1 Darauf wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger 2 und sagte: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. 3 Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. 4 Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen. 5 Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, 6 bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, 7 und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich gern grüßen und von den Leuten Rabbi (Meister) nennen. 8 Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.
Sowohl Q 2:44 als auch Matthäus 23 werfen einer bestimmten Gruppe (im Koran sind es die medinensischen Juden, bei Matthäus die Pharisäer und Schriftgelehrten) vor, andere Menschen zu einem religiösen Lebenswandel zu ermahnen, sich selbst aber nicht an das von ihnen gepredigte zu halten (Speyer 1931: p. 450). Vorstellbar ist, dass das bei Matthäus geschilderte Verhalten der Pharisäer sprichwörtlich geworden war, und auch die Argumentation in Q 2:44 darauf zurückgreift. Allerdings ist es ebenso möglich, dass sich der Bibel- und der Korantext einfach der gleichen rhetorischen Strategie bedienen, ohne dass ein engerer textueller Bezug gegeben sein muss.