10:1 Und es geschah, als ich die Stimme hörte, die solche Worte zu mir sprach, da schaute ich hierhin und dahin. 2 Und, siehe, da war kein menschlicher Odem, und mein Geist erfüllte sich mit Grauen. 3 Meine Seele entfloh mir, und ich wurde einem Stein gleich und fiel nieder zu Boden, da ich keine Kraft mehr hatte, aufrecht auf dem Boden zu stehen. 4 Und als ich mit dem Angesicht auf der Erde lag, hörte ich die Stimme (des Heiligen) sagen: "Gehe, Jaoel, der du meinen Namen trägst, vermittels meines unaussprechlichen Namens richte diesen Mann wieder auf und stärke ihn von seinem Zittern." 5 Und der Engel kam, den er mir in der Gestalt eines Mannes gesandt hatte, und er nahm mich bei der Rechten und stellte mich auf meine Füße. 6 Und er sprach zu mir: "Stehe auf, (Abraham), Freund des Gottes, der dich liebgewonnen hat, menschliches Zittern soll dich nicht umfangen! 7 Denn, siehe, ich bin dir zugesandt, dich zu stärken und zu segnen im Namen des Gottes, der dich liebgewonnen hat, des Schöpfers des Himmels und der Erde. Fürchte dich nicht und eile zu ihm."
Die koranische Beschreibung Abrahams als "Freund Gottes" (wa-ʾaḫaḏahu Allāh ḫalīlan) entspricht u. a. der Apokalypse Abrahams 10:6. Vgl. bereits Jesaja 41:8 und 2 Chronik 20:7 sowie Jakobus 2:23 (TUK_0467). Die koranische Wendung nimmt insofern einen in der biblischen Traditionen mehrfach bezeugten Ausdruck auf und ist nicht notwendigerweise als Bezugnahme speziell auf die Apokalypse Abrahams zu verstehen.
Die Apokalypse Abrahams besteht aus zwei Teilen: der erste Teil berichtet von der Bekehrung Abrahams zu Gott, der zweite Teil, der die eigentliche Apokalypse ausmacht, von Abrahams Himmelsreise und Vision. Der Text ist nur auf Altkirchenslawisch überliefert, in das er aus dem Griechischen übersetzt wurde, dürfte allerdings auf einem hebräischen Original aus dem 1. Jh. beruhen (siehe Philonenko-Sayar und Philonenko 1982: p. 415-419).