4:3 Sed iuste et digne plangimus ante conspectum dei, qui fecit nos. peniteamus penitentiam magnam; forsitan indulgeat et miserebitur nostri dominus deus et disponet nobis, unde vivamus. 5:1 Et dixit Eva ad Adam: domine mi, dic mihi, quid est penitentia et qualiter peniteam, ne forte laborem nobis inponamus, quem non possumus sustinere, et non exaudiat preces nostras. 2 Et avertat dominus faciem suam a nobis, quia sicut promisimus non adimplevimus. 3 Domine mi, quantum cogitasti penitere, quod ego tibi induxi laborem et tribulationem. 6:1 Et dixit Adam ad Evam: non potes tantum facere quantum ego, sed tantum fac ut salveris. ego enim faciam quadraginta diebus ieiunans: tu autem surge et vade ad Tigris fluvium et tolle lapidem et sta super eum in aqua usque ad collum in altitudine fluminis. et non exiet sermo de ore tuo, quia indigni sumus rogare dominum, quia labia nostra inmunda sunt de ligno inlicito et contradicto. 2 Et sta in aqua fluminis XXXVII dies. ego autem faciam in aqua Jordanis XL dies. forsitan miserebitur nostri dominus deus. 7:1 Et ambulavit Eva ad Tigris flumen et fecit sicut dixit ei Adam. 2 Similiter ambulavit Adam ad flumen Jordanis et stetit super la pidem usque ad collum in aqua. 8:1 Et dixit Adam: tibi dico, aqua Jordanis, condole mihi et segrega mihi omnia natantia, quae in te sunt et circumdent me ac lugeant pariter mecum. 2 Non se plangant, sed me, quia ipsi non peccaverunt, sed ego. 3 Statim omnia animantia venerunt et circumdederunt eum et aqua Jordanis stetit ab illa hora non agens cursum suum.
4:3 "Aber zu Recht und angemessen schlagen wir uns auf die Brust vor dem Anblick dessen, der uns geschaffen hat, Bereuen wir aufrichtig; vielleicht wird uns der Herr und Gott gnädig sein und sich unser erbarmen und für uns verfügen, wovon wir leben können." 5:1 Und Eva sprach zu Adam: "Mein Herr, sage mir, was ist Reue, und wie bereue ich, daß wir vielleicht nicht weitere Mühe auf uns laden, die wir nicht aushalten können, und er (scil. Gott) unsere Bitten nicht erhört 2 und der Herr sein Antlitz von uns abwendet, weil wir nicht erfüllten, was wir versprochen haben? Mein Herr, wieviel hast du erwogen, Buße zu tun, weil ich Mühe und Peinigung über dich gebracht habe?" 6:1 Und Adam sprach zu Eva: "Du kannst nicht so viel tun wie ich, doch tu soviel, daß du gerettet wirst. Ich will nämlich vierzig Tage fasten: Du aber stehe auf und gehe zum Fluß Tigris und nimm einen Stein und stell dich auf ihn im Wasser bis an den Hals an der tiefsten Stelle des Flusses, und keine Rede gehe aus deinem Mund, weil wir unwürdig sind, zum Herrn zu bitten, weil unsere Lippen unrein sind von dem Baum, von dem zu esen uns verboten und gewehrt war, 2 und steh im Wasser des Flusses 37 Tage. Ich aber werde im Wasser des Jordan 40 Tage zubringen. Vielleicht wird sich Gott der Herr unser erbarmen." 7:1 Und Eva ging zum Fluß Tigris und tat, wie ihr Adam gesagt hatte. 2 Ähnlich ging Adam zum Jordanfluß und stellte sich auf einen Stein bis zum Hals im Wasser. 8:1 Und es sprach Adam: "Ich sage dir, Jordanwasser, leide Schmerz mit mir und sondere mir alle schwimmenden Lebewesen ab, die in dir sind, und sie sollen mich umgeben und gleich wie ich trauern. Sie sollen sich nicht schlagen, sondern mich, weil sie nicht gesündigt haben, sondern ich." 3 Sofort kamen alle Lebewesen und umgaben ihn, und das Wasser des Jordan stand von jener Stunde an und nahm nicht mehr seinen Lauf.
Q 7:23 berichtet von Adams und Evas Bitte um Vergebung, nachdem sie vom verbotenen Baum gegessen haben. Der hier zitierte Text aus dem "Leben Adams und Evas" bezeugt die Verbreitung der Vorstellung von der Reue Adams und Evas, die nicht im Buch Genesis erwähnt wird. Allerdings unterscheidet sich "das Leben Adams und Evas" inhaltlich von der Koranstelle: Statt von einer tagelangen Buße Adams und Evas im Fluß spricht der Koran von ihrer Bitte um Vergebung.
Anhand des Schicksals der ersten Menschen behandelt "Das Leben Adams und Evas" die allgemeine Situation des Menschen, zu dessen Leben die Erfahrung von Tod, Leid und Krankheit gehört. In diesem Zusammenhang liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Kraft der Buße, durch die der Mensch wieder Gottes Zuwendung erfahren kann. Daneben wird auch die Rolle des Satans behandelt, sowohl in seinem Verhältnis zu Gott als auch zur menschlichen Willensfreiheit. Verschiedene Indizien sprechen dafür, dass es sich um einen jüdisch-hellenistischen Text handelt, trotz der ausschließlichen Überlieferung in christlichen Handschriften. Spezifisch christliche Elemente finden sich jedoch nur im sekundären Teil 29:1-10, sowie in dem aus dem Nikodemusevangelium eingeschobenen Teil 41:1-42:2. Ursprünglich wurde "Das Leben Adams und Evas" wahrscheinlich auf griechisch verfasst, ist heute aber nur noch in Übersetzungen erhalten (neben der vorliegenden lateinischen gibt es auch armenische, georgische und altkirchenslavische Rezensionen). Auch besteht eine gewisse Beziehung zur griechischen Apokalypse des Mose; neben einander entsprechenden Passagen enthalten beide Texte jeweils auch Sondergut; die genaue Abhängigkeit zwischen den beiden Texten ist aber nicht übereinstimmend geklärt. (Vgl. dazu Merk and Meiser 1998: p. 740-776).