וַיַּעַל מֹשֶׁה מֵעַרְבֹת מוֹאָב אֶל־הַר נְבוֹ רֹאשׁ הַפִּסְגָּה אֲשֶׁר עַל־פְּנֵי יְרֵחוֹ וַיַּרְאֵהוּ יְהוָה אֶת־כָּל־הָאָרֶץ אֶת־הַגִּלְעָד עַד־דָּן : וְאֵת כָּל־נַפְתָּלִי וְאֶת־אֶרֶץ אֶפְרַיִם וּמְנַשֶּׁה וְאֵת כָּל־אֶרֶץ יְהוּדָה עַד הַיָּם הָאַחֲרוֹן : וְאֶת־הַנֶּגֶב וְאֶת־הַכִּכָּר בִּקְעַת יְרֵחוֹ עִיר הַתְּמָרִים עַד־צֹעַר : וַיֹּאמֶר יְהוָה אֵלָיו זֹאת הָאָרֶץ אֲשֶׁר נִשְׁבַּעְתִּי לְאַבְרָהָם לְיִצְחָק וּלְיַעֲקֹב לֵאמֹר לְזַרְעֲךָ אֶתְּנֶנָּה הֶרְאִיתִיךָ בְעֵינֶיךָ וְשָׁמָּה לֹא תַעֲבֹר : וַיָּמָת שָׁם מֹשֶׁה עֶבֶד־יְהוָה בְּאֶרֶץ מוֹאָב עַל־פִּי יְהוָה :
1 Moses stieg aus den Steppen von Moab hinauf auf den Nebo, den Gipfel des Pisga gegenüber Jericho, und der Herr zeigte ihm das ganze Land. Er zeigte ihm Gilead bis nach Dan hin, 2 ganz Naftali, das Gebiet von Efraim und Manasse, ganz Juda bis zum Mittelmeer, 3 den Negeb und die Jordangegend, den Talgraben von Jericho, der Palmenstadt, bis Zoar. 4 Der Herr sagte zu ihm: Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob versprochen habe mit dem Schwur: Deinen Nachkommen werde ich es geben. Ich habe es dich mit deinen Augen schauen lassen. Hinüberziehen wirst du nicht. 5 Danach starb Moses, der Knecht des Herrn, dort in Moab, wie es der Herr bestimmt hatte.
Der Titel "Knecht Gottes" wird in der Hebräischen Bibel mehrheitlich für Moses (vgl. neben dem untenstehenden Zitat aus Deuteronomium noch Josua 1:1.2.13, 8:31 etc.), aber auch für andere Personen wie etwa David (2 Samuel 7:20) und Hiob (Hiob 1:8) verwendet. Auch im Koran ist "Knecht Gottes" = ʿabd Allāh bzw. ʿabd + Personalsuffix eine häufige Bezeichnung für prophetische Figuren, z.B. für Noah (17:3), Hiob (38:41), Muhammad (18:1) oder die Engel (43:19).
Busse 1988: p. 127 diskutiert insbesondere Q 19:30, wo es über Jesus heißt: qāla ʾinnī ʿabdu llāhi, "Er sprach: Ich bin der Knecht Gottes". Busse will die Bezeichnung von Jesus als "Knecht Gottes" aus der Pfingspredigt des Petrus in der Apostelgeschichte 3:13 herleiten:
ὁ θεὸς Ἀβραὰμ καὶ [ὁ θεὸς] Ἰσαὰκ καὶ [ὁ θεὸς] Ἰακώβ, ὁ θεὸς τῶν πατέρων ἡμῶν, ἐδόξασεν τὸν παῖδα αὐτοῦ Ἰησοῦν ὃν ὑμεῖς μὲν παρεδώκατε καὶ ἠρνήσασθε κατὰ πρόσωπον Πιλάτου, κρίναντος ἐκείνου ἀπολύειν
"Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr verraten und vor Pilatus verleugnet habt, obwohl dieser entschieden hatte, ihn freizulassen."
Tatsächlich kann gr. pais nicht nur "Kind", sondern auch "Diener, Knecht" bedeuten. Allerdings hat die Peschitta hier breh, "sein Sohn", interpretiert den griechischen Ausdruck also nicht im Sinne von "Knecht"; dies spricht zumindest prima facie gegen Busses Rekonstruktion, insofern der Vers aus der Apostelgeschichte zumindest im aramäischsprachigen Christentum nicht im Sinne von Q 19:30 verstanden wurde. Wahrscheinlicher ist deshalb, dass die koranische Bezeichnung Jesu als "Knecht Gottes" den alttestamentlichen Gebrauch der Bezeichnung "Knecht Gottes" aufgreift; denn da sich die Wendung in der Hebräischen Bibel zumeist mit Moses, dem paradigmatischen Propheten schlechthin, verbindet, könnte sie über ihren Wortsinn hinaus als Prophetentitel verstanden worden sein. Der Koran dehnt diese Bezeichnung dann auf weitere prophetische Figuren aus und wendet sie insbesondere auch auf Jesus an, um so pointiert Stellung gegen die christliche Lehre von Jesu Gottessohnschaft zu beziehen.
Zu ʿabd, vgl. Jeffery 1938: p. 206f.