḥḥmānā häufiger ist, dass aber raḥmānā ein Stigma angehaftet hätte, ist unseres Erachtens aus den Quellen nicht ersichtlich.
Zur Etymologie des Wortes raḥmānā: Die Wurzel r-ḥ-m findet sich in allen semitischen Sprachen. Im Arabischen sind zwei Formen mit unterschiedlichem zweiten Radikal belegt; raḫuma und raḥima. Beide stehen sich semantisch nahe. Grundsätzlich könnte man vom Arabischen aus gesehen von einer ursprünglichen Wurzel r-ḫ-m ausgehen, die in den nordwestsemitischen Sprachen zu > r-ḥ-m wurde. Andererseits können aber auch beide Wurzeln getrennt voneinander ursprünglich im Arabischen vorliegen. Die Semantik der beiden Wurzeln ist ähnlich aber keineswegs deckungsgleich. Semantisch verwandte 'Reimwurzeln', in denen etwa nur ḥ und ḫ wechseln, finden sich auch sonst im Arabischen. Ausschlaggebend ist hier das Akkadische, welches mit alt-belegtem rêmu, assyrisch reʾāmu, auf ḥ weist, da ḫ im Akkadischen erhalten geblieben wäre, ein ḥ jedoch unter Umfärbung a > e schwindet. Die Form raḥmān ist zuerst im Aramäischen belegt. Von dort scheint sie in andere aramäische Dialekte gelangt zu sein, bzw. dann von einem Dialekt in den nächsten. Der südarabische Gebrauch geht wohl am ehesten auf jüdische Vorbilder zurück. Für einen Überblick über die Geschichte des Wortes raḥmān vgl. auch Greenfield 2000.
Es bleibt also festzuhalten, dass das Wort raḥmān eine lange Geschichte aufzuweisen hat. Der erste Beleg ist aramäisch, wo er wahrscheinlich ein Calque für akkadisch rēmēnû ist. Von dort ausgehend wird das Wort sowohl im heidnischen, als auch monotheistischen Kontext prominent. Als Epitheton findet sich raḥmān auch in christlicher Literatur, sowohl von Gott, als auch von Jesus, gesagt. Besonders im rabbinischen Judentum, sowie möglicherweise im Anschluss im südarabischen Judentum/Monotheismus, wird Raḥmān durch Antonomasie regelrecht zum Eigennamen Gottes. Im Koran (und in der altarabischen Dichtung, so bei Imruʾ al-Qais und al-ʾAʿšā) finden sich davon Spuren; ar-raḥmān wird aber im Islam "ein Name Gottes", letztlich also ein Epitheton bleiben.
Zu raḥmān vgl. auch Jeffery 1938: p. 140f. Jeffery nennt das Vorkommen im Syrischen nicht, verweist aber auf christlich-palästinisch raḥmānā (vgl. Schulthess 1903: p. 192f.).
Zur Inschrift selbst vgl. noch Aufrecht and Hamilton 1988: p. 1-7; Lipiński 1994: p. 19-81; A.K.Grayson, RLMA 2: AO 101, 2004.
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The statue of Haddu-Yithʿī, which he set up before Hadad of Sikan, (canal-) controller of the heaven and the earth, one who brings down wealth and provides pasture and watering-place to all area(s) and provides a basket and an adagarru container to all gods his brothers, (canal-)controller of all river(s) who enriches all land(s), a merciful god, who delights in prayer (addressed to him) [Healey: the Merciful God, to whom it is good to address prayer]. One who dwells in Sikan, a great lord, (his) lord, Had-Yithʿī, ruler of Gozan, son of Sas-Nuri, ruler of Gozan for the sustaining of his life and for the prolonging of his days and for the multiplying of his years and for the protection of his household and for the protection of his offspring and for the protection of his men and for the averting of illness from him and for the hearkening to his prayer and for the taking of the words of his mouth he established (it) and dedicated (it) to him, and whoever should shift (it) hereafter, let him establish it anew and put my name thereupon and whoever should remove may name therefrom and put his name (instead), may Hadad the warrior be his adversary.