בשעה שהיה יעקב אבינו נפטר מן העולם קרא לשנים עשר בניו אמ' להם אל ישראל שבשמים אביכם, שמא יש בלבבכם מחלוקת על הקב"ה, אמרו לו שמע ישראל (דברים ו ד) אבינו, כשם שאין בלבך מחלוקת על הקב"ה, כך אין בלבנו מחלוקת אלא י"י אלהינו י"י אחד (שם שם /דברים ו'/),
Als nämlich unser Vater Jakob von der Welt scheiden wollte, rief er seine zwölf Söhne und sprach zu ihnen: Hört auf den Gott Israels, der im Himmel euer Vater ist! ist vielleicht in eurem Herzen ein Zweifel über Gott? Darauf erwiderten sie mit den Worten (Deut 6:4): "Höre Israel unser Vater! sowie dein Herz ungeteilt war für den Heiligen, so ist auch unser Herz ungeteilt, denn der Ewige unser Gott, der Einzige ist einzig."
Q 2:133 berichtet, wie Jakob vor seinem Tod seine Söhne nach ihrem Glauben fragt, woraufhin diese ihren Glauben an Gott und Gottes Einzigkeit bekennen. Dieses Detail ist nicht in der in Genesis 47:29-49:33 überlieferten Abschiedsrede Jakobs an seine Söhne enthalten, findet sich aber, wie der hier zitierte Text zeigt, im Midrasch Genesis Rabba. Vgl. auch Babylonischer Talmud, Pesaḥim 56a.
Im Koran wird nun diese auch aus der rabbinischen Literatur bekannte Szene neu interpretiert: Über weite Strecken der 2. Sure findet eine Auseinandersetzung mit den (medinensischen) Juden statt, die an vielen Stellen auch direkt angesprochen werden (yā banī ʾIsrāʾīl, "ihr Kinder Israels", z.B. Q 2:40.47.122). Q 2 enthält eine Reihe biblischer Geschichten (z.B. die Wüstenwanderung), die aber nicht einfach nacherzählt werden, sondern, da anscheinend bereits bekannt, nur aus kurzen Anspielungen bestehen (vgl. dazu z.B. TUK_0230). In diesem Rahmen erfahren sie eine Neudeutung und tragen damit dazu bei, die Legitimität der entstehenden muslimischen Gemeinde gegenüber dem Judentum (konkret wahrscheinlich die jüdischen Stämme in Yaṯrib) zu etablieren. Die Abraham-Perikope in Q 2:124-134, zu der auch das Glaubensbekenntnis von Jakobs Söhnen gehört, ist ebenfalls in diesem Kontext zu sehen.
Gegenüber dem jüdischen Anspruch wird in Q 2:124-134 eine neue Traditionslinie über Ismail und die Gründung der Kaʿba mit den dazugehörigen Riten etabliert: Abrahams Bitte für seine Nachkommen wird von Gott mit der Einschränkung angenomen, daß die Frevler vom Bund ausgeschlossen sind (Q 2:124). Die Abstammung von Abraham bedeutet also nicht gleichzeitig die Zugehörigkeit zum Bund mit Gott. Die Verse 2:125-129 handeln von der Gründung der Kaʿba durch Abraham und Ismail. Daß sowohl Abraham als auch Jakob ihren Glauben an ihre Söhne weitergeben (Q 2:132), ist im Koran keine Garantie für eine ungebrochene Traditionskette. Q 2:133 weist daher etwaige Ansprüche der (medinensischen) Juden durch eine rhetorische Frage (ʾam kuntum šuhadāʾa ʾiḏ ḥaḍara yaʿqūba l-mautu) zurück: da sie damals beim Tod Jakobs nicht Zeugen waren, haben sie auch kein Argument für die Übereinstimmung ihres Glaubens mit dem der Stammväter.
Schließlich wird in Q 2:133 Ismail, anders als in der jüdischen Tradition (vgl. TUK_1052 und TUK_1053), als Teil der Väter genannt (ʾilāhaka wa-ʾilāha ʾābāʾika ʾibrāhīma wa-ʾismāʿīla wa-ʾisḥāqa), womit nochmal ein Rückbezug zu der einige Verse zuvor geschilderten Gründung der Kaʿba durch Abraham und Ismail hergestellt wird. Auch das Glaubensbekenntnis der Söhne Jakobs wird im Koran neu formuliert: Im Midrasch antworten diese auf die Frage ihres Vaters mit dem Schema Yisrael. Dabei findet hebräisch YHWH ʾeḥād eine Entsprechung in arabisch ʾilāhan wāḥidan, statt YHWH ʾelohēnu steht in Q 2:133 aber naḥnu lahū muslimūna. Eine bereits bestehende Tradition wird hier abgelöst und durch ein neues Glaubensbekenntnis überschrieben (Zu ʾeḥād / ʾaḥad / wāḥid und der theologischen Korrektur der zentralen Bekenntnistexte von Judentum und Christentum, vgl. TUK_0006 und TUK_0047). Q 2:134 betont noch einmal, daß es sich bei den Stammvätern und den medinensischen Juden um verschiedene Gemeinden zu verschiedenen Zeiten handelt, und jeder für die eigenen Taten verantwortlich ist. Implizit darin enthalten ist eine Ablehnung der Vorstellung vom Verdienst der Väter (zəḵut ʾavot; vgl. dazu Speyer 1931: p. 145, 169 sowie Sinai 2009: p. 139-143).