Dieser Teil wird zur Zeit bearbeitet.
1:1 An dem Tage, an dem ich die Götter (meines) Vaters Thare und die Götter meines Bruders Nachor aushobelte, da fragte ich mich, welcher (von ihnen) wirklich der starke Gott sei, ich, Abraham, als die Zeit kam, mein Opfer dazubringen. Da ich den Opferdienst meines Vaters Thare an seinen hölzernen (und) steinernen, goldenen (und) silbernen, erzenen und eisernen Göttern beendet hatte, betrat ich ihren Tempel für den Dienst. 2 Ich fand einen aus Stein ausgehauenen Gott namens Marumath, der auf den Boden zu Füßen des eisernen Gottes Nahon niedergestürzt war. 3 Und es geschah, daß, als ich (dieses) sah, sich mein Herz verwirrte. 4 (Und) ich dachte in meinem Geiste, daß ich, Abraham, ihn nicht allein an seinen Platz wieder aufrichten könne, denn er war schwer, da er aus einem großen Stein gemeißelt war. 5 Und ich ging, dieses meinem Vater zu melden. 6 Und er trat mit mir hinein, und wir beide richteten ihn mit großer Mühe auf und stellten ihn an seinen Platz, aber der Kopf fiel von ihm ab, derweil ich noch am Kopf festhielt. 7 Und es geschah, daß mein Vater, als er sah, daß der Kopf Marumaths von ihm gefallen war, zu mir sprach: "Abraham!" und ich sprach: "Hier bin ich." Und er sprach zu mir: "Bringe mir ein kleines Beil aus dem Haus." Und ich brachte (es) ihm aus dem Hause. 9 Und er hieb einen anderen Marumath ohne Kopf aus einem anderen Stein und (er setzte darauf) den Kopf, der von Marumath herabgefallen war, und was übrigblieb von Marumath, (das) zerschlug er. 2:1 Und er verfertigte fünf andere Götter und gab sie mir. Er befahl mir, sie draußen auf der Straße der Stadt zu verkaufen. 2 Und ich sattelte den Esel meines Vaters und legte sie darauf. Ich ging hinaus auf die große Straße, um sie zu verkaufen. 3 Und siehe, da kamen Händler aus Fandana in Syrien, mit Kamelen nach Ägypten ziehend, um (dort scharlachrote Stoffe vom Nil zu kaufen, und ich befragte sie, und sie taten mir kund), und ich unterhielt mich mit ihnen. 4 Eines von den Kamelen schrie auf, der Esel erschrak und lief davon und ließ die Götter zu Boden fallen. 5 Und drei von ihnen zerbrachen, und es blieben zwei übrig. 6 Und es geschah, als die Syrer sahen, daß ich Götter hatte, sprachen sie zu mir: "Warum hast du uns nicht gesagt, daß (du Götter hast? Wir hätten sie gekauft), bevor der Esel den Schrei des Kamels hörte. Und so hättest du keinen Verlust gehabt. 7 Gib (uns doch) wenigstens die übriggebliebenen Götter, und wir werden dir einen richtigen Preis geben." (Und ich überlegte in meinem Herzen. Und sie gaben einen den zerbrochenen Göttern entsprechenden Preis) für die übriggebliebenen Götter. 8 Denn ich war in meinem Herzen betrübt, (ich wußte nicht), wie ich meinem Vater den Preis der Ware bringen würde. 9 Und ich warf die drei zerbrochenen (Götter) ins Wasser des Flusses Gur, der an jenem Ort war, und sie versanken in der Tiefe, und es blieb nichts von ihnen übrig. 3:1 Da ich aber meines Weges ging, geriet mein Herz in Unruhe, und die Gedanken in mir verwirrten sich. 2 Und ich sprach in meinem Herzen: "Siehe, Marumath ist gefallen, und er war nicht fähig, sich in seinem Tempel wieder aufzurichten, und ich habe ihn auch nicht allein bewegen können, bevor mein Vater kam; und wir haben ihn zu zweit aufgerichtet. Und (mein Vater) setzte ihn auf einen anderen Stein, von einem anderen Gott, den er ohne Kopf gemacht hatte. 4 Die übrigen fünf Götter aber, die vom Esel heruntergefallen sind, konnten sich weder selbst aus der Not helfen, noch dem Esel etwas zuleide tun, weil dieser (sie) zerbrochen hatte. Und ihre Bruchstücke sind nicht aus dem Fluß herausgekommen. 5 Und ich sprach zu meinem Herzen: "Wenn es also ist, wie könnte denn Marumath, der Gott meines Vaters, dessen Kopf aus einem Stein geschaffen ist, und er selbst aus einem anderen, einen Menschen retten oder das Gebet eines Menschen hören und ihm etwas gewähren?" 4:1 Und da ich so nachsann, kam ich zu dem Hause meines Vaters, und ich tränkte den Esel und legte ihm Heu hin. 2 Ich holte das Geld hervor und legte (es) meinem Vater Thare in die Hand. 3 Als er dies sah, freute er sich (und) sprach: "Gesegnet seist du, Abraham, von meinem Gott, denn du hast den Preis der Götter gebracht, so daß meine Mühe nicht vergebens war." 4 Und ich antwortete (und) sprach zu ihm: "Höre, Vater Thare, gesegnet (seien) die Götter von (dir, denn du bist ihr Gott, da) du sie geschaffen hast. Denn ihr Segen ist Verderben und ihre Macht ist eitel; und sie konnten sich selbst nicht helfen. Wie können sie dir helfen oder mich segnen? 5 Ich bin es , der gut zu dir gewesen in dieser Angelegenheit, denn durch meine Klugheit habe ich dir das Geld für die zerbrochenen Götter gebracht." 6 Und als er meine Worte hörte, geriet er in großen Zorn gegen mich, weil ich grausame Worte gegen seine Götter gesprochen hatte. 5:1 Ich aber, den Zorn meines Vaters bedenkend, ging hinaus. (Und als ich herausgegangen war), rief er mich zurück und sagte: "Abraham!" Und ich sprach: "Hier bin ich." 2 (Und er sprach): "Nimm und sammle die Späne des Holzes, aus dem ich die Götter aus Tannenholz gemacht habe, ehe du kamst. Bereite mir die Speise zum Mittagessen!" 3 Und es geschah, daß, während ich die Holzspäne sammelte, ich unter ihnen einen kleinen Gott fand, der in Reisigbündel zu meiner Linken geraten war; und auf seiner Stirn stand geschreiben: "Gott Barisat". 4 Und ich sagte meinem Vater nicht, daß ich den hölzernen Gott Barisat in den Spänen gefunden hatte. 5 und es geschah, daß ich die Späne ins Feuer legte, um meinem Vater die Speise zu bereiten. 6 Als ich hinausging, um (ihn) über die Speise zu befragen, setzte ich Barisat ans Feuer, das soeben aufflammte, und sprach mahnend zu ihm: "Paß auf Barisat, (daß) das Feuer nicht erlischt, bis ich zurückkehre. Wenn es erlischt, blase darauf, damit es wieder aufbrennt." Ich ging hinaus und verwirklichte meine Absicht. 7 Und als ich zurückkam, fand ich Barisat umgefallen seiner ganzen Länge nach; seine Füße waren vom Feuer umgeben und schrecklich verbrannt. 8 Ich lachte laut auf (und) sprach in mir selbst: "Wahrhaftig, Barisat, du verstehst es, das Feuer anzuzünden und die Speise zu kochen!" 9 Und es geschah, daß, während ich so in meinem Geiste spach, dieser allmählich ganz vom Feuer verbrannt und zu Asche wurde. 10 Und ich setzte meinem Vater die Speise vor, und er aß sie. Und ich gab ihm Wein und Milch, und er trank. 11 Und er war zufrieden und segnete seinen Gott Marumath. 12 Und ich sprach zu ihm: "Vater Thare, segne nicht deinen Gott Marumath, lobe ihn nicht. Lobe vielmehr deinen Gott Barisat, denn aus Liebe zu dir hat er sich ins Feuer gestürzt, um dir deine Speise zu kochen." 13 Und er sprach zu mir: "Wo ist er jetzt?" "Er wurde durch den Grimm des Feuers in Asche verwandelt und ist zu Staub geworden." 14 Und er sprach: "Groß ist Barisats Kraft! Ich will heute noch einen anderen machen, und morgen soll er mir meine Nahrung bereiten." 6:1 Ich aber, Abraham, als ich solche Worte meines Vaters hörte, lachte in meinem Geiste auf und stöhnte in Bitternis (und) im Zorn meiner Seele. 2 Und ich sprach: "Wie kann denn irgendetwas, das er selbst geschaffen hat, Götzenbilder, meinem Vater eine Hilfe sein? Soll denn der Leib seiner Seele unterworfen sein, und die Seele - dem Geist, (und) der Geist aber - dem Wahnsinn (und) der Unwissenheit?" 3 Und ich sagte: "Es geziemt sich, einmal Böses zu ertragen, ich will mein Gemüt zur Reinheit lenken, und ich werde ihm meine Gedanken offen darlegen." 4 Ich antwortete (und) sprach: "Vater Thare, welchen dieser Götter du auch loben magst, so bist du doch unsinnig in deinem Denken. 5 Siehe, die Götter meines Bruders Nachor, die im heiligen Tempel stehen, sind verehrungswürdiger als deine. 6 Denn, siehe, Zuch, der Gott meines Bruders Nachor, ist verehrungswürdiger als dein Gott Marumath, denn er ist aus dem von den Menschen gepriesenen Gold geschaffen. Und wenn er mit den Jahren alt wird, so wird er neu hergestellt. 7 Marumath dagegen, wenn er sich verändert oder zerbricht, kann nicht erneuert werden , denn er ist Stein. 8 Und was soll ich sagen von dem Gott Joauv, der bei Zuch steht? 9 Barisat selbst wurde vom Feuer verbrannt und ist zu Asche geworden, und es ist nichts mehr von ihm übrig. 10 Und du sprichst. "Heute will ich einen anderen machen, und morgen wird er mir mein Essen bereiten!" Er ist ganz und gar zugrunde gegangen!"
Verschiedene Koranstellen handeln von der Auseinandersetzung Abrahams mit seinem Vater und seinem Volk wegen deren Götzendienst. Eine solche Auseinandersetzung ist in verschiedenen Schriften überliefert, wobei vor allem Genesis Rabba (vgl. TUK_0660) Q 21:58-67 nahesteht. Der hier zitierte Text aus der Apokalpse Abrahams weist zwar keine spezifische Übereinstimmung mit der koranischen Version auf, bietet aber einen Einblick in möglicherweise im Hintergrund der koranischen Erzählung stehende Traditionen.
Die Apokalypse Abrahams besteht aus zwei Teilen: der erste Teil berichtet von der Bekehrung Abrahams zu Gott, der zweite Teil, der die eigentliche Apokalypse ausmacht, von Abrahams Himmelsreise und Vision. Der Text ist nur auf Altkirchenslawisch überliefert, in das er aus dem Griechischen übersetzt wurde, dürfte allerdings auf einem hebräischen Original aus dem 1. Jh. beruhen (siehe Philonenko-Sayar und Philonenko 1982: p. 415-419).