(١) سَلامُك رَبَّنا في كلِّ فَجْرٍ بَرِيئاً ما تُغَنِّثُك الذُّمومُ
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(٢) عِبادُك يَخْطَؤُونَ وانتَ ربٌّ بكَفَّيْك الـمَنايَا و الحُتومُ
(٢-a) من الآفات لَسْتَ لها بأهُلٍ ولكنّ الـمُسِميءَ هو الظَلُومُ
(٣) غداةَ يَقول بعضُهم لبعضٍ الا يا ليت أُمَّكم عَقيم
(٤) فلا تَدْنو جهنّمُ من برىءٍ ولا عَدْنٌ يَـحُلُّ بها الاثيم
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١ جَهَنَّمُ تلك لا تُبْقي بَغِيّاً و عَدْنٌ لا يُطالِعُها رَجيمُ
٢ اذا شَبَّتْ جَهَنَّمُ ثُمَّ فارَتْ وأعْرَضَ عن قَوابِسها الجَحيمُ
٣ تُحَشُّ بصَنْدَل ٍ صُمّ ٍ صِلاب ٍ كانّ الضاحِياتِ لها قَضيمُ
٤ فتَسْمو لا يُغَيِّبُها ضَراءٌ و لا تَخْبو فتَبْرُدَها الشُّرومُ
٥ فهم يَطْفون كالأقْذاء فيها لئن لَمْ يَغْفِرِ الربُّ الرحيمُ
٦ بدانية من الآفاتِ نزه براء لا يُرَى فيه سَقيمُ
٧ سَواعِدُها تُحَلَّبُ لا تُصَرَّى بها الايْدي مُحَلَّلَةٌ تَحوم
٨ يَفيضُ حِلابُها مِن غيرِ ضَرْعٍ ولا بَشَمٌ ولا فيها جُزومُ
٩ فيُحْرَمُ عنهُم ولَكُلُّ عَزْفٍ عَجيجٌ لا أحَذُّ ولا يتيمُ
[...]
٢٢ اذا بلغوا التي اجروا إليها تَقَبَّلُهم وحلّل من يصوم
٢٣ وخُفِّفت النُذورُ وأرْدَفَتْهم فُضولُ اللّهِ وانْتَهَتِ القُسوم
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٢٤ تَأمَّلْ صَنْعَ ربِّك غيرَ شَكّ بعينك كيف تَخْتلِف النُجوم
٢٥ فما تَجْري سَوابقُ مُلْجَماتٌ كما تجري ولا طَيْرٌ يحوم
٢٦ روابٍ في النَهار فما تَراها ويمشي مشىَ ليلتِها تعوم
(1). Sei gegrüsst, Herr, bei jeder Morgendämmerung, der du rein bist und an dem kein Makel haftet.
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(2). Deine Knechte sündigen, während du, Herr, Schicksal und Verhängnis in deinen Händen hast,
(2-a). gegenüber den Sünden, an denen du keinen Anteil hast, da vielmehr der Übeltäter es ist, der ungerecht handelt.
(3). An dem Morgen, wo einer zum anderen sagt: "O dass eure Mutter unfruchtbar wäre!" [vgl. 69:27, 78:40],
(4). da tritt die Hölle an keinen Reinen heran, noch kommt ein Sünder in Eden zu wohnen.
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1. Die Hölle dort, die keine Hure übrig lässt, und Eden, das kein Verfluchter schaut.
2. Wenn die Hölle angezündet wird und dann siedet und sich das Höllenfeuer den Feuersuchenden entzieht,
3. dann wird es gefüttert mit festem, hartem Sandalholz, so dass es ist, als wären die an der Aussenseite befindlichen Holzstücke Trockenfutter.
4. Es steigt empor, so dass kein Walddickicht es zudecken kann, und kann nicht verlöschen und von Wasserläufen gekühlt werden.
5. Darin schwimmen sie nun obenauf wie Splitter, wenn nicht der barmherzige Herr verzeiht.
6. [Im Paradies sind] solche, die rein von Übeltaten und gesund sind; einen Kranken sieht man darin nicht.
7. Seine Milchkanäle werden eifrig gemolken und nicht verhalten, und die Hände haben freien Zutritt und kommen von allen Seiten.
8. Sein Melkeimer fliesst über, ohne (dass ein wirkliches) Euter (da wäre), und es gibt dabei keinen Überdruss infolge zu reichlichen Genusses, noch Übersättigung.
9. Da wird (alles Unangenehme) von ihnen verbannt, und fortwährend erschallt Musik.
[...]
22. Wenn sie das (Paradies), dem ihr Lauf galt, erreicht haben, nimmt es sie auf, und ist der Faster von seinen Verpflichtungen entbunden
23. und wird die Last der Gelübde abgenommen und folgen ihnen die Wohltaten Gottes und haben die Schwüre ihr Ende erreicht.
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24. Schau dir unbefangen an, wie geschickt es der Herr eingerichtet hat, dass die Gestirne so wechseln:
25. keine gezäumten Pferde, die als erste am Ziel sind, sind in ihrem Lauf so schnell wie sie, noch Vögel in ihrem Flug.
26. Sie steigen am Tage auf, ohne dass du sie sehen kannst, und legen schwimmend ihren nächtlichen Weg zurück.
Zur umstrittenen Authentizität der Umayya ibn abī ṣ-Ṣalt zugeschriebenen Gedichte vgl. allgemein die Anmerkung zu TUK_0420. V. 10-21 des vorliegenden Gedichts weisen eine so hohe Dichte an koranischen Textelementen auf, dass sie als spätere Nachdichtung koranischer Paradiesbeschreibungen anzusehen sind (so auch Frank-Kamenetzky 1911: p. 48). Für die übrigen Verse gilt dies jedoch nicht: Zwar erscheinen einige auch im Koran zentrale Begrifflichkeiten wie ǧahannam (die "Gehenna"), ǧaḥīm (das "Feuer" der Hölle) und ʿadn ("Eden" als Bezeichnung des Paradieses), doch spricht nichts dagegen, dass diese Ausdrücke bereits in vorkoranischer Zeit geläufig gewesen sein könnten. Insgesamt sind die Paradies- und Höllenschilderungen dieser vermutlich authentischen Verse unabhängig vom Koran - so spricht z. B. V. 7 mit einer charakteristisch poetischen Metapher davon, dass die Milchflüsse des Paradieses "gemolken" werden, während im Koran (Q 47:15) nur die Rede von "Strömen von Milch" ist, "deren Geschmack sich nicht verändert". Die Tatsache, daß V. 7.8 des Umayya-Textes wie Q 47:15 von paradiesischen Milchströmen sprechen, könnte übrigens die koranisierende Erweiterung des Gedichts durch V. 10-21 ausgelöst haben: Ein islamischer Leser dürfte gewusst haben, dass im Koran neben Milchflüssen auch noch Ströme von Wein, Honig und Wasser erwähnt werden - und zumindest Wein und Honig werden dann auch gleich zu Beginn des Einschubs (in V. 10) nachgetragen; es dürfte dann nahegelegen haben, auch noch weitere der den Seligen im Koran verheißenen Annehmlichkeiten zu ergänzen. Ursache der späteren Fortschreibung des Gedichts ist deshalb wohl der Versuch einer Aktualisierung desselben im Lichte koranischer Jenseitsbeschreibungen gewesen. - Die ersten fünf Verse des zitierten Texts sind nur fragmentarisch überliefert; mit Schulthess sind sie aber wohl an den Anfang des Gedichts zu stellen.
Die Bedeutung der hier zitierten und vermutlich authentischen Textteile liegt u. a. darin, dass sie die vorkoranische Verwendung zentraler koranischer Paradies- und Höllenbezeichnungen dokumentieren (ǧahannam, ǧaḥīm, ʿadn). Darüberhinaus belegt der Text, dass der dem Altäthiopischen entlehnte Ausdruck raǧīm zumindest in der Dichtung im Sinne von "verflucht" gebraucht werden konnte; zur Frage seiner koranischen Semantik vgl. den Kommentar zu Q 81:25. Von Interesse ist auch der Gebrauch des im Koran sehr häufigen Gottesattributs raḥīm, "barmherzig". Der Ausdruf der Verdammten "O dass eure Mutter unfruchtbar wäre" erinnert sachlich an die im Koran wiedergegebenen Wünsche der Hölleninsassen, "Staub zu sein" (Q 78:40) bzw. dass mit ihrem Tod alles vorbei gewesen sein möge (Q 69:27). Schließlich deutet der Eröffnungsvers des Intertextes darauf hin, dass die im Koran mehrfach genannte und vermutlich sakral konnotierte "Morgendämmerung" (faǧr) bereits vorislamisch als geeigneter Zeitpunkt für Gebete zum biblischen Schöpfer- und Richtergott galt. Vgl. die erstmalige Evokation des faǧr Q 89:1 sowie weitere Anspielungen auf den Morgen (ṣubḥ, aber auch ḍuḥā etc.) in Q 74:34, 81:18, 91:1.3. 92:2, 93:1; siehe auch die späteren Aussagen über das Morgengebet in Q 17:78 und 24:58; zur kultischen Funktionalität der Morgendämmerung vgl. u. a. den Kommentar zu Q 81:17.18, 89:1 und 91:1.3.
Zu ǧahannam, vgl. Jeffery 1938: p. 105f., zu ʿadn Jeffery 1938: p. 212f.