ΕΡΩΤ. ΛΓʹ.
Σαβᾶ ποῖόν ἐστιν ἔθνος;
Αἰθιοπικόν. Ἐντεῦθεν δὲ αὐτοὺς κεῖσθαί φασι τῆς θαλάσσης τῆς Ἰνδικῆς. Ὀνομάζουσι δὲ αὐτοὺς Ὁμηρίτας. Κατάντικρυ δέ εἰσι τῶν Αὐξουμιτῶν· μέση δὲ τούτων κἀκείνων ἡ θάλασσα. Τούτων ἐβασίλευσεν ἡ θαυμασία ἐκείνη γυνὴ ἧς ἐπῄνεσε τὴν σπουδὴν ἐν τοῖς ἱεροῖς Εὐαγγελίοις ὁ Δεσπότης Χριστός. Ἀκούσασα γὰρ τὰ περὶ τῆς τοῦ Σολομῶντος σοφίας θρυλλούμενα, ὁδὸν παμπόλλων ἐξήνυσεν ἡμερῶν, καὶ κέρδος τὸν πόνον ὑπέλαβε, καὶ τοῦτον τῆς ἐν βασιλείοις τροφῆς προτετίμηκε, καὶ διὰ τῆς ἐν βασιλείοις τροφῆς προτετίμηκε, καὶ διὰ τοῦ Σολομῶντος τὸν τῆς σοφίας ἀνύμνησε χορηγόν. «Γένοιτο γὰρ, ἔφη, Κύριος ὁ Θεός σου εὐλογημένος, ὃς ἠθέλησεν ἐν σοὶ δοῦναί σε ἐπὶ θρόνον Ἰσραὴλ, τοῦ στῆσαι αὐτὸν εἰς τὸν αἰῶνα· καὶ ἔθετό σε βασιλέα ἐπ’ αὐτοὺς, τοῦ ποιεῖν κρίμα ἐν δικαιοσύνῃ, καὶ ἐν κρίμασιν αὐτοῦ.» Ἐγὼ δὲ τῆς ἀποστολικῆς ἀνεμνήσθην διδασκαλίας, ἣ τοὺς δίχα νόμου δικαιωθέντας ἐθαύμασεν· «Ὅταν γὰρ, φησὶν, ἔθνη τὰ μὴ νόμον ἔχοντα φύσει τὰ τοῦ νόμου ποιῇ, οὗτοι νόμον μὴ ἔχοντες ἑαυτοῖς εἰσι νόμος.» Καὶ αὕτη γὰρ ἀλλόφυλος οὖσα, καὶ μήτε νόμον δεξαμένη θεῖον, μήτε προφητικῆς ἀπολαύσασα γεωργίας, ἠρκέσθη τῷ τῆς φύσεως νόμῳ, καὶ τὴν δικαιοσύνην ἐθαύμασε, καὶ τὴν δικαίαν κρίσιν εὐφήμισε, καὶ διὰ τοῦ δεξαμένου τῆς σοφίας τὸ δῶρον, τὸν μεγαλόδωρον ὕμνησεν.
Frage 33: Was für ein Volk ist Saba?
(Es ist das) äthiopische (Volk). Dort bei ihnen befindet sich, so sagt man, das indische Meer. Man nennt sie auch Omeriten. Sie befinden sich nämlich gegenüber von den Axumiten, denn zwischen diesen und jenen befindet sich das Meer. Über dieses Volk hat jene wunderbare Frau als Königin geherrscht, deren Eifer der Herr Christus in den heiligen Evangelien gepriesen hat. Denn als sie die Gerüchte über die Weisheit Salomos hörte, vollendete sie einen Weg von sehr vielen Tagen und nahm die Mühe (des Weges) als einen Gewinn an, ehrte dies mehr als die königliche Lebensweise und pries durch Solomon den Spender der Weisheit.
Denn sie sagt: “Gepriesen sei der Herr dein Gott, der an dir Gefallen fand und dich auf den Thron Israels setzte, damit er (sc. Israel) auf ewig Bestand habe. Und er hat dich als König über sie eingesetzt, damit du Recht mit Gerechtigkeit übst, und in ihren Urteilen” (1. Könige 10,9).
Ich erinnere mich aber an die apostolische Lehre, welche diejenigen ehrt, die ohne das Gesetz gerecht gemacht wurden: “Wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz” (Röm 2,14). Denn auch diese war aus einem anderen Stamm und hatte weder das göttliche Gesetz erhalten, noch zog sie Nutzen aus der prophetischen Bildung, doch war mit dem Gesetz der Natur zufrieden, ehrte die Gerechtigkeit und lobte den gerechten Urteil und, durch den der die Gabe der Weisheit bekam (d.h. Salomo), besang sie den großen Gabenspender (d.h. Gott).
In seiner Auslegung der biblischen Erzählung von Salomo und der Königin von Saba (vgl. TUK_1404, TUK_1405) folgt Theodoret von Kyrrhos der Tradition der exegetischen Schule von Antiochien, welche besonders an den historischen (literalen) Sinn der Bibel und an ihre typologische Deutung interessiert ist (zu Typologie im Allgemeinen, siehe Hall 2002). So fasst Theodoret in seinem Kommentar zu den Königsbüchern (Quaestiones in libros Regnorum, Frage 33) zunächst die in der Antike geläufigen historischen und geographischen Informationen über die Königin von Saba zusammen (den "literalen Sinn"). Theodoret identifiziert das Volk "Saba" mit den Äthiopiern, die am anderen Ufer des Meeres, gegenüber von Axum (d.h. das heutige Äthiopien), wohnen. Damit ist wahrscheinlich der Südwesten der arabischen Halbinsel (Arabia Felix, der heutige Jemen) gemeint, worauf auch die Bezeichnung "Omeriten" (d.h. Himjariten) deutet. Es ist jedoch auch möglich, dass hier auch die in der Antike verbreitete Verbindung bzw. Verwechslung zwischen Indien und Äthiopien vorliegt (vgl. dazu Schneider 2016), da in späteren syrischen Texten zu Salomo und der Königin von Saba u.a. Fragen über "Indien" gestellt werden (siehe Brock 1979).
Ähnlich wie Origenes (TUK_1442) interpretiert Theodoret die Reise der Königin zu Salomo aus der Perspektive der christlichen Heilsgeschichte (typologisch). Die Tatsache, dass die Königin die Weisheit Salomos und deren göttlichen Ursprung anerkennt und ein Bekenntnis zum Gott Israels ablegt, wird unter Heranziehung der Evangelien (vgl. TUK_1419, TUK_1420) und des Römerbriefs (Röm. 1-2) als Typus für die Bekehrung der Heiden zum Christentum gedeutet: So wie die Königin von Saba, die weder das Gesetz Mose, noch irgendeine "prophetische Bildung" (προφητικὴ γεωργία, wörtl. "Ackerbau") besaß, durch ihre eigenen Bemühungen zur Erkenntnis des Gottes Israels kommt, so können auch die Heiden, laut Paulus, Gott erkennen indem sie dem "natürlichen Gesetz" folgen und fromm handeln (Röm. 2,14).
Eine ähnliche Deutung der Erzählung von Salomo und der Königin von Saba bietet auch der Koran in Q 27:22-44, wo der Akzent ebenfalls auf die Bekehrung der Königin zum wahren Glauben fällt. Wie Theodoret besteht der Koran darauf, dass die Königin und ihr Volk "nicht rechtgeleitet sind" (fa-hum lā yahtadūna, Q 27:24) bzw. dass sie "ungläubig" sind (innahā kānat min qaumin kāfirīna, Q 27:43) und die Sonne anbeten (yasǧudūna li-š-šamsi min dūni llāhi, Q 27:24). Wie in der christlichen Deutung führt erst das Treffen mit Salomo zur Bekehrung der Königin und zu ihrer Bekenntnis zum "Herrn der Welten" (wa-ʾaslamtu maʿa sulaimāna li-llāhi rabbi l-ʿālamīna, Q 27:44).
In Unterschied zu Theodoret (und zu anderen patristischen Kommentatoren) stellt der Koran jedoch diesesTreffen als Teil einer ausführlichen und komplexen Rahmenerzählung dar, die mehrere außerbiblische Elemente überarbeitet. So spielt z.B. die im Testamentum Salomonis beschriebene Gewalt Salomos über die Geister eine wichtige Rolle in der Entfaltung der koranischen Erzählung (Q 27:39-40, siehe dazu TUK_1280). Auch wird der für Theodoret zentrale paulinische Gedanke des "natürlichen Gesetzes" ausgeblendet. Im Koran initiert Salomo selber das Treffen mit der Königin von Saba, indem er sie zur Ergebung auffordert (wa-ʾtūnī muslimīna, Q 27:31), sie bedroht (Q 27:37), und ihre Bekehrung durch verschiedene Kunstgriffe (die Überführung des Throns von Saba nach Jerusalem mit der Hilfe der ǧinn, Q 27:41-42, der gläserne Fußboden, Q 27:44, vgl. dazu TUK_1418) verursacht.
Zur Königin von Saba in der rabbinischen Tradition, siehe TUK_1406, TUK_1421.