1 𐩧𐩴𐩺𐩵𐩽𐩨𐩬𐩽𐩤𐩯𐩣𐩱𐩡
2 𐩥𐩮𐩰𐩺𐩬𐩽𐩨𐩬𐩽𐩣𐩧𐩵
3 𐩹𐩵𐩨𐩧𐩽𐩯𐩡𐩱𐩺𐩽𐩥𐩪
4 𐩤𐩬𐩺𐩽𐩲𐩩𐩻𐩧𐩽𐩹𐩤𐩨
5 𐩳𐩽𐩥𐩥𐩵𐩣𐩽𐩦𐩠𐩧𐩬
6 𐩪𐩤𐩬𐩺𐩩𐩬𐩽𐩹𐩩𐩽𐩱
𐩭𐩹𐩽𐩱𐩠𐩡𐩺-𐩪𐩣𐩬 7
8 𐩨𐩣𐩤𐩯𐩣𐩽𐩨𐩴𐩬𐩩𐩬

1 Rugaid, Sohn des Qaśamaʾīl,
2 und Ṣufyān, Sohn des Murād
3 ḏu-Dabr, haben geweiht und ge-
4 geben den [Göttern] ʿAṯtar ḏu-Qabḍ
5 und Waddum Šahrān
6 dieses Opfer, ent-
7 nommen aus ihren Waren
8 vom Markt in [der Oase] Gannatān.
Nach der koranischen Darstellung fordert Noah sein Volk auf, nur den einen Gott zu verehren. Wie es in den angegebenen Versen heißt, ignorierten die Menschen seine Aufforderung und riefen dazu auf, die Verehrung ihrer Gottheiten nicht aufzugeben und weiterhin Wadd, Suwāʿ, Yaġūṯ, Yaʿūq oder Nasr zu verehren. Ob weitere als die fünf namentlich genannten Gottheiten gemeint sind, ist nicht eindeutig formuliert. Wie es in Q 71:25 heißt, wurden sie (wahrscheinlich sind die Menschen gemeint, die die erwähnten Gottheiten verehrten) wegen "ihrer Sünden ertränkt und ins Feuer geführt". Von den fünf genannten Gottheiten wird an erster Stelle die Gottheit Wadd erwähnt, die auch in inschriftlichen Zeugnissen der arabischen Halbinsel der vorislamischen Epoche genannt wird. Eine Bronzetafel (17,5 x 15,5 cm) z.B. enthält eine Inschrift in
minäischer Sprache, geschrieben in altsüdarabischer Schrift, die an
einem Heiligtum der Gottheit angebracht war. Obwohl die kleine Tafel in
Qaryat al-Fāw, einer Oasensiedlung im Süden des heutigen Saudi-Arabien,
gefunden wurde, lässt sich an den Namen der Opfernden erkennen, dass es
sich um Minäer handelte, die offenbar auf dem Markt der Oase Handel
trieben.
Auch in Darstellungen der vorislamischen Epoche, die arabische Gelehrte ab dem 8. Jahrhundert aufzeichneten, wird die Gottheit Wadd erwähnt, z.B. im Kitāb al-Aṣnām ("Buch der Götzenbilder") des Hišām b. al-Kalbī (gest. 819/821), vgl. TUK_0938. Ob die Angaben des in abbasidischer Zeit schreibenden Kompilatoren als historisch zuverlässig gelten können, ist umstritten. In Hinblick auf den Koran ist aufschlussreich, dass der Kult einer Gottheit mit dem Namen "Wadd" sich vor der islamischen Epoche nachweisen lässt. Durch die Nennung der Gottheiten erscheint der koranische Noah in einem altarabischen Kontext - so als ob er zu arabischen Stämmen gesandt worden sei, wobei Q 71:25 wahrscheinllich als Anspielung auf die Sintflut zu verstehen ist. Zur in Q 71:23 genannten Gottheit Yaʿūq sind keine inschriftlichen Belege bekannt, lediglich eine Bauinschrift aus der Nähe von Sanaa nennt "Yʿwq" als Name einer Synagoge, vgl. TUK_1430.
1 Rgyd bn Qśmʾl
2 w-Ṣfyn bn Mrd
3 ḏ-Dbr ślʾy w-s=
4 qny ʿTṯr ḏ-Qb=
5 ḍ w-Wdm šhrn
6 sqnytn ḏt ʾ=
7 ḫḏ ʾhly-smn
8 b-mqśm b-Gntn
Hinweis zur Umschrift: Anstelle der zur Transliteration häufig verwendeten Umschriftzeichen /s1/ steht in der angegebenen Umschrift /s/ für den einfachen s-Laut, anstelle von /s2/ steht ein /š/ ( = deutsches "sch", das arabische šīn) und /ś/ für den lateralen Zischlaut /s3/. Der Text der Inschrift ist mit einem Worttrenner geschrieben, der durch ein Leerzeichen angegeben wird; das Zeichen /=/ kennzeichnet, dass das Wort über die Zeile geschrieben wird.
1 Rugayd fils de Qasamâ'il
2 et Sufyân fils de Murâd
3 dhû-Dabr ont dédié et of-
4 fert à 'athtar dhu-Qabd
5 et Waddum Shahrân
6 cette offrande pré-
7 levée sur leurs marchandises
8 au marché dans l'oasis.