Vorderseite der Münze (Avers):
Transliteration der mittelpersischen Aufschrift (Abb. 1 blau umrandeter Text):
Yzdklty GDE ʾpzwty
Arabische Randlegende (Abb. 1: grün umrandeter Text):
بسم الله
Rückseite der Münze (Revers):
Transliteration der mittelpersischen Aufschrift (Abb. 2: blau umrandeter Text):
20 SK [= Sakastan]
Vorderseite der Münze (Avers):
"Yazdgerd, er hat den Herrscherglanz vergrößert" (Abb. 1 blau umrandeter Text)
Randlegende: "Im Namen Gottes!" [= "Gültig"] (Abb. 1: grün umrandeter Text)
Rückseite der Münze (Revers):
"[geprägt im Jahr] 20 [in] Sākastan" (Abb. 2: blau umrandeter Text)
Philippe Gignoux sieht in den mittelpersischen Inschriften und
Aufschriften sāsānidischer Artefakte Indizien dafür, dass die
bismillāh-Formel aus der mittelpersischen Formel "Im Namen der Götter" (pad nām ī yazdān) entstanden ist (siehe Curiel, Gignoux 1976: pp. 165-69). Die sāsānidische Invokationsformel (vgl. TUK_1288 und TUK_1289)
könnte somit einen Vorläufer der islamischen
Invokationsformel darstellen (Gignoux 1979: 162-163). Die am Rand der angezeigten arabo-sāsānidischen Münze aufgeprägte Anrufungsformel bi-smillāhi belegt die Verwendung dieser koranischen Formel ("Im Namen Gottes"), die auch die beiden ersten Wörter von Q 1:1 darstellt. Sie erscheint in Q 11:41 (vgl. TUK_0086),
wo Noah mit der kurzen Formel die Gläubigen zum Betreten der Arche
auffordert. Im heutigen
Sprachgebrauch vieler Muslime markiert die Formel bi-smi llāhi
oder die Basmala
den Beginn einer Handlung oder einer Reise und wird z.B. beim Betreten eines Hauses ausgesprochen. Auch in Q 6:121 könnte diese Anufungsformel gemeint
sein, wenn verlangt wird, dass die Gläubigen kein
Fleisch verzehren dürfen, "über dem (beim Schlachten) der Name Gottes
nicht ausgesprochen worden ist". Die schriftliche Verwendung der Basmala erscheint in
Q 27:30 belegt, wo sie als Einleitungsformel des Briefes Salomons an die Königin von Saba durch sie eingeleitet wird. Als Einleitungsformel von Briefen, Dokumenten und Verträgen ist sie bereits in Papyri des 7. Jahrhundert belegt, wie z.B. in
PERF 558 aus dem Jahr 643 (siehe TUK_1493).
Die Anrufungsformel bi-smi llāhi ("Im Namen Gottes") erscheint auf arabo-sasadnidischen Münzen (früharabische Münzen, die in Form und Gestaltung sāsānidischen Münzen folgen). Bis in die Umayyadenzeit hinein bewahrten die arabischen Herrscher die Form der vormaligen Zahlungsmittel, die durch hinzugefügte arabische Texte zu gültigen Zahlungsmitteln wurden. Diese Praxis ist bis in die Umayyadenzeit nachweisbar, bis im Jahr 696 Kalif ʿAbdalmalik b. Marwān (reg. 685-705) beide Münzseiten ausschließlich mit arabischen Texten und in der Regel bildlos prägen ließ (Heidemann 2009). Die abgebildete Münze enthält nach Angaben des Wiener Münzkabinetts folgende Texte: "Vorderseite: Bekrönte Büste nach dem Vorbild des letzten Sasaniden-Königs Yazdgerd III. (regierte 632–651); Pehlevi-Aufschrift „Yazdgerd, er hat den Herrscherglanz vergrößert“, am Rand arabische Aufschrift „Im Namen Gottes“; Rückseite: Feueraltar mit zwei Assistenzfiguren; Pehlevi-Aufschrift „(Jahr) 20 (= immobilisiertes Regierungsjahr des Yazdgerd) – SK (= Sakastan)“. Die nach 651 n.Chr., nach dem Tod Yazdgerd III., geprägte arabisch-sassanidische Münze enthält die Formel bi-smi llāh, die außerhalb des arabisch-sassanidischen Raumes auf islamischen Siegeln und Intaglios (Gemmen mit eingravierter bildlicher Darstellung) vor dem Ende des 7. Jahrhunderts selten auftritt, wobei lediglich ein Artefakt aus dem ostarabischen Raum in der von Gignoux erwähnten Referenz, Ludwik Kalus, Catalogue des cachets, bulles et talismans islamiques, Bibl. Nationale, Paris, 1981, p. 11, no. 1.1.2. (Kalus 1981), angegeben wird (vgl. TUK_1492).
Die dreigliedrige Basmala ("Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes", siehe “Basmala,” in EI 1 Band 1, 1913, pp. 689-90; EI 2
Band 1, 1960, pp. 1116-17) könnte historisch auch mit der christlichen
Formel "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" in
Verbindung stehen, vgl. TUK_0417)
und spielt in der christlichen Tradition, als Text, der durch das Kreuzzeichen nonverbal artikuliert wird, eine zentrale Rolle (siehe TUK_1385). Auch in den dreigliedrigen Einleitungstexten der Inschriften
des christlichen Königs Abraha (vgl. z.B. die Inschriftenstele von Marib TUK_1259)
lässt sich das Echo der christlichen Formel erkennen. Die traditionelle Deutung von ar-raḥmān als
Adjektiv übersieht, dass im vorislamischen Arabien seit dem 4.
Jahrhundert bei Juden und Christen der Gottesname Raḥmān-ān (die Ensilbe
/-ān/ ist im Sabäischen der Artikel) geläufig war, auf den arab. ar-raḥmān zurückgeht (Lehnbildung). Neben der Basmala kennt die islamische Tradition eine kürzere Anrufungsformel, bi-smi llāh
("im Namen Gottes" siehe Q 11:41), die sich bereits im 7. Jahrhundert
nachweisen lässt. Nach Auffassung von Philippe Gignoux hatten
mittelpersische Anrufungsformeln wie "Im Namen der Götter" (vgl. die
Inschriften von Paikuli TUK_1288 und Mešgīn-Šahr TUK_1289) Einfluss auf die Entstehung frühislamischer Invokationsformeln (Gignoux 1979; Gignoux and Algar 1989).
Vorderseite der Münze (Avers):
mittelpersisch (Abb. 1: blau umrandeter Text): Yazdgerd xwarrah abzūd
arabische Randlegende (Abb. 1: grün umrandeter Text): bi-smi llāhi
Rückseite der Münze (Revers):
mittelpersisch (s. Abb. 2: blau umrandeter Text): 20 SK