9. Πάλιν δ' ἐπὶ τὴν πρώτην τοῦ ζ ῴου σύστασιν ἐπανάγωμεν τὸν λόγον· καὶ ὅπως γε ἡμῖν εὔτακτός τε ἅμα καὶ σαφὴς γίγνοιτο, διελώμεθα τέτταρσι χρόνοις τὴν σύμπασαν τῶν κυουμένων δημιουργίαν. πρῶτος μέν, ἐν ᾧ κατὰ τὰς ἀμβλώσεις τε καὶ κατὰ τὰς ἀνατομὰς ἡ τοῦ σπέρματος ἰδέα κρατεῖ. κατὰ τοῦτον τὸν χρόνον οὐδ' Ἱπποκράτης ὁ πάντα θαυμάσιος ἤδη που κύημα καλεῖ τὴν τοῦ ζ ῴου σύστασιν, ἀλλ', ὡς ἀρτίως ἠκούσαμεν ἐπὶ τῆς ἑκταίας ἐκπεσούσης, ἔτι γονήν. ἐπειδὰν δὲ πληρωθῇ μὲν τοῦ αἵματος, ἡ καρδία δὲ καὶ ὁ ἐγκέφαλος καὶ τὸ ἧπαρ ἀδιάρθρωτα μὲν ᾖ καὶ ἀμόρφωτα, πῆξιν δ' ἠδη τινὰ καὶ μέγεθος ἀξιόλογον ἕχῃ, δεύτερος μὲν οὗτος ὁ χρόνος ἐστί, σαρκοειδὴς δὲ καὶ οὐκέτι γονοειδής ἐστιν ἡ οὐσία τοῦ κυήματος. οὐκοῦν οὐδὲ γονὴν ἔτι προσαγορεύοντα τὸν Ἱπποκράτην τοιαύτην ἰδέαν εὕροις ἄν, ἀλλ', ὡς εἴρηται, κύημα. τρίτος ἐπὶ | τῷδε χρόνος, ἡνίκα, ὡς εἴρηται, τὰς μὲν τρεῖς ἀρχὰς ἔστιν ἰδεῖν ἐναργῶς, ὑπογραφὴν δὲ τινα καὶ οἷον σκιαγραφίαν ἁπάντων τῶν ἄλλων μορίων. ἐναργεστέραν μὲν γὰρ ὄψει τὴν περὶ τὰς τρεῖς ἀρχὰς διάπλασιν, ἀμυδροτέραν δὲ τὴν τῶν κατὰ τὴν γαστέρα μορίων, καὶ πολὺ δὴ τούτων ἔτι τὴν κατὰ τὰ κῶλα. ταῦτα γάρ ὕστερον, ὡς Ἱπποκράτης ὠνόμαζεν, ὀζοῦται, τὴν πρὸς τοὺς κλάδους ἀναλογίαν ἐνδεικνύμενος τῇ προσηγορίᾳ.
Τέταρτος δ' οὗτός ἐστι καὶ τελευταῖος χρόνος, ἡνίκα ἤδη τά τ' ἐν τοῖς κώλοις ἅπαντα διήρθρωται, καὶ οὐδ' ἔμβρυον ἐτι μόνον, ἀλλ' ἤδη καὶ παιδίον ὀνομάζει τὸ κυούμενον ὁ θαυμάσιος Ἱπποκράτης, ὅτε καὶ ἀσκαρίζειν καὶ κινεῖσθαί φησιν, ὡς ζῷον ἤδη τέλειον.
Die Entwicklung des Menschen zwischen Zeugung und Geburt wird vom Mediziner Galen (129-199) als vierstufiger Prozess beschrieben: (1) Samen, (2) Blutgebilde, (3) erster Körper aus Fleisch und Knochen, (4) Körper mit differenzierten Organen und Gliedern. Das Werk des Galen, das als Synthese und Referenzwerk der antiken Medizin bis in die Neuzeit Geltung hatte, war im Mittelmeerraum und im Nahen Osten durch Übersetzungen ins Syrische (durch Sergios von Resh Aina, gest. 532 in Konstantinopel), und später ins Arabische durch den Gelehrten und Übersetzer Ḥunain ibn Isḥāq (gest. 873) bekannt. Sergios widmete sich (wie einige andere insbesondere ostsyrische Christen) der Übersetzung griechischer Medizin und wurde zum vielleicht bedeutendsten Übersetzer medizinischer griechischer Literatur in die syrische Sprache. Nach der Verfolgung der ostsyrischen Christen im byzantinischen Reich wurde die 555 n.Chr. vom iranischen Herrscher Anurshirvan in der südmesopotamischen Stadt Gundeshapur gegründete Medizinschule zu einem bedeutenden Zentrum der Rezeption und Weiterentwicklung der griechischen Medizin. In Q 23:12 wird zunächst die Erschaffung des ersten Menschen angesprochen: Nach koranischer Darstellung wird der erste Mensch von Gott aus Lehm (arab. ṭīn) geschaffen. Im Anschluss an die kosmologische Schaffung wird (Verse 13-14) die physiologische Entstehung des Menschen geschildert. Auch in Sure 22 (in Zusammenhang mit der Auferstehung des Menschen nach dem Tod) spricht der Koran vom Wunder der Entstehung des Menschen zwischen Zeugung und Geburt. Wie in Q 23:12 wird kurz die Schaffung des ersten Menschen aus Erde (arab. turāb) erwähnt, anschließend werden die Stufen der physiologischen Entwicklung des Menschen im Mutterleib geschildert. Beide Textstellen sprechen von einer Entwicklung des Embryos, die mit dem Samentropfen (arab. nuṭfa) beginnt, auf den dann das Stadium des Blutgebildes (arab. ʿalaqa) folgt, der sich dann zu einem Fleischgebilde (arab. muḍġa) weiterentwickelt, aus dem dann der "körperlich geformte und noch nicht vollständig gestaltete" (Q 22:5 min muḍġatin muḫallaqatin wa-ġairi muḫallaqatin) Embryo entsteht. In der Beschreibung von Sure 23 wird das Fleischgebilde zu Knochen, die mit Fleisch bedeckt werden (arab. fa-ḫalaqnā l-muḍġata ʿiẓāman fa-kasaunā l-ʿiẓāma laḥman). Diese Lebensform erhält dann schließlich eine neue Qualität: In Q 23:12 heißt es : "Hierauf ließen wir ihn als neues (w. anderes) Geschöpf entstehen. So ist Gott voller Segen. Er ist der beste Schöpfer." In Q 22:5 wird das geformte und zugleich noch nicht vollständige Geschöpf zu einem Zeichen göttlicher Macht, da Gott den Menschen seine Macht "deutlich macht" (arab. li-nubayyina). Wie der Text des Galen zeigt, scheinen die Stadien der Embryoentwicklung, wie sie der Koran an zwei Stellen differenziert schildert, das medizinische Wissen der spätantiken Welt wiederzuspiegeln, zumindest ist die Darstellung mit dem medizinischen Wissen im siebten Jahrhundert n.Chr. kompatibel. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang auch, dass in den Darstellungen der pränatalen Stadien das Wirken Gottes nach der letzten Stufe des Fleischkörpers (arab. muḍġa) besonders hervorgehoben wird, gerade so, als ob die wissenschaftiche Beschreibung ohne die Einbeziehung göttlichen Wirkens dem eigentlichen, dem Menschen letztendlich unverständlichen Geschehen nicht gerecht wird. Zur Entstehung des Embryos in einem syrischen Lehrschreiben des Jakob von Sarug (gest. 521) vgl. TUK_0955 (Entstehung des Embryos im Brief an Mar Julian).
But let us take the account back again to the first conformation of the animal, and in order to make our account orderly and clear, let us divide the creation of the foetus overall into four periods of time. The first is that in which, as is seen both in abortions and in dissection, the form of the semen prevails. At this time, Hippocrates too, the all-marvelous,does not yet call the conformation of the animal a foetus; as we heard just now in the case of semen voided in the sixth day, he still calls it semen. But when it has been filled with blood, and heart, brain and liver are still unarticulated and unshaped yet have by now a certain solidarity and considerable size, this is the second period; the substance of the foetus has the form of flesh and no longer the form of semen. Accordingly you would find that Hippocrates, too no longer calls such a form semen but, as was said, foetus. The third period follows on this, when, as was said, it is possible to see the three ruling parts clearly and a kind of outline, a silhouette, as it were, of all the other parts. You will see the conformation of the three ruling parts more clearly, that of the parts of the stomach more dimly, and much more still, that of the limbs. Later on they form "twigs", as Hippocrates expressed it, indicating by the term their similarity to branches. The fourth and final period is at the stage when all the parts in the limbs have been differentiated; and at this part Hippocrates the marvellous no longer calls the foetus an embryo only, but already a child, too, when he says that it jerks and moves as an animal now fully formed.