וַיִּשְׁלְחוּ הָאֲנָשִׁים אֶת־יָדָם וַיָּבִיאוּ אֶת־לוֹט אֲלֵיהֶם הַבָּיְתָה וְאֶת־הַדֶּלֶת סָגָרוּ : וְאֶת־הָאֲנָשִׁים אֲשֶׁר־פֶּתַח הַבַּיִת הִכּוּ בַּסַּנְוֵרִים מִקָּטֹן וְעַד־גָּדוֹל וַיִּלְאוּ לִמְצֹא הַפָּתַח : וַיֹּאמְרוּ הָאֲנָשִׁים אֶל־לוֹט עֹד מִי־לְךָ פֹה חָתָן וּבָנֶיךָ וּבְנֹתֶיךָ וְכֹל אֲשֶׁר־לְךָ בָּעִיר הוֹצֵא מִן־הַמָּקוֹם : כִּי־מַשְׁחִתִים אֲנַחְנוּ אֶת־הַמָּקוֹם הַזֶּה כִּי־גָדְלָה צַעֲקָתָם אֶת־פְּנֵי יְהוָה וַיְשַׁלְּחֵנוּ יְהוָה לְשַׁחֲתָהּ : וַיֵּצֵא לוֹט וַיְדַבֵּר אֶל־חֲתָנָיו לֹקְחֵי בְנֹתָיו וַיֹּאמֶר קוּמוּ צְּאוּ מִן־הַמָּקוֹם הַזֶּה כִּי־מַשְׁחִית יְהוָה אֶת־הָעִיר וַיְהִי כִמְצַחֵק בְּעֵינֵי חֲתָנָיו : וּכְמוֹ הַשַּׁחַר עָלָה וַיָּאִיצוּ הַמַּלְאָכִים בְּלוֹט לֵאמֹר קוּם קַח אֶת־אִשְׁתְּךָ וְאֶת־שְׁתֵּי בְנֹתֶיךָ הַנִּמְצָאֹת פֶּן־תִּסָּפֶה בַּעֲוֹן הָעִיר : וַיִּתְמַהְמָהּ וַיַּחֲזִקוּ הָאֲנָשִׁים בְּיָדוֹ וּבְיַד־אִשְׁתּוֹ וּבְיַד שְׁתֵּי בְנֹתָיו בְּחֶמְלַת יְהוָה עָלָיו וַיֹּצִאֻהוּ וַיַּנִּחֻהוּ מִחוּץ לָעִיר : וַיְהִי כְהוֹצִיאָם אֹתָם הַחוּצָה וַיֹּאמֶר הִמָּלֵט עַל־נַפְשֶׁךָ אַל־תַּבִּיט אַחֲרֶיךָ וְאַל־תַּעֲמֹד בְּכָל־הַכִּכָּר הָהָרָה הִמָּלֵט פֶּן־תִּסָּפֶה : וַיֹּאמֶר לוֹט אֲלֵהֶם אַל־נָא אֲדֹנָי : הִנֵּה־נָא מָצָא עַבְדְּךָ חֵן בְּעֵינֶיךָ וַתַּגְדֵּל חַסְדְּךָ אֲשֶׁר עָשִׂיתָ עִמָּדִי לְהַחֲיוֹת אֶת־נַפְשִׁי וְאָנֹכִי לֹא אוּכַל לְהִמָּלֵט הָהָרָה פֶּן־תִּדְבָּקַנִי הָרָעָה וָמַתִּי : הִנֵּה־נָא הָעִיר הַזֹּאת קְרֹבָה לָנוּס שָׁמָּה וְהִיא מִצְעָר אִמָּלְטָה נָּא שָׁמָּה הֲלֹא מִצְעָר הִוא וּתְחִי נַפְשִׁי : וַיֹּאמֶר אֵלָיו הִנֵּה נָשָׂאתִי פָנֶיךָ גַּם לַדָּבָר הַזֶּה לְבִלְתִּי הָפְכִּי אֶת־הָעִיר אֲשֶׁר דִּבַּרְתָּ : מַהֵר הִמָּלֵט שָׁמָּה כִּי לֹא אוּכַל לַעֲשׂוֹת דָּבָר עַד־בֹּאֲךָ שָׁמָּה עַל־כֵּן קָרָא שֵׁם־הָעִיר צוֹעַר : הַשֶּׁמֶשׁ יָצָא עַל־הָאָרֶץ וְלוֹט בָּא צֹעֲרָה : וַיהוָה הִמְטִיר עַל־סְדֹם וְעַל־עֲמֹרָה גָּפְרִית וָאֵשׁ מֵאֵת יְהוָה מִן־הַשָּׁמָיִם : וַיַּהֲפֹךְ אֶת־הֶעָרִים הָאֵל וְאֵת כָּל־הַכִּכָּר וְאֵת כָּל־יֹשְׁבֵי הֶעָרִים וְצֶמַח הָאֲדָמָה : וַתַּבֵּט אִשְׁתּוֹ מֵאַחֲרָיו וַתְּהִי נְצִיב מֶלַח : וַיַּשְׁכֵּם אַבְרָהָם בַּבֹּקֶר אֶל־הַמָּקוֹם אֲשֶׁר־עָמַד שָׁם אֶת־פְּנֵי יְהוָה : וַיַּשְׁקֵף עַל־פְּנֵי סְדֹם וַעֲמֹרָה וְעַל־כָּל־פְּנֵי אֶרֶץ הַכִּכָּר וַיַּרְא וְהִנֵּה עָלָה קִיטֹר הָאָרֶץ כְּקִיטֹר הַכִּבְשָׁן : וַיְהִי בְּשַׁחֵת אֱלֹהִים אֶת־עָרֵי הַכִּכָּר וַיִּזְכֹּר אֱלֹהִים אֶת־אַבְרָהָם וַיְשַׁלַּח אֶת־לוֹט מִתּוֹךְ הַהֲפֵכָה בַּהֲפֹךְ אֶת־הֶעָרִים אֲשֶׁר־יָשַׁב בָּהֵן לוֹט :
10 Da streckten jene Männer die Hand aus, zogen Lot zu sich ins Haus und sperrten die Tür zu. 11 Dann schlugen sie die Leute draußen vor dem Haus, Groß und Klein, mit Blindheit, sodass sie sich vergebens bemühten, den Eingang zu finden. 12 Die Männer sagten dann zu Lot: Hast du hier noch einen Schwiegersohn, Söhne, Töchter oder sonst jemand in der Stadt? Bring sie weg von diesem Ort! 13 Wir wollen nämlich diesen Ort vernichten; denn schwer ist die Klage, die über die Leute zum Herrn gedrungen ist. Der Herr hat uns geschickt, die Stadt zu vernichten. 14 Da ging Lot hinaus, redete auf seine Schwiegersöhne ein, die seine Töchter heiraten wollten, und sagte: Macht euch auf und verlasst diesen Ort; denn der Herr will die Stadt vernichten. Aber seine Schwiegersöhne meinten, er mache nur Spaß. 15 Als die Morgenröte aufstieg, drängten die Engel Lot zur Eile: Auf, nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die hier sind, damit du nicht wegen der Schuld der Stadt hinweggerafft wirst. 16 Da er noch zögerte, fassten die Männer ihn, seine Frau und seine beiden Töchter an der Hand, weil der Herr mit ihm Mitleid hatte, führten ihn hinaus und ließen ihn erst draußen vor der Stadt los. 17 Während er sie hinaus ins Freie führte, sagte er: Bring dich in Sicherheit, es geht um dein Leben. Sieh dich nicht um und bleib in der ganzen Gegend nicht stehen! Rette dich ins Gebirge, sonst wirst du auch weggerafft. 18 Lot aber sagte zu ihnen: Nein, mein Herr, 19 dein Knecht hat doch dein Wohlwollen gefunden. Du hast mir große Gunst erwiesen und mich am Leben gelassen. Ich kann aber nicht ins Gebirge fliehen, sonst lässt mich das Unglück nicht mehr los und ich muss sterben. 20 Da, die Stadt in der Nähe, dorthin könnte man fliehen. Sie ist doch klein; dorthin will ich mich retten. Ist sie nicht klein? So könnte ich am Leben bleiben. 21 Er antwortete ihm: Gut, auch das will ich dir gewähren und die Stadt, von der du sprichst, nicht zerstören. 22 Schnell flieh dorthin; denn ich kann nichts unternehmen, bevor du dort angekommen bist. Deshalb nannte er die Stadt Zoar (Kleine). 23 Als die Sonne über dem Land aufgegangen und Lot in Zoar angekommen war, 24 ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn, vom Himmel herab. 25 Er vernichtete von Grund auf jene Städte und die ganze Gegend, auch alle Einwohner der Städte und alles, was auf den Feldern wuchs. 26 Als Lots Frau zurückblickte, wurde sie zu einer Salzsäule. 27 Am frühen Morgen begab sich Abraham an den Ort, an dem er dem Herrn gegenübergestanden hatte. 28 Er schaute gegen Sodom und Gomorra und auf das ganze Gebiet im Umkreis und sah: Qualm stieg von der Erde auf wie der Qualm aus einem Schmelzofen. 29 Als Gott die Städte der Gegend vernichtete, dachte er an Abraham und ließ Lot mitten aus der Zerstörung fortgeleiten, während er die Städte, in denen Lot gewohnt hatte, von Grund auf zerstörte.
Die Vernichtung Sodoms und Gomorras in Genesis 19:10-29 wird auch im Koran in verschiedenen Suren thematisiert. Die biblische und die koranischen Erzählungen weisen jedoch trotz ihrer inhaltlichen Gemeinsamkeiten auch einige Unterschiede auf. So unterscheidet sich das Bestrafungsszenario: In Genesis 19:24 ist von einem Regen aus Schwefel und Feuer die Rede, der vom Himmel herabkommt. Dagegen geht im Koran auf die Bestraften ein Regen (nicht jedoch explizit Feuerregen) (Q 7:84, Q 26:173, Q 27:58), bzw. ein Regen von Steinen aus Ton (Q 11:82, 15:74) bzw. ein Sandsturm (Q 54:34), hernieder. In Q 37:136 ist das Geschehen nur paraphrastisch wiedergegeben; der Untergang selbst wird nicht beschrieben. Die geringfügig abgewandelte Art der Bestrafung lässt dabei im Koran insbesondere frühere koranische Straferzählungen anklingen (s. u.a. Q 105), sodass die Lot-Erzählung in diesen Zusammenhang eingeschrieben wird.
Weiterhin wird im Koran auf die Nennung der Städtenamen Sodom und Gomorra verzichtet. Es wird von der Vernichtung des Volkes von Lot berichtet oder es wird auf die Überreste der Stadt, an denen eine Reiseroute verläuft, angespielt (s. Q 37:137.138, Q 25:40, Q 15:76). Frühmekkanisch wird allenfalls ohne Nennung Lots und der mit ihm verbundenen Geschichte auf die verwüsteten Städte (al-muʾtafikāt) verwiesen (vgl. Q 69:9 und Q 53:53-54, TUK_0668).
In Bezug auf das Ende der Frau Lots stehen die biblische und die koranische Erzählung insbesondere über die so genannte „interpretierte Bibel“ miteinander in Beziehung: In der Hebräischen Bibel (Genesis 19:26) erscheint das Schicksal der Frau Lots als folgenschwere Konsequenz einer eher beiläufigen, wenn auch nachlässigen Nicht-Beachtung göttlicher Warnungen. Spätere Deutungen der Bibelstelle sind auf einem Spektrum zwischen literaler und allegorischer Interpretation anzusiedeln. Im Babylonischen Talmud (B. Berakhot 54a), aber auch Josephus (Antiquitates 1:203) dominiert die Interpretation des Ereignisses als historische Tatsache, von dem noch physische Zeugnisse künden, während etwa mit Philo (Legum Allegoria 3, LXXV, 213) das Geschehen eine allegorische Dimension erhält. Allegorisierend ist auch das Neue Testament (Lukas 17:32 – Jesus fordert von den Menschen beim Kommen des Gottesreiches das Zurücklassen allen Besitzes: „Denkt an die Frau des Lot!“). Die allegorische Richtung setzt sich in der Patristik insbesondere in der Schule von Alexandria fort; hingegen vollzieht sich unter Bibelexegeten, die mit der antiochenische Schule verbunden werden, mit Blick auf das Schicksal von Lots Frau eine Abkehr von allegorischen Deutungen und Hinwendung zum historischen Sinn. (Zu den variierenden Deutungen und auch für die nachfolgend skizzierte koranische Entwicklung ausführlich Schmid 2015).
Mit Blick auf die koranische Figur von Lots Frau vollzieht sich ein Wandel, der vor diesem interpretativen Horizont verständlich wird. In Q 51:35–37 wird sie nicht weiter erwähnt. Auch die frühesten mittelmekkanischen Belegstellen, wie Q 54:34.35, berichten noch von einer vollständigen Auslöschung des Volkes Lots und einer Errettung seiner gesamten Sippe. Somit wird der Gegensatz zwischen Gläubigen und Ungläubigen und ihr jeweiliges Los – Vernichtung und Errettung – akzentuiert. Dieser Gegensatz wird in mittelmekkanischer Zeit durch die Einfügung einer Erwähnung von Lots Frau weiter ausdifferenziert; ausschlaggebend dafür ist eine in den mittelmekkanischen Suren stärker werdende Auseinandersetzung mit frevelhaftem Verhalten unter Verwandten zentraler Verkünderfiguren. In Q 37:134.135 ist wie in Q 26:170.171 zum ersten Mal beiläufig von einer „alten Frau“ die Rede, die nicht errettet wird (ʾillā ʿaǧūzan fĭ l-ġābirīn). Erstmals wird die namenlose Alte in Q 15:59.60 als Frau Lots identifiziert. Die Vernichtung der Frau Lots wird schließlich in späteren Suren ausdrücklich nicht auf ein Versehen zurückgeführt, sondern auf den göttlichen Willen bezogen. In der medinensischen Sure Q 66:10 erscheint Lots Frau entallegorisiert, als ein maṯal – Ausdruck einer eher typologischen Deutung des Geschehens, im Rahmen derer ihr Verhalten als moralisches Gegenbeispiel für die Gemeinde fungiert.