1 ܠܐܬܪܐ ܕܓܢܝܙ ܡܢ ܥܝܖ̈ܐ ܩܪܝܗܝ ܐܠܗܐ ܠܓܒܪܝܐܝܠ ܘܐܝܟ ܡܐ ܕܗܠܝܢ ܐ̈ܬܡܠܠܝ ܡܢ ܪܡܐ ܨܝܕ ܢܘܪܢܐ
5 ܒܪܝ ܠܐܪܥܐ ܨܒ̇ܐ ܕܢܚܘܬ ܚܘܬ ܐܬܩܢ ܠܗ ܦܠܛܝܢ ܙܘܙܐ ܗܘ ܕܐܫܚܬ ܒܗ ܒܫܝܘܠ ܡܛܐ ܠܗ ܥܕܢܗ ܕܢܩܘܡ
9 ܘܐܢܗܘ ܕܒܪܝ ܠܐ ܡܪܩ ܠܗ ܠܐ ܐܢܫ ܒܐܪܥܐ ܕܡܪܩ ܠܗ ܨܝܕ ܡܪܝܡ ܗ̇ܝ ܒܪܬ ܕܘܝܕ ܬܪܘܨܝܗ̇ ܠܐܘܪܚܐ ܕܡܚܬܬܟ
13 ܒܟܠܗܝܢ ܢܫ̈ܐ ܐܬܒܩܝܬ ܘܗܝ ܫܦܪܬ ܠܝ ܡܢ ܟܠܗܝܢ ܠܐ ܐܝܬ ܒܟܠܗܝܢ ܢܩܒ̈ܬܐ ܕܕܟܝܐ ܘܢܩܕܐ ܐܟܘܬܗ̇
17 ܡܛܠ ܗܢܐ ܒܪܝ ܚܒܝܒܐ ܠܒ̇ܫ ܦܓܪܐ ܡܢ ܥܘܒܗ̇ ܒܩܕܡܐ ܫܠܡܐ ܐܡܪ ܠܗ̇ ܕܠܐ ܬܙܘܥ ܠܗ̇ ܡܢ ܩܘܕܡܝܟ
21 ܘܗ̇ܘ ܡܕܡ ܕܐܡ̇ܪ ܐܢܐ ܠܟ ܐܡܪ ܠܗ̇ ܘܦܢܝ ܬܐ ܠܟ ܐܡܪ ܠܗ̇ ܫܠܡܐ ܥܡܟܝ ܫܠܡ ܠܟܝ ܡܠܝܬ ܛܝܒܘܬܐ
25 ܡܪܝ ܥܡܟܝ ܘܡܢܟܝ ܕܢܚ̇ ܒܥܘܒܟܝ ܫ̇ܪܐ ܦܪܘܩܐ ܘܦܪܩ ܟܠܗܝܢ ܒܖ̈ܝܬܐ ܡܢܟܝ ܕܢܚ ܢܗܝܪܐ
29 ܘܡܢܗܪ ܠܟܠܗܘܢ ܢܗܝܖ̈ܐ ܘܦܪܩ ܠܗ ܠܐܕܡ ܨܠܡܗ ܗ̇ܘ ܕܥܒܪ ܥܠ ܦܘܩܕܢܗ ܠܐ ܬܩܘܡ ܬܕܪܘܫ ܥܡܗ̇
33 ܕܩܫܝܐ ܗܝ ܡܢܟ ܒܕܪܫܐ ܘܠܐ ܬܣܓܐ ܡܡܠܠܐ ܨܝܕܝܗ̇ ܕܩܫܝܐ ܗܝ ܡܢܟ ܒܗ̈ܦܟܬܐ ܒܢܝܚܘܬܐ ܘܡܟܝܟܘܬܐ
37 ܐܬܚܘܐ ܠܗ̇ ܠܒܪܬ ܕܘܝܕ ܕܠܐ ܬܙܘܥ ܠܗ̇ ܡܢ ܩܘܕܡܝܟ ܟܕ ܚܙܝܐ ܓܒܪܐ ܕܢܘܪܐ ܕܩܐܡ ܘܡܡܠܠ ܥܡܗ̇
41 ܠܐ ܐܝܟ ܥܠܝܡܐ ܬܬܚܘܐ ܠܗ̇ ܐܝܟ ܣܒܐ ܐܬܚܘܐ ܠܗ̇ ܕܠܐ ܬܙܘܥ ܠܗ̇ ܡܢ ܩܘܕܡܝܟ ܠܐ ܬܐܙܠ ܬܒܠܘܡ ܦܘܡܗ̇
45 ܐܝܟ ܕܒܠܡܬ ܗ̇ܘ ܕܙܟܪܝܐ ܘܐܢ ܩܝܡܐ ܬܥܩܒ ܥܡܟ ܓܠܝ ܠܗ̇ ܪܐܙܐ ܘܐܪܚܩ ܠܟ ܫܩܠܗ̇ ܥܝܪܐ ܠܗ̇ܝ ܣܩܪܐ
49 ܕܡܠܝܐ ܫܝܢܐ ܠܒܖ̈ܝܬܐ ܛܣ ܒܝܬ ܣܕܖ̈ܐ ܕܢܘܖ̈ܢܐ ܘܠܐ ܐܬܬܗܝ ܒܣܕܖ̈ܝܗܘܢ ܥܒܪ ܥܠ ܬܓܡ̈ܐ ܕܓܘܙܠܬܐ
53 ܘܥܠ ܟܢܫ̈ܐ ܕܒ̈ܢܝ ܢܘܗܪܐ ܩܒܥ ܚܘܖ̈ܬܐ ܒܪܝܫܗ ܕܐܝܟ ܣܒܐ ܠܗ̇ ܢܬܚܘܐ ܘܟܕ ܩܝܡܐ ܗ̇ܝ ܒܪܬ ܕܘܝܕ
57 ܘܡܨܠܝܐ ܩܕܡ ܐܠܗܐ ܗܐ ܡܢ ܫܠܝ ܓܒܪܐ ܕܢܘܪܐ ܩܡ ܩܕܡܝܗ̇ ܩܠܝܠܐܝܬ ܡܠܐ ܦܘܡܗ ܫܠܡܐ ܘܝܗܒ ܠܗ̇
61 ܘܥܢܐ ܘܗܟܢ ܐܡܪ ܠܗ̇ ܫܠܡ ܠܟܝ ܡܠܝܬ ܛܝܒܘܬܐ ܡܪܝ ܥܡܟܝ ܘܡܢܟܝ ܕܢܚ̇ ܒܥܘܒܟܝ ܫ̇ܪܐ ܦܪܘܩܐ
65 ܘܦܪܩ ܟܠܗܝܢ ܒܖ̈ܝܬܐ ܐܡܪܐ ܡܪܝܡ ܠܡܠܐܟܐ ܕܐܝܟܢܐ ܬܗܘܐ ܗܕܐ ܕܡܢ ܡܬܘܡ ܓܒܪܐ ܠܐ ܚܟܝܡ ܠܝ
69 ܐ̇ܡܪ ܥܝܪܐ ܠܛܠܝܬܐ ܪܘܚ ܩܘܕܫܐ ܢܓܢ ܥܠܝܟܝ ܘܚܝܠ ܥܠܝܐ ܢܫܪܐ ܒܟܝ ܘܚܕ ܡܢ ܬܠܬܐ ܢܓܢ ܒܟܝ
73 ܐܝܟ ܡܕܡ ܕܬܢܝܬ ܩܕܡܝܟܝ ܡܢ ܢܘܠܐ ܕܦܓܪܢܘܬܟܝ ܙܩ̇ܪ ܠܗ ܢܘܠܐ ܘܠܒܫ
1 Zum Ort, der (selbst) Engeln verborgen ist, rief Gott Gabriel und ungefähr folgende Worte wurden gesprochen aus der Höhe zu dem Feurigen:
5 „Mein Sohn will auf die Erde hinabsteigen. Geh hinab und bereite ihm einen Palast! Die Drachme, die in der Scheol verrostet ist, die Zeit ist gekommen, daß sie auferstehe.
9 Und wenn mein Sohn sie nicht reinigt, gibt es niemanden auf Erden, der sie reinigt. Steig geradenwegs hinab zu Maria, jener Tochter Davids!
13 Alle Frauen hab ich geprüft. Sie gefiel mir vor allen. Es gibt unter allen Weibern keine, die sündenlos und rein ist wie sie.
17 Deswegen wird mein geliebter Sohn das Kleid eines Leibes aus ihrem Schoß nehmen. Zuerst grüße sie, damit sie vor dir nicht erschrecke.
21 Und das, was ich dir sage, sage ihr und kehre dann zurück! Sag ihr: Der Friede sei mit dir! Friede dir, voll der Gnade;
25 Der Herr ist mit dir, und aus dir wird er aufgehen, in deinem Schoß wird Wohnung nehmen der Erlöser. Und er wird alle Geschöpfe erlösen. Aus dir wird aufgehen die Sonne
29 und alle Gestirne erleuchten. Und er wird Adam, sein Bild, erlösen, jenen, der sein Gebot übertrat. Laß dich nicht in eine Erörterung mit ihr ein,
33 denn sie ist dir darin überlegen. Und mach nicht viele Worte bei ihr, denn sie weiß besser zu antworten als du. In Ruhe und Demut
[Übersetzung von D. Kiltz [Verse 34-36]: 34 und fange nicht an mit ihr zu debattieren, denn sie ist stärker als du im Debattieren. Und mache nicht zu viel der Worte, denn sie ist stärker als du in den Antworten. In Ruhe und Bescheidenheit]
37 zeige dich der Tochter Davids, damit sie nicht vor dir erschrecke, wenn sie einen Mann aus Feuer stehen und mit ihr sprechen sieht.
41 Erscheine ihr nicht als Jüngling, als Greis zeige dich ihr, damit sie nicht vor dir erschrecke! Geh und verschließe nicht ihren Mund,
45 wie du den Mund des Zacharias verschlossen hast. und erhebt sie sich, um mit dir zu forschen, dann offenbare ihr das Geheimnis und entferne dich!“ Der Engel nahm entgegen diesen göttlichen Erlaß,
[Übersetzung von D. Kiltz [Verse 45-48]: 45 wie du Zacharias Mund verschlossen hast! Und wenn sie bereit ist und dich befragt, dann offenbare ihr das Geheimnis und entferne dich!" Der Engel nahm diesen göttlichen Befehl entgegen.]
49 voll des Friedens für die Geschöpfe. Er flog zwischen den Reihen der Feurigen und verweilte nicht bei ihren Reihen. Er ging vorüber an den Abteilungen der Flammen(den)
53 und an den Scharen der Söhne des Lichts. Er befestigte weiße Haare an seinem Haupt, damit er ihr als Greis erscheine. Und währende jene Tochter Davids
57 im Gebet vor Gott stand, siehe da trat plötzlich vor sie schnell ein Mann von Feuer. Er füllte den Mund mit dem Friedensgruß und gab ihn ihr,
61 und hub an und sprach so zu ihr: „Sei gegrüßt, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, und aus dir wird er aufgehen. In deinem Schoß wird der Erlöser Wohnung nehmen,
65 und er wird alle Geschöpfe erlösen.“ Es sprach Maria zu dem Engel: „Wie wird das sein, da ich niemals einen Mann erkannt habe.“
69 Es sprach der Engel zum Mädchen: „Der Heilige Geist wird dich überschatten und die Kraft des Allerhöchsten wird in dir wohnen und einer von den Drei wird in dir weilen,
73 gemäß dem, was ich vor dir gesprochen habe. Aus dem Einschlagfaden deiner Körperlichkeit wird er sich ein Kleid weben und es anlegen.“
Der koranische Bericht ähnelt dem des (Pseudo-)Ephrem. In beiden Fällen wird Bezug auf die Gestalt des erscheinenden Engels (wobei im Koran rūḥ 'Geist' steht) genommen. Die Beschreibungen sind allerdings nicht ganz identisch.
Der koranische Ausdruck sawīy wird gemeinhin, etwa von Paret 1979 und Bobzin 2010 als "wohlgestaltet" übersetzt. Diese Übersetzungen reflektieren das Verständnis der islamischen Tradition (vgl. z.B. aṭ-Ṭabarī, Tafsīr s.v. Q 19, 17): …fa-tašabbaha la-hā fī ṣurati ʾādamiyyin sawiyyi l-ḫalqi minhum yaʿnī fī ṣūrati raǧulin min banī ʾĀdama muʾtadali l-ḫalqi („Und er erschien ihr in Gestalt eines menschlichen [Wesens] von wohlgestalteter Form, d.h. in Gestalt eines Mannes der Nachfahren Adams von ausgewogener Gestalt“). Für ein ähnliches Verständnis der Gestalt Gabriels im orientalischen Christentum, vgl. TUK_0074 und TUK_0895.
Nach diesem Textverständnis bezieht sich die Bedeutung von sawīy also auf das körperliche Wohlgestaltetsein des „Geistes, den Gott zu Maria sendet“ (Übers. Bobzin 2010), um die Geburt Jesu zu verkünden.
Andererseits wird sawīy etwa im Lisān (s.v.) mit mustawīy verglichen und zwar in der Bedeutung "jmd., der das Ende seiner Jungend erreicht hat", d.h. ein reifer, vollerwachsener Mann (nach Abū l-Haiṯam: "as-sawiyyun faʿīlun fī maʿnā muftaʿilin ʾayyu mustawin. qāla: wa-l-mustawiyyu t-tāmmu fī kalāmi l-ʿarabi llaḏī qad balaġa l-ġāyati fī šabābihī wa-tamāmi ḫalqihī wa-ʿaqlihī. wa-stawā raǧulun ʾiḏā ntahā šabābuhū). So ist wohl auch istawā in Q 28:14 (wa-lammā balaġa ʾašuddahū wa-stawā) zu verstehen [Hinweis von J. Witztum]. Als Erklärung für letzteren Ausdrucks findet sich etwa im Lisān: wa-stawā r-raǧulu: balaġa ʾašuddahū, wa-qīla: balaġa ʾarbaʿīna sanah. D.h. man sagt "er hat (das Alter von) 40 Jahre(n) erreicht".
(Pseudo-)Ephrem unterscheidet zwischen der feurigen Engelsgestalt, welche Maria Angst einflößen könnte, einem Jüngling, durch den Maria sich bedrängt fühlen könnte, und einem "reifen Mann" (sābā), wobei das Wort auch die Konnotation "fromm, rechtschaffen, weise" hat. Wie bei (Pseudo-)Ephrem geht es womöglich in der Koranstelle darum, dass der Engel bzw. der Geist Maria auf eine Weise erscheinen soll, welche ihr keine unnötige Furcht einflößt, sondern sie vielmehr Zutrauen fassen lässt. Sollte sich der koranische Ausdruck sawīy auf das Alter beziehen, so scheint jedoch eher die Bedeutung 'mittleren Alters' wahrscheinlich, während syrisch sābā ein Mann im 'dritten Alter' bezeichnet. Im weiteren Text (Pseudo-) Ephrems wird auch erwähnt, der Engel solle mit grauen Haaren auf dem Haupt erscheinen.
[Zum Altersunterschied, etwa Halblebenszeit vs. Alter (pleg šnayyā), vgl. TUK_0895]
To a region that is hidden even from the Watchers
did God summon Gabriel,
and it was something like this that was said
by the Most High to the angel of fire:
5 “My Son wishes to go down to earth,
please descend and prepare him a palace.
It is time for that coin which lies disfigured
in Sheol to be raised up,
and if my Son does not polish it clean,
10 there is no one on earth who can make it bright.
Make the path of your descent
straight to Mary, the daughter of David:
amongst all women she has been sought out
and found to be fairest of all;
15 no other woman is quite so pure
or chaste as she;
that is why my beloved Son
will clothe himself in a body from her womb.
The firth thing you do, give her a greeting
20 so that she is not afraid at your presence.
Say to her what I am going to tell you,
and then return and come back.
Say to her “Peace be with you;
greetings to you, filled with grace.
25 My Lord is with you, and will shine forth from you.
In your womb the Saviour is about to reside,
and he will bring salvation to the whole of creation.
From you shall shine forth the Luminous One
who illumines all the luminaries.
30 He will deliver Adam, his image,
who transgressed his commandment”.
Do not stand up to her or argue,
for she is stronger than you in argument;
do not speak too many words to her,
35 for she is stronger than you in her replies.
In gentle and lowly form
make yourself appear to the daughter of David,
lest she be afraid of your presence
when she sees a man of fire
40 standing and speaking with her.
Do not appear to her as a young man:
appear to her as someone old,
so that she is not afraid at your presence.
Do not go and muzzle her speech
45 as you did with Zechariah.
If she starts to question you closely,
disclose to her the mystery, and then be off.”
The Watcher took up that missive
filled with peace for creation;
50 he flew through the serried orders of fiery beings
without being delayed by a single one of them.
He passed through the ranks of flame,
through the bands of the Children of Light.
On his head he donned white locks
55 so that he might appear to her as someone old.
Then, as the daughter of David was standing in prayer before God,
swiftly, all of a sudden, there stood before her
this man all of fire.
60 His lips, filled with peace, gave her greeting
and he spoke to her as follows,
“Greetings to you, filled with grace,
my Lord is with you, and shall shine forth from you.
In your womb the Saviour is about to reside,
65 and he will bring salvation to the whole of creation.”
Mary says in reply to the angel,
“How shall this be,
seeing that no man has ever known me?”
The Watcher replied to the girl,
70 “The Holy Spirit will overshadow you
and the Power of the Most High shall reside in you:
one of the Three shall overshadow in you,
just as I have related in your presence;
from the weft of your bodily nature
75 he will weave himself a garment and put it on.”