3 Ὅτε δὲ εἶπον τὰς φωνὰς ταύτας οἱ ἄγγελοι, ἰδού, ἦλθεν ἓν τῶν σεραφὶμ ἑξαπτερύγων καὶ ἥρπασε τὸν Ἀδὰμ καὶ ἀπήγαγεν αὐτὸν εἰς τὴν Ἀχερουσίαν λίμνην καὶ ἀπέλουσεν αὐτὸν τρίτον καὶ ἤγαγεν αὐτὸν ἐνώπιον τοῦ θεοῦ· 4 ἐποίησε δὲ τρεῖς ὥρας κείμενος. Καὶ μετὰ ταῦτα ἐξέτεινε τήν χεῖρα αὐτοῦ ὁ πατὴρ τῶν ὅλων, καθήμενος ἐπὶ θρόνου αὐτοῦ, καὶ ἦρε τὸν Ἀδὰμ καὶ παρέδωκεν αὐτὸν τῷ ἀρχαγγέλῳ Μιχαήλ λέγων· 5 ἆρον αὐτὸν εἰς τὸν παράδεισον ἕως τρίτου οὐρανοῦ καὶ ἄφες αὐτὸν ἐκεῖ ἕως τῆς ἡμέρας ἐκείνης τῆς μεγάλης τῆς οἰκονομίας, ἧς ποιήσω εἰς τὸν κόσμον. 6 τότε ὁ Μιχαὴλ ἦρε τὸν Ἀδὰμ καὶ ἀφῆκεν αὐτόν, ὅπου εἶπεν αὐτῷ ὁ θεός· καὶ πάντες οἱ ἄγγελοι ὑμνοῦντες ὕμνον ἀγγελικὸν θαυμάζοντες ἐπὶ τῇ συγχωρήσει τοῦ Ἀδάμ καὶ τῶν ἐσομένων ἐξ αὐτοῦ.
3 Als aber die Engel diese Stimme hatten erklingen lassen, siehe, da kam einer der Seraphim, der sechsflügligen, und nahm Adam mit und brachte ihn in den Acherusischen See, wusch ihn dreimal ab und führte ihn vor Gott; 4 er aber verbrachte drei Stunden liegend. Und danach streckte der Vater des Alls seine Hand aus - auf seinem Throne sitzend -, nahm Adam und übergab ihn dem Erzengel Michael und sprach: 5 "Bringe ihn ins Paradies bis zum dritten Himmel und laß ihn dort bis zu jenem schrecklichen Tag, der Abrechnung, die ich an der Welt vollziehen werde." 6 Da nahm Michael Adam und legte ihn nieder, wo Gott es ihm gesagt hatte, und (mit ihm) alle Engel, einen englischen Lobgesang singend und staunend über die Vergebung für Adam und seine Nachfahren.
Anders als in der christlichen Interpretation der Erzählung vom verbotenen Baum und der Vertreibung aus dem Paradies (vgl. Gen 2-3, TUK_0451) als Sündenfall (z.B. bei Augustinus, vgl. TUK_0450) spielt im Koran das Konzept einer Erbsünde keine Rolle. Stattdessen ist von Adams Ungehorsam die Rede (Q 20:120-121), auf den Gottes Verzeihung folgt (Q 20:122, Q 2:37). Wie die genannten Koranstellen berichtet auch die Apokalypse des Mose, dass Gott Adam wieder verzeiht. Im Unterschied zu Q 20:122 und Q 2:37 geschieht dies jedoch erst nach Adams Tod. Zu bemerken ist außerdem, dass sich in der Apokalypse des Mose Gottes Vergebung auch auf die Nachkommen Adams erstreckt, ähnlich wie sich in Q 20:123 und Q 2:38 die Ankündigung der rechten Leitung (hudā) an die Menschen allgemein richtet.
Bei der Apokalypse des Mose handelt es sich um eine Erzählung über das Leben Adams und Evas nach der Vertreibung aus dem Paradies, die sich als durch den Erzengel Michael
an Mose vermittelte Offenbarung präsentiert, als dieser die Gesetzestafeln empfing. Allgemein lässt sich in ihr ein Bestreben erkennen, exegetische Probleme des Genesistextes narrativ zu lösen. Auch lässt sich ein Interesse an der
biblischen Adamüberlieferung als Ätiologie von Tod und Sünde feststellen. Was Aufbau und Gattung betrifft, so nimmt der Bericht von Tod und Bestattung Adams und Evas einen breiten
Raum ein, und es lassen sich Elemente der De Morte-Erzählung und der
Testamentliteratur erkennen. Als Entstehungsmilieu kommt vermutlich ein griechischsprachiges schriftgelehrtes palästinisches Judentum Ende des 1. Jh., bzw. Anfang des 2. Jh. n. Chr. in Frage. Letztendlich lässt sich die Apokalypse des Mose aber nicht mit Sicherheit dem Judentum oder Christentum zuordnen (dies gilt für die Adamviten allgemein). Sie enthält anders als die Adamviten jedoch keine eindeutig christlichen Theologumena. Aber auch in den Adamviten lassen sich diese leicht aus dem Text isolieren, so dass auch dort ein Grundtext ohne spezifisch christliche Elemente ausgemacht werden kann. Viele Motive der Apokalypse des Mose besitzen Parallelen in der rabbinischen Literatur; die Waschung im Acherusischen See (in der griechischen Mythologie ein See in der Unterwelt, zu dem die Seelen der Toten gelangen, bzw. den sie überqueren müssen, vgl. dazu Knittel 2002: p. 139-141), von der im hier zitierten Text die Rede ist, hat aber nur in christlichen Texten Parallelen. Neben dem griechischen Text liegt die Apokalypse des Mose noch in armenischer Übersetzung vor. Weiterhin steht sie drei Adamviten (Latein (vgl. TUK_0454), Armenisch, Georgisch) nahe, v.a. der armenischen und georgischen Version. Daneben noch dem Slawischen Adambuch, sowie koptischen Fragmenten und einem arabischen, die ebenfalls der Adamliteratur zuzuordnen sind. (Ausführlich zur Apokalypse des Mose vgl. Dochhorn 2005: p. 3-172, v.a. 3-14)