ܩܘܪܫܐ ܕܢܟ̈ܝܘܢܐ ܘܚܘܡܐ ܕܟܘܪܗܢܐ ܠܐ ܐܝܬ ܒܗܿ ܐܬܪܐ ܒܪܝܟܐ ܕܒܘ̈ܣܡܐ ܠܡܐܢܐ ܗܘ ܕܚܕ̈ܘܬܐ ܘܨܘܒܐ ܕܓܐܘ̈ܬܐ ܢܘܗܪܐ ܘܦܨܝܚܘܬܐ ܫܪܝܢ ܒܗ ܟܢܫܐ ܕܟܢܪ̈ܐ ܘܕܝܪܐ ܕܩܝܬܪ̈ܐ ܩܠܐ ܕܐܘ̈ܫܥܢܐ ܘܥܕܬܐ ܕܗܘ̈ܠܠܐ܀
Schadende Kälte und krankmachende Hitze gibt es nicht an diesem geweihten Ort der Wohltaten. Er ist ein Hafen der Freuden, eine Zusammenkunft der Wonnen. Licht und Glücklichkeit wohnen dort. Es ist eine Ansammlung von Harfen, eine Wohnstätte von Zithern, eine Stimme, die Hoseanna ruft, eine Gemeinde, die Halleluja singt.
Der koranischen Paradiesbeschreibung und der Hymne Ephrems liegt u.a. auch die gemeinsame Vorstellung zugrunde, dass die Gerechten im himmlischen Garten (arab. ǧanna, syr. gantā) weder Hitze noch Kälte spüren werden. Diese angenehmen Verhältnisse werden dabei als Gleichgewicht zwischen extremen Temperaturen beschrieben: wo der Koran die Sonne (šams) dem Frost (zamharīr) gegenüberstellt (Q 76:13), spricht Ephrem von Eiseskälte (syr. quršā) und Hitze (syr. ḥummā) und betont die Schädlichkeit beider. Von diesen sind die „Gerechten“ (al-abrār, Vers 5) bzw. die „Diener Gottes“ (ʿibādu ʾllāhi, Vers 6) für immer befreit. Sicherlich ist die so beschriebene ideale Witterung des Paradieses im Koran auch als Gegensatz zur unerträglichen Hitze des Höllenfeuers zu denken (vgl. saʿīr, Vers 4). Diese Eigenschaft gehört zu einer ganzen Reihe von Elementen, welche die Vorzüglichkeit des jenseitigen Lebens hervorheben sollen. In derselben Sure (al-Insān, Q 76) kommen eine Fülle an solchen Einzelheiten vor: die Gerechten werden Wein trinken (Vers 5, 16, vgl. TUK_0603), sich in Seide kleiden (ḥarīr, sundus, Vers 12, 21) und im Schatten der fruchttragenden Bäume weilen (Vers 14). Siehe auch TUK_0609.
Dagegen ist Ephrems Beschreibung des Gartens nicht unbedingt endzeitlich ausgerichtet. Ephrem versteht Eden in dieser Hymne hauptsächlich als die ursprüngliche Wohnstätte Adams, wo er vor seinem Fall von der paradiesischen Luft (syr. ʾāʾar d-pardaysā) wie aus einer Quelle genährt wurde. Diesen lebensspendenen Lufthauch wird dann laut Ephrem erst mit dem Herabkommen des Hl. Geistes am Pfingsten wieder für die Menschen greifbar (Hy. de Paradiso 11:14). Darüber hinaus insistiert Ephrem auf die rein geistige (unkörperliche) Natur des Paradieses, die jedoch den Menschen nur in sinnlichen Bildern erkennbar wird (vgl. z.B. Hy. de Paradiso 11:7-8), ein Problem das in Sure 76 nicht angesprochen wird (siehe auch TUK_0610).
Neben der idealen Temperatur im Paradies fallen auch andere Gemeinsamkeiten zwischen der ephremischen Hymne und der koranischen Sure auf: die doppelte Charakterisierung Adams/des Menschen (ʾinsān) als Befolger bzw. als Übertreter der Gesetze Gottes (vgl. Q 76:3 und Hy. de Paradiso 11:1); die Erwähnung der Wasserströme/Quellen in Eden (vgl. Q 76:5, 18 und Hy. de Paradiso 11:11-12), das paradiesische Leben als Gnadengabe Gottes für die Gottesfürchtigen (vgl. z.B. Q 76:7-12; 22, 29-31 und Hy. de Paradiso 11:15).