Siehe Abbildung.
01 Āštwēh(?), der Verwalter für die Angelegenheiten des Dorfes:
02 Wegen Ration(en) für das Kind aus der bāyānspān-Ehe, die vom Herren
03 gestiftet (lit. gemacht), Āzād-...-pād(?) vom Monat
04 Ardwahišt (2. Monat) des Jahres 40 (671/672 n. Chr.) und Tag
05 Day pad Ādur (8. Tag) bis hin zum nächsten Monat
06 Amurdād (5. Monat) und Tag Ohrmazd (1. Tag)
07 (also) für zwei Monate und 22 Tage
08 Weizen grīw (und) 2 kabīz der(?)
09 Dēn-Nēw-Rōdagbaxt(?)
10 gegeben
Über Zeile 1 senkrecht:
01 Zādānfarrox
02 (hat’s) gesiegelt
Im Koran tauchen an zahlreichen Stellen das Wort rizq (pl. ʾarzāq) bzw. Derivate der Wurzel r-z-q auf (das maṣdar 55 mal, andere Verbformen 68 mal Bosworth and McAuliffe 1995: 567). Der Terminus rizq kann dabei in zahlreichen Konnotation vorkommen. Besonders häufig erscheint rizq als der Lebensunterhalt, der den Menschen von Gott gewährt wird (13:26; 29:62; 30:37; 34:36; passim), wobei an anderer Stelle hervorgehoben wird, dass Gott selbst eines solchen nicht bedürfe (Q 51:27; 20:132). Im Diesseits wie im Jenseits ist Gott den Menschen der beste Bescherer (ḫairu r-rāziqīna, Q 5:114; 22:58, passim). Rizq ist mithin eines von Gottes Zeichen (ʾayāt), für die verständigen Menschen ( Q 45:5; 40:13, siehe hierzu wie zum Vorhergehenden die Belege bei Bosworth and McAuliffe 1995 u. Waines 2006). Diese Bedeutungsvielfalt hatte gewisse Implikationen und es konnte soweit gehen, dass man in späteren Zeiten darunter alles zu verstehen bereit war, was Gott gewährte; auch die Macht der Herrschenden (al-Qāḍī 1994: 260-261 für die späteren theologischen Implikationen siehe van Ess 1997: 497-500). Daneben wurde das Wort auch für den Sold der Truppen gebraucht, wie ein Papyrus aus der Zeit der Statthalterschaft des ʿAbd al-ʿAzīz b. Marwān (reg. 65/685-86/705) in Ägypten belegt (Kennedy 2001: 66-67). Das Wort selbst jedoch ist iranischen Ursprungs.
Die iranische Etymologie ist bereits früh erkannt worden (de Lagarde 1866: 81; Ṣiddīqī 1919: 56; Jeffery 1938: 142-143). Arthur Jeffery weist in diesem Zusammenhang auf das awestische raočah hin (Jeffery 1938: 143, siehe ausführlich Bartholomae 1904: 1489-1491), das neben "Tag" (Bartholomae 1904: 1490) auch die himmlischen Lichter (Yašt 6:1; 10.95,90 Bartholomae 1904: 1489-1490) bzw. den Lichtraum (Yasna 30:1; 58:6 Bartholomae 1904: 1490) bezeichnen kann. Das mittelpersische rōzīg (lwcyk') hat als roziqā Eingang ins Syrische gefunden und bezeichnet dort das "tägliche Brot" bzw. die "Militärration" (Ciancaglini 2008: 255), so dass auch die Möglichkeit einer Entlehnung aus dem Syrischen (de Lagarde 1866: 81, nach ihm Ṣiddīqī 1919: 56 u. Jeffery 1938: 143) oder Aramäischen (Cheung 2017: 326) ins Arabische in Betracht zu ziehen ist.
In den Berliner Pahlavi-Dokumenten, die hauptsächlich Quittungen über zugeteilte Nahrungsmittel und Genussgüter enthalten, lässt sich der Begriff rōzīg an zahlreichen Stellen belegen. Nach Dieter Weber ist der zumeist als "Tagesration" übersetze Ausdruck (MacKenzie 1971: 72) jedoch in der allgemeineren Bedeutung von "Ration" bzw. "Zuteilung" zu verstehen (Weber 2008: XXIX). In dieser Bedeutung erscheint der Begriff in den Berliner Pahlavi-Dokumenten in Bezug auf Wein (8, 2-3; 33, 4-8), Fleisch (35, 2-4; 40,2-4), Weizen (6, 2-4; 9, 3-9; 14, 3-6), Gerste (16, 4-5) und Luzerne (16, 5-6, siehe Weber 2008: XXIX-XXXI). Die Datierung der Dokumente erweist sich als schwierig, da zumeist keine genauen Datumsangaben gemacht sind. Selbst wenn diese vorhanden sind, so ist nicht die königliche Ära genannt auf welche sich die Datumsangabe bezieht. Weber zufolge ist jedoch von der Regierungszeit des letzten Sāsāniden-Herrschers Yazdegerd III. (632-651 n. Chr.) als Bezugspunkt der Datierungen auszugehen, womit diese in eine Zeit zwischen 660 und 680 fielen (Weber 2008: XIV-XV). Das kleine Dokument aus Pergament (10,7cm H x 12,1cm B.) enthält die Zuweisung einer Ration (rōzīg) eines unbekannten Gutes an ein Kind aus einer bāyāspān-Ehe. Das Wort bāyāspān meint zunächst "Bote" bzw. "Gesandter" (MacKenzie 1971: 17-18), scheint sich jedoch im familiären Kontext auf eine das erste Mal verheiratete Frau zu beziehen, die das Haus ihres Vaters bzw. Bruders verlassen hat und in die Familie ihres Ehemanns übergewechselt ist (Carlsen 1984: 121, so auch Macuch 1993: 182-183).
01 Āštwēh(?) ī pad xīr ī deh dārīg
02 rōzīg i kōdak ī bāyāspānīh ī pad bay
03 ī kard Āzād-...-pad(?) az māh
04 Ardwahišt ī sāl 40 ud rōz
05 Day pad Ādur frāz tā māh
06 Amurdād ī nazdist ud rōz Ohrmazd
07 pad 2 māh ud 22 rōz
08 gandum grīw-8 kabīz-2 ō
09 Dēn-Nēw-Rōdagbaxt(?)
10 dād
Über Zeile 1 senkrecht:
01 Zādānfarrox
02 āwišt