Q 25:75, Q 39:20, Q 29:58 und Q 34:37 erwähnen ein „Obergemach“ (ġurfa), in denen die Seligen nach dem Tod wohnen. Die mit ġurfa bezeichneten Wohnkammern des Paradieses befinden sich im Himmel, der wie ein großes Gebäude aus mehreren Geschossen besteht und auch ein „Dach“ hat (saqf, vgl. Q 21:32, Q 43:33 und Q 52:5). Die Vorstellung von einem Himmelsgebäude ist im nahöstlichen Christentum gut bezeugt, wie die 3. Homelie des Narsai (ca. 410–503) über die Schöpfung zeigt (TUK 1599). Im vorliegenden Abschnitt aus dem Traktat „Über die Providenz“ erklärt ein weiterer ostsyrischer Theologe, Josef Hazzaya (geb. 710–713), dass Christus und seine Heiligen, d.h. die Erlösten im „oberen Geschoss“ (syr. madira ʿalayya) des Himmels wohnen werden. Da Josef Hazzaya ein Vertreter der Allerlösungslehre war, sind wahrscheinlich bei ihm alle Menschen gemeint, die in seinem Verständnis oberhalb des Firmaments nach ihrem Tod wohnen werden. (Nach seiner Lehre büßen alle Menschen nach dem Tod für ihre Taten und werden dann alle ins Paradies aufgenommen.) Während bei Narsai der Aufbau des Himmels beschrieben wird, der auf einem Weltbild mit der Erde in Form einer Scheibe beruht (TUK 1599), wird im angezeigten Text das Obergeschoss des Himmels als Ort beschrieben, an dem die Seligen nach dem Tode wohnen werden.
Der Traktat „Über die Providenz“ des Josef Hazzaya (geb 710-713), eines syrischsprachigen Persers aus Nemrud (in der Nähe der heutigen Stadt Adıyaman in der Türkei), ist ein biblisch-theologisches Kompendium im Gewand einer Auslegung zu einzelnen Episoden aus den ersten Kapiteln des Buches Genesis (zum Autor selbst vgl. Scher 1910 und Kavvadas 2015).
Nestor Kavvadas