In Q 36:33–42 wird die Schöpfung gepriesen: Gott belebt die abgestorbene Erde neu (Q 36:34), er hat Gärten, Paare von Tieren und die Pflanzenwelt erschaffen. Er lässt Tag und Nacht entstehen durch den Lauf der Sonne und den Mond auf einer festen Bahn ziehen und habe die Gestirne und das Himmelsgewölbe geschaffen. Als Zeichen seiner Gnade habe Gott die Menschen „auf ein beladenes Schiff“ getan (fi l-fulki l-mašḥūni, Q 36:41), ein Ausdruck, der sowohl für die Arche in Q 26:119 als auch für das Schiff von Yūnus (Jonas) in Q 37:140 verwendet wird. Explizit werden allerdings weder Jonas noch Noah in Q 36 genannt. Im darauffolgenden Q 36:42 (wa-ḫalaqnā lahum min miṯlihī mā yarkabūna, „wir haben für sie [die Menschen] ähnliches geschaffen, auf dem sie reisen“) heißt es dann, dass Gott Fahrzeuge für die Menschen „geschaffen“ (ḫalaqnā, „wir haben geschaffen“) habe, womit wahrscheinlich Schiffe gemeint sind. Die Mehrzahl der bei aṭ-Ṭabarī (839–923) genannten exegetischen Meinungen vertritt die Auffassung, dass es sich um Schiffe oder das Schiff Noahs handele, ein kleiner Teil sieht in der Formulierung Kamele oder Tiere bezeichnet (vgl. aṭ-Ṭabarī, Bd. 10, 445–446). Die Formulierung verwundert auf den ersten Blick, da nur an dieser einen Stelle im Koran (ausgedrückt durch Verb ḫalaqa „schöpfen“) von einer „Schöpfung von Schiffen“ die Rede ist. Die gemeinsame Erwähnung von Schöpfung und Transportmitteln ist jedoch im Koran auch an anderen Stellen belegt: Q 2:164 und Q 40:79–80 erwähnen Reittiere und Schiffe als Zeichen der Schöpfung Gottes. Gott erweise nach Q 10:22 und Q 23:21–23 (eine Textpassage, der die Noahgeschichte folgt) dem Menschen Gnade, indem er ihn zu Wasser und zu Lande reisen lasse, insbesondere auf Schiffen, die er den Menschen zu Diensten gestellt habe (Q 16:14, Q 17:66, Q 22:65, Q 30:46, Q 31:31, Q 35:12, Q 45:12 und Q 14:32, wo auch die Schöpfung von Himmel und Erde genannt wird). Diese Erwähnungen stehen einer Formuierung nahe, dass Gott auch und Schiffe „erschaffen habe“ (Q 36:34).
Die angegebene Textstelle aus dem Traktat „Über die Vorsehung“ des ostsyrischen Theologen Josef Hazzaya (8. Jh.) erwähnt in Zusammenhang mit dem Bau der Arche, dass Gott den Menschen damals den Schiffsbau gelehrt habe und dass es Noah gewesen sei, der zum ersten Mal ein Schiff erbaut habe. Bereits in Genesis 6,14–16 wird geschildert, wie Gott Noah das Bauen des Schiffes lehrt, was auch in der koranischen Noaherzählung ein Echo findet (vgl. Q 11:37–38, „ [...] und verfertige ein Schiff unter unseren Augen und so wie wir es eingeben das Schiff“). Q 36:34 spricht jedoch nicht davon, dass Gott den Menschen den Schiffbau gelehrt habe, sondern von einer Innovation, die mit dem Verb „schöpfen“ (ḫalaqa) bezeichnet wird, dass sonst für die Erschaffung der Welt und des Menschen verwendet wird. Sind es im Koran die Schiffe (und Reittiere), die im Zusammen mit der Schöpfung genannt werden und durch die der Mensch reisen kann, wenn Gott es ihm erlaubt, so ist es in der Erzählung bei Josef Hazzaya Gott als Lehrmeister, der dem Menschen den Schiffbau erstmalig lehrt. Diese Exegese dürfte, da Josef ältere apokryphe Traditionen zu sammeln pflegte, in die vorislamische Zeit zurückreichen, auch wenn die Datierung letztendlich unsicher bleibt und keine Parallelüberlieferungen in der syrischen Exegese bekannt sind.
Es ist möglich, dass das Verb ḫalaqa hier im übertragenen Sinne verwendet ist, was dann allerdings die einzige Textpassage im Koran wäre, bei denen das Verb ḫalaqa („schöpfen“) nicht in der Grundbedeutung zu verstehen ist. Die Textpassage aus Josefs Traktat zeigt, dass auch in Teilen der syrischen Tradition der Schiffsbau als eine besondere Innovation verstanden wurde, deren Entstehung letztendlich auf göttliches Handeln zurückgeht.
Der Traktat „Über die Providenz“ des Josef Hazzaya, eines syrischsprachigen Persers aus Nemrud, ist ein biblisch-theologisches Kompendium im Gewand einer Auslegung zu einzelnen Episoden aus den ersten Kapiteln des Buchs Genesis (zum Autor s. Scher 1910; vgl. Kavvadas 2015).