שִׁיר לַמַּעֲלוֹת אֶשָּׂא עֵינַי אֶל־הֶהָרִים מֵאַיִן יָבֹא עֶזְרִי : עֶזְרִי מֵעִם יְהוָה עֹשֵׂה שָׁמַיִם וָאָרֶץ : אַל־יִתֵּן לַמּוֹט רַגְלֶךָ אַל־יָנוּם שֹׁמְרֶךָ : הִנֵּה לֹא־יָנוּם וְלֹא יִישָׁן שׁוֹמֵר יִשְׂרָאֵל : יְהוָה שֹׁמְרֶךָ יְהוָה צִלְּךָ עַל־יַד יְמִינֶךָ : יוֹמָם הַשֶּׁמֶשׁ לֹא־יַכֶּכָּה וְיָרֵחַ בַּלָּיְלָה : יְהוָה יִשְׁמָרְךָ מִכָּל־רָע יִשְׁמֹר אֶת־נַפְשֶׁךָ : יְהוָה יִשְׁמָר־צֵאתְךָ וּבוֹאֶךָ מֵעַתָּה וְעַד־עוֹלָם :
1 [Ein Wallfahrtslied.] Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: / Woher kommt mir Hilfe? 2 Meine Hilfe kommt vom Herrn, / der Himmel und Erde gemacht hat. 3 Er lässt deinen Fuß nicht wanken; / er, der dich behütet, schläft nicht. 4 Nein, der Hüter Israels / schläft und schlummert nicht. 5 Der Herr ist dein Hüter, der Herr gibt dir Schatten; / er steht dir zur Seite. 6 Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden / noch der Mond in der Nacht. 7 Der Herr behüte dich vor allem Bösen, / er behüte dein Leben. 8 Der Herr behüte dich, wenn du fortgehst und wiederkommst, / von nun an bis in Ewigkeit.
Speyer 1931: p. 311, 447 weist nur auf die inhaltliche Parallele zwischen Q 2:255 (lā taʾḫuḏuhū sinatun wa-lā naumun) und Psalm 121:4 hin, doch lässt sich bei näherem Hinsehen auch eine auffällige sprachliche Überschneidung ausmachen: Beide Stellen verwenden dieselben Wurzeln für "schlafen" (einerseits n-w-m, andererseits y-š-n bzw. arabisch w-s-n), auch wenn im Psalmvers die konjugierte Form (yîšān) erscheint, während der Koran das Substantiv sina benutzt. Dabei findet sich in anderen Psalmversen durchaus auch das sina entsprechende šena bzw. der status constructus davon (vgl. Psalm 132:4, 76:6, 90:5). Im Koran kommt sina nur ein einziges Mal vor; möglicherweise dient sein Gebrauch vor allem einer lautlichen Anlehnung an den Psalmvers, der den koranischen Hörern vielleicht aus gottesdienstlichen Zusammenhängen bekannt gewesen ist. Die Wurzel w-s-n existiert zwar auch sonst im Arabischen, und auch die Form sina ist morphologisch im Arabischen durchaus möglich (vgl. ṣila zu w-ṣ-l), doch wird die Form in den Lexika nur mit Koran 2:255 belegt (vgl. Lisān al-ʿArab s.v.); es handelt sich also zumindest um einen seltenen und noch dazu im Koran ungebräuchlichen Ausdruck, dessen Verwendung einer Erklärung bedarf. Vgl. auch TUK_0164, wo ein ähnlicher Gedanke zum Ausdruck kommt, jedoch ohne die spezifische sprachliche Übereinstimmung, die sich in Psalm 121 findet.