27. Item potest movere, quomodo intellegi oporteat quod hic dictum est: Masculus, qui non circumcidetur carnem praeputii sui octava die, interibit anima illa de genere eius, quia testamentum meum dissipavit, cum haec nulla culpa sit parvuli, cuius dixit animam perituram, nec ipse dissipaverit testamentum Dei, sed maiores, qui eum circumcidere non curarunt; nisi quia etiam parvuli, non secundum suae vitae proprietatem, sed secundum communem generis humani originem omnes in illo uno testamentum Dei dissipaverunt, in quo omnes peccaverunt. Multa quippe appellantur Testamenta Dei exceptis illis duobus magnis, Vetere et Novo, quod licet cuiquen legendo cognoscere. Testamentum autem primum, quod factum est ad hominem primum, profecto illud est: Qua die ederitis, morte moriemini. Unde scriptum est in libro, qui Ecclesiasticus appellatur: Omnis caro sicut vestis veterescit. Testamentum enim a saeculo: Morte morieris. Cum enim lex evidentior postea data sit, et dicat Apostolus: Ubi autem non est lex, nec praevaricatio, quo pacto in Psalmo quod legitur verum est: Praevaricatores aestimavi omnes peccatores terrae, nisi quia omnes legis alicuius praevaricatae sunt rei, qui aliquo peccato tenentur obstricti? Quamobrem si etiam parvuli, quod vera fides habet, nascuntur non proprie, sed originaliter peccatores, unde illis gratiam remissionis peccatorum necessariam confitemur: profecto eo modo, quo sunt peccatores, etiam praevaricatores legis illius, quae in paradiso data est, agnoscuntur; ut verum sit utrumque, quod scriptum est, et: Praevaricatores aestimavi omnes peccatores terrae, et: Ubi lex non est, nec praevaricatio. Ac per hoc, quia circumcisio signum regenerationis fuit et non immerito parvulum propter originale peccatum, quo primum Dei dissipatum est testamentum, generatio disperdet, nisi regeneratio liberet: sic intellegenda sunt haec verba divina, tamquam dictum sit: Qui non fuerit regeneratus, interibit anima illa de genere eius, quia testamentum Dei dissipavit, quando in Adam cum omnibus etiam ipse peccavit. Si enim dixisset: Quia hoc testamentum meum dissipavit, non nisi de ista circumcisione intellegi cogeret; nunc vero, quoniam non expressit cuiusmodi testamentum parvulus dissipaverit, liberum est intellegere de illo testamento dictum, cuius dissipatio pertinere posset ad parvulum. Si autem hoc quisquam non nisi de ista circumcisione dictum esse contendit, quod in ea testamentum Dei, quoniam non est circumcisus, dissipaverit parvulus: quaerat locutionis aliquem modum, quo non absurde possit intellegi, ideo dissipasse testamentum, quia licet non ab illo, tamen in illo est dissipatum. Verum sic quoque animadvertendum est nulla in se neglegentia sua iniuste interire incircumcisi animam parvuli nisi originalis obligatione peccati.
So kann man auch eine Schwierigkeit finden in der Auffassung der Stelle: „Das männliche Wesen, das nicht beschnitten werden wird am Fleische seiner Vorhaut am achten Tage, eine solche Seele wird zugrunde gehen aus ihrem Geschlechte, weil sie meinen Bund gebrochen hat“; denn das ist doch nicht eine Schuld des Kindes, dessen Seele dem Untergang geweiht erscheint, noch auch hat das Kind den Bund mit Gott gebrochen, sondern die Eltern, die es nicht beschneiden ließen. Allein auch die Kinder haben, zwar nicht im Hinblick auf die eigene und ihnen zuzumessende Lebensführung, wohl aber im Hinblick auf den gemeinsamen Ursprung des Menschengeschlechtes, alle ohne Ausnahme den Bund mit Gott gebrochen in jenem einen, „in welchem alle gesündigt haben“. Denn außer jenen zwei großen Bündnissen, dem Alten und dem Neuen Bunde, werden noch viele andere genannt, wie man sich leicht aus der Schrift überzeugen kann. Der erste Bund aber, der geschlossen wurde mit dem ersten Menschen, ist zweifellos der: „An dem Tage, da ihr davon esset, werdet ihr des Todes sterben“. Deshalb heißt es in dem Buche, das man Ecclesiasticus nennt: „Alles Fleisch wird alt wie ein Kleid. Denn es ist ein Bund von weltewig her: Des Todes wirst du sterben“. Denn allerdings ist das Gesetz in voller Bestimmtheit erst später gegeben worden und sagt der Apostel: „Wo aber kein Gesetz ist, da gibt es auch keine Übertretung“; aber gleichwohl ist wahr, was im Psalme steht: „Für Übertreter habe ich erachtet alle Sünder der Erde“; dies kann aber nur den Sinn haben, daß alle, die in irgendeine Sünde verstrickt sind, schuldig sind der Übertretung eines Gesetzes. Wenn also nach der Lehre des wahren Glaubens auch die Kinder als Sünder geboren werden, nicht als persönliche, sondern von ihrem Ursprung her, weshalb wir bekennen, daß für sie die Gnade des Nachlasses der Sünden notwendig sei, so läßt sich leicht erkennen, daß sie, wie Sünder, so auch Übertreter sind, und zwar eben jenes Gesetzes, das im Paradiese gegeben ward; so daß beides wahr ist, was geschrieben steht: „Für Übertreter habe ich erachtet alle Sünder der Erde“, und: „Wo kein Gesetz ist, da gibt es auch keine Übertretung“. Weil demnach die Beschneidung ein Sinnbild der Wiedergeburt war und die Geburt, wenn nicht die Wiedergeburt rettend dazwischen tritt, mit vollem Rechte das Kind zugrunde richtet wegen der Erbsünde, so hat man jenen Ausspruch Gottes so zu verstehen, als wenn es hieße: „Wer nicht wiedergeboren ist, eine solche Seele wird zugrunde gehen aus ihrem Geschlechte“, weil sie den Bund mit Gott gebrochen hat, als sie in Adam mit allen selbst auch sündigte. Hieße es freilich: „weil sie diesen meinen Bund gebrochen hat“, so könnte man nur an die Beschneidung denken; so aber, weil nicht ausdrücklich gesagt ist, welchen Bund das Kind gebrochen hat, steht es frei, das Wort auf einen Bund zu beziehen, von dessen Bruch auch bei dem Kinde die Rede sein kann. Will man aber den Ausspruch durchaus auf die Beschneidung beziehen, also in dem Sinne auffassen, daß in ihr das Kind den Bund mit Gott gebrochen hat, weil es nicht beschnitten worden ist, so möge man sich in einer Weise ausdrücken, die der allein vernünftigen Auffassung gerecht wird, daß das Kind den Bund deshalb gebrochen hat, weil er zwar nicht von ihm, wohl aber an ihm gebrochen worden ist. Indes auch so geht, wie zu beachten ist, die Seele des unbeschnittenen Kindes bei dem Mangel selbstverschuldeter Vernachlässigung gerechterweise nur durch ihre Verwicklung in die Erbsünde zugrunde.
Q 20:115 erwähnt, dass Gott mit Adam einen Bund geschlossen habe (wa-laqad ʿahidnā ʾilā ʾādam). Ein solcher Bund findet sich noch nicht im Buch Genesis, ist aber Teil der späteren jüdischen und christlichen Tradition (vgl. auch TUK_1103), so z.B. bei Augustinus, der das Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, als Bundesschluß interpretiert. Adams Übertretung des Verbotes deutet er daher als Bruch dieses Bundes und begründet daraus die Vorstellung von der Erbsünde, ein Konzept, das sich im Koran gar nicht findet. Stattdessen spricht der Koran davon, dass Adam "vergaß" (fa-nasiyā), und berichtet im Anschluß daran von Adams Ungehorsam (Q 20:120-121), allerdings gefolgt von Gottes Verzeihung (Q 20:122; vgl. TUK_1111). Auch die Vertreibung auf die Erde ist im Koran mit der Verheißung einer künftigen Rechtleitung der Menschen verbunden (Q 20:123).