١ الحمدُ للهِ مُمْسانَا ومُصْبَحَنَا بالخَيْر صَبَّحَنا ربّي وَمسّانا
٢ ربِّ الخَلِيقة لَمْ تَنْفَدْ خَزائنُها مَمْلُوءَةً طَبَّقَ الآفاقَ أشْطانا
٣ اَلا نَبِيَّ لَنا مِنّا فيُخْبِرَنا ما بُعْدُ غَايَتِنا مِن رأْس ِ مَجْرانا
٤ بَيْنَا يُرَبِّبُنا آباؤُنا هَلَكوا وبَيْنَما نَقْتَني الأَوْلادَ أَفْنانا
٥ وقد عَلِمْنا لَوَ آنّ الِعْلمَ يَنْفَعُنا أَنْ سَوْفَ تَلحَقُ أُخْرانا بأُولانا
٦ وقد عَجِبْتُ وما بالمَوْت مِن عَجَبٍ ما بالُ أحْيائِنا يَبْكونَ مَوْتانا
[?...]
٧ يا ربُّ [يا ربِّ] لا تَـجْعَلَنّي كافِراً أَبَدًا واجْعَل سريرةَ قَلْبي الدهرَ إيمانا
٨ واخْلِطْ به بِنْيَتي و اخْلِطْ به بَشري واللَحْمَ والدَمَ ما عُمِّرْتُ إِنْسانا
٩ إنّي أَعوذُ بـمَن حَجَّ الحجيجُ له والرافِعون لِدين الله أَركانا
١٠ مسلِّمين اليه عند حَجِّهم لَمْ يَبْتَغوا بثَوابِ اللهِ أَثْمانا
1. Lob sei Gott von uns am Abend und Morgen [Q 30:17] - schenkt er uns doch jeden Morgen und Abend Gutes -,
2. dem Herrn der Schöpfung mit ihren unerschöpflichen Schatzkammern [Q 6:50, 11:31, 15:21, 17:100, 38:9, 52:37, 63:7], der die Horizonte übereinander gereiht hat wie Stricke.
3. Haben wir keinen Propheten unter uns, der uns ansagen könnte, wieweit unser Endziel entfernt ist von unserm Ausgangspunkte?
4. Während uns unsere Eltern aufzogen, sind sie dahingegangen, und während wir Kinder bekommen, lässt uns (das Schicksal) plötzlich verschwinden.
5. Nun, wir wissen ja - möchte uns dieses Wissen frommen! - dass sich an unser erstes Leben das andere anschliesst.
6. Ich wundere mich wahrlich, da der Tod ja nichts zum Verwundern ist, warum bei uns die Lebenden die Toten beweinen.
[...?]
7. O Herr, lass mich nie zu den Ungläubigen gehören, sondern lass immer den Glauben meine innerste Herzenssache sein,
8. und lass ihn mir in meinen Körper, in Haut, Fleisch und Blut übergehen, solange ich als Mensch zu leben habe.
9. Ich suche meinen Hort bei dem, zu dem die Wallfahrer pilgern und die, die Gottes Religion Stützen aufrichten,
10. den Gruss an ihn richtend bei ihrer Wallfahrt, ohne sich göttliche Belohnung ausbedungen zu haben.
Zur umstrittenen Authentizität der Umayya ibn abī ṣ-Ṣalt zugeschriebenen Gedichte vgl. allgemein die Anmerkung in TUK_0420. Von dem hier zitierten Gedicht, sind weitere Fragmente erhalten, vgl. TUK_0563. Frank-Kamenetzky betrachtet den hier zitierten Einleitungsteil als authentisch (Frank-Kamenetzky 1911: p. 48), wobei vielleicht im Hinblick auf V. 7-10 mit ihrer Anspielung auf den ḥaǧǧ Vorsicht angebracht ist. Von besonderem Interesse ist V. 3: "Haben wir keinen Propheten unter uns, der uns ansagen könnte, wieweit unser Endziel entfernt ist von unserm Ausgangspunkte?" Natürlich könnte es sich hierbei um eine spätere Fälschung handeln, die dem Ziel dient, eine dem Auftreten Muhammads vorausgehende Erwartungshaltung unter vorislamischen Monotheisten (den sogenannten Ḥanīfen) zu konstruieren, denen Umayya ibn abī ṣ-Ṣalt ja in der islamischen Überlieferung zugerechnet wird. Andererseits ist keineswegs auszuschließen, dass sich in vorislamischer Zeit biblisch gebildete, jedoch nicht dem Judentum oder Christentum zugehörige Araber wie Umayya gefragt haben könnten, ob nicht auch ihnen ein eigener Prophet zuteil werden könnte. Für die Authentizität des Textes ließe sich vielleicht auch noch anführen, dass Muhammad nach koranischem Verständnis ja keineswegs die Aufgabe hat zu verkünden, wann das Ende der Welt eintreten wird; die koranischen Verkündigungen erfüllen insofern die in V. 3 artikulierte Erwartung an einen arabischen Propheten gar nicht, was zumindest auf den ersten Blick für die Authentizität des Textstücks spricht.
Zum Begriff nabiyy, vgl. Jeffery 1938: p. 131ff.