ויואל משה לשבת את האיש (/שמות/ ב'). ר' יהודה אמר: שנשבע לו, ואין ויואל אלא לשון שבועה, שנאמר: ויאל שאול את העם (שמ"א =שמואל א'= יד). ולמה השביעו? אמר לו: יודע אני שיעקב אביכם, כשנתן לו לבן בנותיו, נטלן והלך לו חוץ מדעתו. שמא אני נותן לך את בתי, את עושה כך? מיד נשבע לו ונתן לו את צפורה בתו. ור' נחמיה אומר: קבל עליו ללון עמו, ואין ויואל אלא לשון לינה, שנאמר: הואיל נא ולין (שופטים יט). ורבותינו אומרים: קבל עליו לרעות צאנו
Und Mose willigte ein d. i. nach R. Jehuda, er schwur ihm zu, denn das Wort wa-yoʾel bedeutet nichts anderes als šəḇuʿa Schwur vgl. 1 Sam 14:12: "Und Saul beschwor das Volk." Und warum beschwor er ihn? Er sprach zu ihm: Ich weiss, mein Sohn, dass Jakob, euer Vater, als als Laban ihm seine Töchter gab, ohne dessen Wissen fortging, vielleicht machst du es auch so mit mir, wenn ich dir meine Tochter gebe. Darum schwor er [Mose] ihm sofort und er [Laban] gab ihm die Zippora. R. Nechemja sagt: Er willigte ein, bei ihm zu übernachten, denn das Wort wa-yoʾel bedeutet nichts anderes als übernachten vgl. Ri 19:7: "Willige doch ein und bleibe über Nacht." Unsere Rabbinen sagen aber: Er ging darauf ein (willigte ein), seine Schafe zu weiden.
Q 28:26-28 berichtet von Moses Vereinbarung mit seinem zukünftigen
Schwiegervater, ihm im Gegenzug für die Heirat mit dessen Tochter einige
Jahre zu dienen. Diese Vereinbarung findet sich so nicht in der Bibel.
Dort heiratet Mose Jithros Tochter (vgl. TUK_0100), es findet sich aber kein Hinweis auf eine Dienstzeit Moses bei seinem
Schwiegervater. Die Dienstzeit im Austausch für die Tochter erinnert
vielmehr an die Übereinkunft von Jakob und Laban in Genesis (vgl. TUK_0158). Heinrich Speyer weist darauf hin, dass auch im Midrasch eine Verbindung zwischen den Erzählungen über
Mose und Jakob hergestellt wurde, die darin besteht, dass beide ihre Frauen am Brunnen gefunden und die Schafe getränkt hätten (Speyer 1931: p. 250) (Vgl. TUK_1099). Wie der hier zitierte Text zeigt, gibt es aber noch eine weitere Stelle im Midrasch Exodus Rabba, die im Hintergrund der Dienstzeit Moses bei seinem Schwiegervater in Q 28:26-28 stehen könnte. Dort wird in der Diskussion über die Bedeutung von wa-yoʾel (Ex 2:21) als mögliche Interpretation genannt, dass Mose zugestimmt habe, die Schafe seines Schwiegervaters zu weiden. Davor wird als weitere mögliche Bedeutung von wa-yoʾel "schwören" angegeben, und dies so begründet, dass Mose seinem Schwiegervater gegenüber geschworen hatte, da dieser befürchtete, Mose könnte ihn genauso verlassen wie Jakob den Laban. Die Wilna-Ausgabe fügt außerdem noch einen weiteren Satz hinzu: "Das Wort wa-yoʾel heisst nichts anderes als hatḥala
anfangen. Als er nämlich seine Tochter geheiratet hatte, fing er an und
nahm es auf sich, seine (des Schwiegervaters) Schafe zu weiden." Dieser Teil fehlt aber in der kritischen Edition von Shinan, eventuell handelt es sich um einen späteren Zusatz.
Die Datierung von Exodus Rabba ist umstritten. Obwohl Shinan zufolge die Endredaktion von Exodus Rabba erst im 10. Jh. stattgefunden hat, ist doch eine Verwendung früherer Traditionen wahrscheinlich. Aufgrund der relativ späten Endredaktion kann nicht ausgeschlossen werden, dass bereits islamische Elemente Eingang in Exodus Rabba gefunden haben. Allgemein zur Problematik der Datierung von Exodus Rabba siehe Günter Stemberger, Einführung in Talmud und Midrasch, 9. Auflage, München 2011, S. 342-343.
And Moses was content (Ex 2:21). R. Judah said: He swore to him, because the word (wa-yoʾel) is an expression for taking an oath, as it says: But Saul adjured (wa-yoʾel) the people (1 Sam 14:24). Why did [Jethro] adjure him? Because he said unto him: "I know that Jacob your ancestor, when Laban gave him his daughters, took them and left him without his knowledge. I am afraid if I give you my daughter you will do the same to me!" Whereupon, Moses swore at once and he gave unto him Zipporah. R. Nehemia said that he agreed to abide with him, for the word (wa-yoʾel) always refers to residence, as it is said: be content (hoʾel), I pray thee, and tarry all night (Ri 19:6). The Sages said: He agreed to tend his flock.