3:1 Höre nun über die dir gezeigten Himmel! Der unterste erschien dir darum dunkel, weil er alle Ungerechtigkeit der Menschen sieht. 2 Und er hat Feuer, Schnee und Eis, zubereitet für den Tag des Gerichts, an (dem) Gott (sein) gerechtes Gericht (ausübt). In ihm sind alle Geister, die zur Vergeltung an den Menschen dienen. 3 Im zweiten (Himmel) sind die Mächte der Schlachtreihen, aufgestellt für den Tag des Gerichts, Vergeltung zu üben an den Geistern des Irrtums und an Beliar. Und über ihnen sind die Engel. 4 Im (Himmel) über allen verweilt die große Herrlickeit, hoch über jeder Heiligkeit. 5 Im nächsten (darunter) sind die Erzengel, die Dienst tun und zum Herrn Sühne darbringen für alle (unwissentlichen) Verfehlungen der Gerechten. 6 Sie bringen dem Herrn Wohlgeruch des Räucherwerks als ein vernünftiges und unblutiges Opfer dar. 7 In dem (Himmel) darunter sind Engel, die Antworten bringen den Engeln des Angesichts des Herrn. 8 Im nächsten (darunter) gelegenen (Himmel) sind Throne und Gewalten. In ihm werden beständig Hymnen Gott dargebracht.
Laut Q 40:7-9 bitten die Engel, die Gottes Thron tragen und ihn umgeben, um Vergebung für die Gläubigen. Eine ähnliche Vorstellung findet sich auch im Testament der zwölf Patriarchen, demzufolge die Erzengel Sühneopfer für die Verfehlungen der Gerechten darbringen. Zur Fürsprache durch die Engel im Judentum vgl. Schäfer 1975: p. 28-30, 62-64 mit weiteren Belegstellen.
Bei den Testamenten der zwölf Patriarchen handelt es sich um eine
pseudepigraphische Schrift, die dem hellenistischen Judentum zuzuordnen
ist. Sie wurde mehrfach überarbeitet und erweitert, wobei der Grundstock
vermutlich im 2. Jh. v. Chr. in Ägypten entstanden ist. Im 2. Jh. n.
Chr. erfolgte schließlich noch eine christliche Redaktion. Im Aufbau
orientieren sich die Testamente der zwölf Patriarchen an Genesis 49, wo
Jakob vor seinem Tod seine Söhne versammelt, sie segnet und kurz das
Schicksal jedes Stammes voraussagt. In den Testamenten sind es nun
Jakobs zwölf Söhne selbst, die vor ihrem Tod ihren eigenen Söhnen ihre
Lebensgeschichte erzählen, ihnen Mahnungen mit auf den Weg geben und die
Zukuft des Stammes und ganz Israels vorhersagen. Dabei behandelte
Themen sind das Liebesgebot, das Lob des Landmannes, die Vorrangstellung
Levis und Judas sowie der Themenkomplex Sünde - Exil - Rückkehr. Die
Testamente der zwölf Patriarchen wurden auf Griechisch verfasst; daneben
existieren armenische und slawische Rezensionen. Außerdem gibt es
Gemeinsamkeiten des Testament Levis mit in Qumran gefundenen Fragmenten
der aramäischen Levi-Tradition. (Vgl. dazu Becker 1980: p. 16-29)