ጠየቁ፡ ኵሎ፡ ዘውስተ፡ ሰማይ፡ ግብረ፡ እፎ፡ ኢይመይጡ፡ ፍናዊሆሙ፡ ብርሃናት፡ ዘውስተ፡ ሰማይ፡ ከመ፡ ኵሉ፡ ይሠርቅ፡ ወየአርብ፡ ሥሩዕ፡ ኵሉ፡ በበዘመኑ፡ ወኢይትዓደዉ፡ እምትዛዞሙ፡ ርእይዋ፡ ለምድር፡ ወለብዉ፡ እምግብር፡ ዘይትገበር፡ በላዕሌሃ፡ እምቀዳሚ፡ እስከ፡ ተፍጻሜቱ፡ ከመ፡ ኢይትመየጥ፡ ኵሉ፡ ግብሩ፡ ለአምላክ፡ እንዘ፡ ያስተርኢ። ርእይዎ፡ ለሐጋይ፡ ወለክረምት፡ ከመ፡ ኵሉ፡ ምድር፡ መልአት፡ ማየ፡ ወደመና፡ ወጠል፡ ወዝናም፡ የአርፍ፡ ላዕሌሃ።
ጠየቁ፡ ወርኢኩ፡ ከመ፡ ኵሉ፡ ዕፀው፡ እፎ፡ ያስተርእዩ፡ ከመ፡ ይቡስ፡ ወኵሉ፡ አቊጽሊሆሙ፡ ንጉፋት፡ ዘእንበለ፡ ፲ወ፬ ዕፀው፡ ዘኢይትነገፉ፡ እለ፡ ይጸንሑ፡ እምብሉይ፡ እስከ፡ ይመጽእ፡ ሐዲስ፡ እም፪ኤ፡ ወእም፫፡ ክረምት።
ወዳገመ፡ ጠየቁ፡ መዋዕለ፡ ሐጋይ፡ ከመ፡ ኮነ፡ ፀሐይ፡ ላዕሌሀ፡ በቅድሜሃ። አንትሙሰ፡ ተኃሥሡ፡ ምጽላለ፡ ወጽላሎተ፡ በእንተ፡ ዋዕየ፡ ፀሐይ፡ ምድርኒ፡ ትውዒ፡ እሙቀተ፡ ሐሩር፡ ወአንትሙሰ፡ ኢትክሉ፡ ከይዶታ፡ ለምድር፡ ወኢኰኵሐ፡ በእንተ፡ ዋዕያ።
ጠየቁ፡ እፎ፡ ዕፀው፡ በሐመልማለ፡ ኣቍጽል፡ ይትከደኑ፡ ወይፈርዩ፡ ወለብዉ፡ በእንተ፡ ኵሉ፡ ወአእምሩ፡ በክመ፡ ገብረ፡ ለክሙ፡ ለእሎንቱ፡ ኵሎሙ፡ ዘሕያው፡ ለዓለም፡ ወምግባሩ፡ ቅድሜሁ፡ ለለዓመት፡ ዘይከውን። ወኵሉ፡ ምግባሩ፡ ይትቀነዩ፡ ሎቱ፡ ወኢይትመየጡ፡ አላ፡ በከመ፡ ሠርዓ፡ አምላክ፡ ከመዝ፡ ይትገበር፡ ኵሉ። ወርእዩ፡ እፎ፡ አብሕርት፡ ወእፍላግ፡ ኅቡረ፡ ይፌጽሙ፡ ግብሮሙ። አንትሙሰ፡ ኢተዓገሥክሙ፡ ወኢገበርክሙ፡ ትእዘዘ፡ እግዚእ። አላ፡ ተዓደውክሙ፡ ወሐመይክሙ፡ ዓቢያተ፡ ወድሩካተ፡ ቃላተ፡ በአፍ፡ ርኩሳት፡ ዘዚአክሙ፡ ላዕለ፡ ዕበየ፡ ዚአሁ። ይቡሳነ፡ ልብ፡ ኢትከውነክሙ፡ ሰላም፡ ወበእንተዝ፡ አንትሙ፡ መዋዕሊክሙ፡ ትረግሙ፡ ወዓመታተ፡ ሕይወትክሙ፡ ተሐጕሉ፡ ወይበዝኅ፡ መርገም፡ ዘለዓለም፡ ወኢይከውነክሙ፡ ሣህል።
2:1 Beobachtet alle Werke am Himmel, wie sie nicht ihre Bahnen ändern, die Lichter am Himmel [Q 6:96, 7:54, 15:16, 16:12, 41:37], wie sie alle ordnungsgemäß aufgehen und untergehen, alle zu ihrer Zeit und nicht von ihrer Ordnung abweichen [Q 13:2, 14:33, 36:38-40]. 2 Sehet die Erde und achtet auf die Dinge, die auf ihr geschehen vom Anfang bis zum Ende, wie sich kein Werk Gottes verändert in seinem Erscheinen. 3 Und sehet die Trockenzeit und die Regenzeit, wie die ganze Erde gefüllt ist mit Wasser, Gewölk, Tau und Regen, das sich lagert über ihr [Q 2:164, 6:99, 7:57, 14:32, 15:22, 16:10, 20:53, 22:63, 23:18, 25:48-49, 27:60, 30:48-50, 32:27, 35:27, 36:33, 39:21, 41:39, 43:11, 45:5, 50:9, 80:25].
3:1 Beobachtet und sehet alle Bäume [ich beobachtete und sah], wie sie aussehen: dürr und aller ihrer Blätter beraubt - außer den vierzehn Bäumen, die sie nicht abwerfen, (sondern) sie bleiben bei dem alten (Laub), bis das neue kommt, zwei bis drei Regenzeiten lang.
4:1 Und beobachtet auch die Tage der Trockenzeit, wie die Sonne zu ihrem Anfang über ihr (der Erde) steht, und ihr sucht einen kühlen Ort und Schatten wegen der Glut der Sonne, und die Erde brennt vor Glut, und ihr werdet weder auf den Erdboden treten noch auf Felsgestein wegen ihrer Glut.
5:1 Beobachtet, wie sich die Bäume mit dem Grün der Blätter bedecken und Frucht [Q 7:57, 16:11, 23:19, 80:31] tragen. Begreift alles und erkennt, wie für euch das alles der gemacht hat, der da lebt in Ewigkeit, 2 und (wie) seine Werke vor ihm geschehen jedes Jahr und alle seine Werke ihm dienen und sich nicht ändern, sondern wie Gott es geboten hat, so geschieht alles. 3 Und seht, wie die Meere und die Flüsse [Q 13:3, 14:32, 16:14-15, 25:53, 27:61] gemeinsam ihr Werk vollbringen. 4 Aber ihr habt nicht durchgehalten und das Gesetz des Herrn nicht erfüllt, sondern übertreten und habt mit großen und harten Worten aus eurem unreinen Mund gegen seine Majestät geschmäht. Hartherzige, ihr werdet keinen Frieden haben. 5 Und darum werdet ihr eure Tage verfluchen, und die Jahre eures Lebens werden verloren gehen, und ein ewiger Fluch wird mächtig sein, und ihr werdet keine Gnade finden.
Die genannten Koranstellen und Henoch 2:1-5:5 verwenden eine ähnliche Argumentation: Indem die Menschen Gottes Wirken in der Natur betrachten, müssten sie eigentlich zum Glauben an Gott gelangen. Die in den beiden Texten jeweils genannten Manifestationen von Gottes schöpferischer Allmacht (im Koran ʾāyāt "Zeichen" genannt) unterscheiden sich im einzelnen, stimmen aber auch teilweise überein, z.B. darin, daß Gott Regen auf die trockene Erde herabkommen läßt (Um spezifische Übereinstimmungen beider Texte zu verdeutlichen, wurden die jeweiligen Koranstellen in Klammern zur Übersetzung von Hen 2:1-5:5 hinzugefügt). Anders als ähnliche Abschnitte in den Psalmen mit ihrer hymnischen Aussageintention ist eine solche Aufzählung von Naturphänomenen sowohl im Koran als auch im Henochbuch argumentativ ausgerichtet (vgl. Kommentar zu Q 88:17-20), was auch an der expliziten Aufforderung der Menschen zu ihrer Betrachtung deutlich wird (z.B. Hen 2-5 ṭayyaqu, 2:2 rəʾəyəwwā; Q 88:17 a-fa-lā yanẓurūna, Q 80:24, 86:5 fa-l-yanẓuri l-insānu). In beiden Texten findet sich auch der Gedanke, daß diese Vorgänge in der Natur zum Nutzen der Menschen geschaffen wurden (Hen 5:1 wa-ʾaʾməru ba-kama gabra lakəmu la-ʾəllontu kwəllomu za-ḥəyaw la-ʿālam; z.B. Q 80:32 matāʿan lakum wa-li-anʿāmikum). Koran und Henochbuch gemeinsam ist auch der Vorwurf an die Menschen, ihrer religiösen Verpflichtung, die aus der Beobachtbarkeit göttlichen Wirkens in der täglichen Lebenswelt resultiert, nicht nachgekommen zu sein (Hen 5:4; z.B. Q 26:5-8, 27:60-64, 30:51, 36:46, 50:5, 53:15, 80:23), sowie die Androhung der dafür zu erwartenden Strafe (Hen 5:4-5, z.B. Q 88:24). Anders als der Koran legt Hen 2:1-5:5 zudem einen besonderen Schwerpunkt auf die göttliche Ordnung, der sich die verschiedenen Naturphänomene unterwerfen. Darin kontrastieren diese mit dem Verhalten der Menschen, die Gottes Gebote übertreten. Ausführlich zu den ʾāyāt im Koran vgl. Neuwirth 2010: p. 433-450.
Das Äthiopische Henochbuch besteht aus mehreren zu unterschiedlichen Zeiten (3.-1. Jh. v. Chr.) entstandenen Traktaten: 1) Das Buch der Wächter; 2) Die Bilderreden; 3) Das Astronomische Buch; 4) Das Buch der Traumvisionen; 5) Die Epistel Henochs. Die Zusammenfassung zu einem Buch wurde wahrscheinlich nach der Zeitenwende von einem jüdischen Redaktor vorgenommen. Anhand von Henochs Himmelsreisen, Visionen und Mahnreden (bzw. -schriften) werden vor allem die Themen Eschatologie, Kosmologie und Weisheit behandelt. Entstanden sind die Traktate des Äthiopischen Henochbuchs vermutlich in antihellenistischen apokalyptischen Kreisen, die der Qumrangemeinschaft nahestanden. Mit anderen in Qumran gefundenen Schriften teilt das Äthiopische Henochbuch verschiedene Elemente: die Gestalt des Urweisen, deren Prototyp Henoch ist, dem die himmlischen Geheimnisse offenbart werden; die Deutung der Geschichte von Adam bis zum Ende; die Schilderung der Endzeit mit Krieg und Vernichtung, auf die das Gericht Gottes folgt, in dem der Satan und die gefallenen Engel sowie die Sünder vernichtet werden, während für die Frommen eine ewige Heilszeit anbricht. Die Frage nach der ursprünglichen Sprache (aramäisch oder hebräisch) des Äthiopischen Henochbuches ist nicht übereinstimmend geklärt; so wurden neben mehreren aramäischen Fragmenten in Qumran auch zwei hebräische gefunden. Später wurde das Buch auch im Christentum rezipiert, wovon Fragmente in verschiedenen Sprachen (griechisch, koptisch, syrisch, lateinisch) zeugen. Vollständig erhalten ist das Henochbuch dagegen nur in der äthiopischen Übersetzung (vermutlich im 5.-7. Jh. aus dem Griechischen übersetzt); wahrscheinlich dadurch bedingt, daß es bis heute Teil des Kanons der äthiopischen Kirche ist, während es in anderen christlichen Konfessionen und im Judentum heute kaum mehr eine Rolle spielt. (Vgl. dazu Uhlig 1984: p. 466-497).