ወበውእቱ፡ ጊዜ፡ መሠጠኒ፡ ደመና፡ ወዓውሎ፡ ነፋስ፡ እምገጻ፡ ለምድር፡ ወአንበረኒ፡ ውስተ፡ ጽንፈ፡ ሰማያት፡ ወበህየ፡ ርኢኩ፡ ራእየ፡ ካልአ፡ ማኅደሪሆሙ፡ ለጻድቃን፡ ወምስካባቲሆሙ፡ ለቅዱሳን። በህየ፡ ርእያ፡ አዕይንትየ፡ ማኅደሪሆሙ፡ ምስለ፡ መላእክት፡ ወምስካባቲሆሙ፡ ምስለ፡ ቅዱሳን፡ ወይስእሉ፡ ወያስተበቊዑ፡ ወይጼልዩ፡ በእንተ፡ ውሉደ፡ ሰብእ፡ ወጽድቅ፡ ከመ፡ ማይ፡ ይውሕዝ፡ በቅድሜሆሙ፡ ወምሕረት፡ ከመ፡ ጠል፡ ውስተ፡ ምድር፡ ከመዝ፡ ውእቱ፡ ማእከሎሙ፡ ለዓለመ፡ ዓለም።
3 Und zu jener Zeit riß mich eine Wolke und ein Sturmwind von der Erde und setzte mich ab am Ende der Himmel. 4 Und ich sah dort eine andere Vision: die Wohnungen der Gerechten und die Ruheorte der Heiligen. 5 Hier sahen meine Augen ihre Wohnungen bei den Engeln und ihre Ruheorte bei den Heiligen, und sie baten, flehten und beteten für die Menschenkinder, und Gerechtigkeit floß wie Wasser vor ihnen und Barmherzigkeit wie Tau auf der Erde. So ist es unter ihnen für immer und ewig.
Der Koran bezeichnet an zahlreichen Stellen das Paradies, aber auch die Hölle als "Wohnung" (maṯwā, dār). Ähnlich spricht das äthiopische Henochbuch von der Wohnung (māḫdar) der Heiligen und Gerechten. Vgl. auch Johannes 14:1-4 (TUK_0219) und Babylonischer Talmud, Schabbat, 152a (TUK_0220).
Das Äthiopische Henochbuch besteht aus mehreren zu unterschiedlichen Zeiten (3.-1. Jh. v. Chr.) entstandenen Traktaten: 1) Das Buch der Wächter; 2) Die Bilderreden; 3) Das Astronomische Buch; 4) Das Buch der Traumvisionen; 5) Die Epistel Henochs. Die Zusammenfassung zu einem Buch wurde wahrscheinlich nach der Zeitenwende von einem jüdischen Redaktor vorgenommen. Anhand von Henochs Himmelsreisen, Visionen und Mahnreden (bzw. -schriften) werden vor allem die Themen Eschatologie, Kosmologie und Weisheit behandelt. Entstanden sind die Traktate des Äthiopischen Henochbuchs vermutlich in antihellenistischen apokalyptischen Kreisen, die der Qumrangemeinschaft nahestanden. Mit anderen in Qumran gefundenen Schriften teilt das Äthiopische Henochbuch verschiedene Elemente: die Gestalt des Urweisen, deren Prototyp Henoch ist, dem die himmlischen Geheimnisse offenbart werden; die Deutung der Geschichte von Adam bis zum Ende; die Schilderung der Endzeit mit Krieg und Vernichtung, auf die das Gericht Gottes folgt, in dem der Satan und die gefallenen Engel sowie die Sünder vernichtet werden, während für die Frommen eine ewige Heilszeit anbricht. Die Frage nach der ursprünglichen Sprache (aramäisch oder hebräisch) des Äthiopischen Henochbuches ist nicht übereinstimmend geklärt; so wurden neben mehreren aramäischen Fragmenten in Qumran auch zwei hebräische gefunden. Später wurde das Buch auch im Christentum rezipiert, wovon Fragmente in verschiedenen Sprachen (griechisch, koptisch, syrisch, lateinisch) zeugen. Vollständig erhalten ist das Henochbuch dagegen nur in der äthiopischen Übersetzung (vermutlich im 5.-7. Jh. aus dem Griechischen übersetzt); wahrscheinlich dadurch bedingt, daß es bis heute Teil des Kanons der äthiopischen Kirche ist, während es in anderen christlichen Konfessionen und im Judentum heute kaum mehr eine Rolle spielt. (Zu Datierung und Textgeschichte siehe Uhlig 1984: p. 466-497).