ܒܥܝܐ ܐܢܐ ܡܪܝ ܠܐ ܬܰܪܗܒܰܢܝ ܘܓܘܡܪ̈ܐ ܥܛܝܦ ܐܢܬ ܘܠܐ ܬܘܩܕܢܝ ܢܘܟܪܝܐ ܠܝ ܡܘܢ ܕܐܡܪܬ ܘܐܕܪܟ ܚܝܠܗ ܠܐ ܡܫܟܚܢܝ ܀ ܓܘܙܠܬܐ ܐܢܬ ܠܐ ܬܶܕܚܠܢܝ ܘܓܘܡܪ̈ܐ ܠܒܝܫ ܐܢܬ ܠܐ ܬܣܪܕܢܝ ܐܘ ܢܘܪܢܐ ܠܡܘܢ ܐܫܪܟ ܕܟܠ ܚܕ̈ܬܬܐ ܠܝ ܡܡܠܠܬ ܀ ܕܚܠܐ ܐܢܐ ܡܪܝ ܕܐܩܒܠܟ ܕܐܦ ܐܡܝ ܚܘܐ ܟܕ ܩܒܠܬ ܠܚܘܝܐ ܕܡܠܠ ܐܝܟ ܪܚܡܐ ܘܡܢ ܬܫܒܘܚܬܗܿ ܐܫܬܠܚܬ
"Ich bitte dich, Herr, beunruhige mich nicht. Du bist mit Glut angetan, verbrenne mich nicht. Was Du mir sagst, ist mir unverständlich, ich vermag es nicht zu verstehen. Du stehst in Flammen, ängstige mich nicht. Du bist in Glut gekleidet, verstöre mich nicht. O Feuerwesen, wie soll ich dir die Neuigkeiten glauben, die du mir erzählst? Ich habe Angst dich anzunehmen, da auch meine Mutter Eva, als sie der Schlange geglaubt hat, die mit ihr wie ein Freund gesprochen hatte, ihrer Ehre beraubt wurde."
Zwar spricht auch Lukas 1:29 davon, dass Maria über die Erscheinung des Engels erschrickt, doch bezieht sich ihr Erschrecken bei Lukas vor allem darauf, dass der Engel sie als "Begnadete" anredet. Wie im vorliegenden Zitat, in dem Maria zum Engel spricht, scheint die Ursache ihres Erschreckens in Q 19:18 jedoch eher die furchterregende Erscheinung des Engels zu sein, der Maria zu dem Ausruf "Ich suche Zuflucht vor dir beim Barmherzigen!" veranlasst.
Anmerkung zur Überlieferung syrischer liturgischer Sammlungen
Wie die übrigen Texte aus der syrischen Liturgie (siehe TUK_0058, TUK_0061, TUK_0064, TUK_0066, TUK_0067, TUK_0070, TUK_0071) ist auch dieses Gebet nur schwer zu datieren, da eine kritische Untersuchung der syrischen Liturgietexte noch an den Anfängen steht (Brock 2006a: p. 4f). Es lässt sich feststellen, dass der liturgische Kanon wohl bereits im 5./6. Jh. zu einem wesentlichen Teil herausgebildet war. Kommentare zu Taufriten und einzelnen anderen liturgischen Texten und Formularen sind uns bereits aus dem 4. und (spätestens) dem frühen 5. Jh. bekannt (Brock 2006b: p. XV,20ff und XVI,387f). Im frühen Repertoire der Tages- und Jahres(kreis)gebete, Anaphoren (Eucharistiefeier), Fürbitten u.a. stehen Texte, die Ephrem dem Syrer (gest. 373), Jakob von Sarug (gest. 521), Isaak von Antiochien (gest. 460), Balai von Qennešrin (5. Jh.), Simon dem Töpfer (Zeitgenosse Jakobs von Sarug), Basilius von Caesarea (gest. 379) und Eustathius von Antiochien (gest. 338) zugeschrieben werden können (Bar Sawmo 1996: 57f, 62f). Eine erste Systematisierung der Liturgie der syrisch-orthodoxen Kirche, so wie sie in ihren Grundzügen auch heute noch verwendet wird, nahm bereits Jakob von Edessa (gest. 708) vor, was natürlich nicht heißt, das jede sprachliche Einzelheit eines heute verwendeten liturgischen Textes z.B. der syrisch-orthodoxen Kirche im heute bekannten Wortlaut auch in der vorislamischen Periode verwendet wurde. Zur Geschichte der syrischen Liturgie allgemein, vgl. Baumstark 1910, Baumstark 1921 und Burkitt 1923. Außerdem soll darauf hingewiesen werden, dass die Geschichte der Liturgie und ihrer Texte im Bereich der ostsyrischen Kirche nur wenig bekannt ist, die angeführten Quellen und die Angaben zu ihrer Rezeption beziehen sich zu einem großen Teil auf die Syrisch-Orthodoxe Kirche (die auch westsyrische, oder jakobitische Kirche genannt wird).