postea uero quam superbus ille angelus ac per hoc inuidus per eandem superbiam a deo ad se met ipsum conuersus et quodam quasi tyrannico fastu gaudere subditis quam esse subditus eligens de spiritali paradiso cecidit - de cuius lapsu sociorumque eius, qui ex angelis dei angeli eius effecti sunt, in libris undecimo et duodecimo huius operis satis, quantum potui, disputaui - , malesuada uersutia in hominis sensum serpere adfectans, cui utique stanti, quoniam ipse ceciderat, inuidebat, colubrum in paradiso corporali, ubi cum duobus illis hominibus, masculo et femina, animalia etiam terrestria cetera subdita et innoxia uersabantur, animal scilicet lubricum et tortuosis anfractibus mobile, operi suo congruum, per quem loqueretur, elegit; eoque per angelicam praesentiam praestantioremque naturam spiritali nequitia sibi subiecto et tamquam instrumento abutens fallacia sermocinatus est feminae, a parte scilicet inferiore illius humanae copulae incipiens, ut gradatim perueniret ad totum, non existimans uirum facile credulum nec errando posse decipi, sed dum alieno cedit errori. sicut enim Aaron erranti populo ad idolum fabricandum non consensit inductus, sed cessit obstrictus nec Salomonem credibile est errore putasse idolis esse seruiendum, sed blanditiis femineis ad illa sacrilegia fuisse conpulsum: ita credendum est illum uirum suae feminae, uni unum, hominem homini, coniugem coniugi, ad dei legem transgrediendam non tamquam uerum loquenti credidisse seductum, sed sociali necessitudine paruisse. non enim frustra dixit apostolus: Adam non est seductus, mulier autem seducta est, nisi quia illa quod ei serpens locutus est, tamquam uerum esset, accepit, ille autem ab unico noluit consortio dirimi nec in communione peccati; nec ideo minus reus, si sciens prudensque peccauit. unde et apostolus non ait: non peccauit, sed: non est seductus; nam utique ipsum ostendit, ubi dicit: per unum hominem peccatum intrauit in mundum, et paulo post apertius: in similitudine, inquit, praeuaricationis Adae. hos autem seductos intellegi uoluit, qui id, quod faciunt, non putant esse peccatum; ille autem sciuit. alioquin quomodo uerum erit: Adam non est seductus? sed inexpertus diuinae seueritatis in eo falli potuit, ut ueniale crederet esse commissum. ac per hoc in eo quidem, quo mulier seducta est, non est ille seductus, sed eum fefellit, quomodo fuerat iudicandum quod erat dicturus: mulier, quam dedisti me cum, ipsa mihi dedit, et manducaui. quid ergo pluribus? etsi credendo non sunt ambo decepti, peccando tamen ambo sunt capti et diaboli laqueis inplicati.
Nachdem jedoch jener hochmütige und deshalb neidische Engel, eben durch seinen Hochmut von Gott ab- und sich selbst zugekehrt und mit einer Art tyrannischer Wollust seine Freude lieber darin suchend, Sklaven zu seinen Füßen zu sehen als selbst zu Füßen zu liegen, aus seinem geistigen Paradies herabgefallen war [über seinen Fall und den seiner Genossen, die aus Gottes Engeln seine Engel geworden sind, habe ich mich im elften und zwölften Buch dieses Werkes so gut als mir möglich verbreitet], ging sein Streben dahin, sich mit verführerischer Verschlagenheit in den Geist des Menschen einzuschleichen, dem er neidisch war, da er aufrecht stand, während er selbst gefallen war. Und er erwählte sich im wirklichen Paradiesesort, wo außer den beiden Menschen, Mann und Weib, auch die übrigen irdischen Lebewesen, alle zahm und unschädlich, weilten, als sein Sprachrohr, geeignet für sein Vorhaben, die Schlange, ein schlüpfriges Tier, gewandt in krummen Schleichwegen. Diese machte er sich gefügig in seiner geistigen Bosheit durch seine Engelserscheinung und seine überragende Natur und redete, sie als sein Werkzeug mißbrauchend, Lug und Trug zu dem Weibe, indem er bei dem minderen Teil des Menschenpaares den Anfang machte, um stufenweise zum Ganzen zu gelangen, in der Meinung, der Mann werde nicht so leichtgläubig sein und könne eher durch Nachgiebigkeit gegenüber fremdem Irrtum als durch eigenen Irrtum betrogen werden. Wie Aaron dem irregehenden Volke in der Anfertigung eines Götzenbildes nur aus Rücksichtnahme nachgab, ohne selbst der Verführung zu erliegen und beizustimmen, und wie Salomon wohl kaum dem Irrtum huldigte, man müsse Götzen dienen, sondern viel wahrscheinlicher durch einschmeichelnde Weiberbitten zu solchen Gotteslästerungen sich drängen ließ, so hat vermutlich auch der erste Mann seinem Weibe, der einzige der einzigen, der Mensch einem Menschen, der Gatte der Gattin, in der Übertretung des Gebotes Gottes aus enger geselliger Verbindung nachgegeben, ohne ihre Worte für wahr zu halten und durch sie sich verführen zu lassen. Denn sicher mit gutem Grund sagt der Apostel: „Und Adam ward nicht verführt, das Weib aber ward verführt“; er will damit andeuten, daß Eva die Worte, die die Schlange an sie richtete, als Wahrheit hinnahm, während Adam mit seiner einzigen Gefährtin eben verbunden bleiben wollte selbst in der Gemeinschaft der Sünde, freilich deshalb nicht minder schuldbeladen, wenn er wissentlich und mit Überlegung gesündigt hat. Darum heißt es beim Apostel nicht: „Er hat nicht gesündigt“, sondern: „Er ward nicht verführt“; denn selbstverständlich meint er ihn, wo er sagt: „Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen“, und kurz hernach noch deutlicher: „Durch eine ähnliche Übertretung wie die Adams“. Unter Verführten dagegen versteht er solche, die ihr Tun nicht für Sünde halten; Adam jedoch war ein Wissender. Wie wäre sonst die Versicherung wahr: „Adam ward nicht verführt“? Indes, noch unerfahren der göttlichen Strenge, konnte er sich darin täuschen, daß er sein Vergehen für läßlich hielt. Sonach ward er allerdings nicht verführt in dem Sinne, wie das Weib verführt ward, aber er täuschte sich immerhin darin, wie seine Entschuldigung beurteilt werden mußte: „Das Weib, das Du mir beigesellt, sie gab mir, und ich aß“. Also, um es kurz zu sagen: Wenn auch nicht beide durch gläubige Zustimmung sich betrügen ließen, so ließen sich doch beide durch Sündigen einfangen und in die Fallstricke des Teufels verwickeln.
Die genannten Koranversen erzählen, wie Adam vom verbotenen Baum isst und aus dem Paradies vertrieben wird. Anders als im Buch Genesis (vgl. TUK_0451) erscheint dort nicht die Schlange, sondern der Teufel als Verführer. Der Koran stimmt in diesem Punkt mit der im Leben Adams und Evas überlieferten Version überein (Vgl. TUK_0452). Die Identifikation des Teufels mit einer Schlange geht auf eine ältere Tradition zurück: So ist sie bereits in der Offenbarung des Johannes bezeugt (vgl. TUK_1104), allerdings nicht im Kontext des Sündenfalls. In einigen christlichen Texten, wie im hier zitierten "Über den Gottesstaat" von Augustinus, bedient sich der Teufel der Schlange, um Adam und Eva zu verführen. Für weitere Beispiele s. Speyer 1931: p. 68-69.