ܐܡ̣ܪ ܡ̇ܠܟܐ ܕܡܢܐ ܐܢܘܢ ܗܠܝܢ ܡ̇ܠܟ̈ܐ. | ܘܥ̈ܡܡܐ ܕܚ̈ܝܠܐ ܕܠܓܘ ܡܢܗ ܕܛܘܪܐ ܗܢܐ ܆ | ܐܡܪܝܢ ܣ̈ܒܐ ܫܡܥ ܡܪܝ ܡ̇ܠܟܐ ܘܐܡܪܝܢܢ ܠܟ. | ܕܒܝܬ ܠܡ ܐܓܘܓ ܘܕܒܝܬ ܡܓܘܓ ܗܐ ܠܓܘ ܡܢܢ ܆ | ܚܙܬܐ ܕܚܝܠܬܐ ܕܡܘܬܐ ܣܢܝܬܐ ܒܟܠ ܩܘ̈ܡܬܐ. | ܡܢ ܫܬ ܘܫܒܥ ܐܡ̈ܝܢ ܡܬܝܚ ܗܘ ܟܠ ܚܕ ܡܢܗܘܢ ܆ | ܘܢܚܝܪܝܗܘܢ ܫܝܥܝܢ ܘܣܢܝܢ ܒܝܬ ܥܝܢ̈ܝܗܘܢ. | ܒܕܡܐ ܣܚܝܢ ܘܒܕܡܐ ܚܝܦܝܢ ܐܦ ܖ̈ܝܫܝܗܘܢ ܆ | ܘܕܡܐ ܫܬܝܢ ܘܐܟܠܝܢ ܒܣܪܐ ܕܒܢܝ̈ܢܫܐ. | ܠܒܫܝܢ ܡܫ̈ܟܐ ܠܛܫܝܢ ܙܝܢܐ ܘܚܫܠܝܢ ܪܘܓܙܐ ܆ | ܘܩܫܝܢ ܘܪܒܝܢ ܡܢ ܟܠ ܥܡ̈ܡܝܢ ܘܩܖ̈ܒܝܗܘܢ. | ܘܐܝܟܐ ܕܣ̇ܠܩ ܪܘܓܙܗ ܕܡܪܝܐ ܢܫܕܪ ܐܢܘܢ ܆ | ܗܦܟܝܢ ܐܪܥܐ ܘܥܩܪܝܢ ܛܘܖ̈ܐ ܘܐܟܠܝܢ ܐܢ̈ܫܐ. | ܗܝܕܝܢ ܐܬܬܥܝܩ ܒܪ ܦܝܠܝܦܘܣ ܕܫܡ̣ܥ ܗܠܝܢ ܆ | ܘܬܗ̣ܪ ܣܓܝ ܒܢܦܫܗ ܒܗܢܐ ܢܘܓܪܐ ܪܒܐ. | ܒܩܠܝܠ ܩܠܝܠ ܝ̇ܠܦ ܚ̇ܟܡ ܟܠܡܐ ܕܫ̣ܐܠ ܗܘܐ ܆ | ܘܡܬܚܫܒ ܗܘܐ ܕܢܥܒܕ ܬܡܢ ܬܪܥܐ ܪܒܐ. | ܡܠ̣ܐ ܬܪܥܝܬܗ ܟܠ ܚܘܫ̈ܒܐ ܖ̈ܘܚܢܝܐ ܆ | ܟܕ ܡܘܠܟܢܐ ܫܩ̣ܠ ܡܢ ܣ̈ܒܐ ܥܡܖ̈ܝ ܐܬܪܐ. | ܚ̣ܪ ܒܗ ܒܛܘܪܐ ܟܕ ܚ̇ܕܪ ܠܗ ܠܥܠܡܐ ܟܠܗ ܆ | ܬܚܘܡܐ ܪܒܐ ܕܣ̣ܡ ܐܠܗܐ ܗܐ ܡܢ ܥܠܡ. | ܐܡ̣ܪ ܡ̇ܠܟܐ ܐܝܟܐ ܢܦܩܝܢ ܚܝܠܘ̈ܬܐ ܆ | ܘܫܒܝܢ ܐܬܪܐ ܥܡܐ ܟܠܗ ܗܐ ܡܢ ܥܠܡ. | ܡܚܘܝܢ ܗܘܘ ܠܗ ܒܡܨܥܬ ܛܘܖ̈ܐ ܐܝܬܘܗܝ ܐܬܪܐ ܆ | ܫܘܩܐ ܬܪܝܨܐ ܕܡܢ ܐܠܗܐ ܐܬܬܩܢ ܗܘܐ. | ܚ̣ܪ ܒܗ ܡ̇ܠܟܐ ܒܫܘܩܐ ܕܬܪܝܨ ܐܝܟ ܕܒܬܗܪܐ ܆ | ܘܡܬܝܚ ܛܘܪܐ ܘܕܚܝܠ ܥܘܫܢܗ ܡܢ ܟܠ ܓܒ̈ܝܢ. | ܘܠܥܠ ܡܢܗ ܚ̣ܙܐ ܐܓܘ̈ܓܐ ܘܕܡܐ ܕܪܕܐ ܆ | ܘܐܝܟ ܖ̈ܓܠܬܐ ܕܡ̈ܝܐ ܪܗ̇ܛ ܠܘܩܒܠ ܥܡܐ. | ܐܬܒܩܝ ܒܗ ܕܢܥܒܕ ܬܡܢ ܬܪܥܐ ܪܒܐ ܆ | ܕܡܠܐ ܬܗܪܐ ܒܥܠܡܐ ܟܠܗ ܠܕܚ̇ܐܪ ܒܗ܀
(236) Der König sprach: "Was sind dies für Könige (237) und fürchterliche Völker jenseits dieses Gebirges?" (238) Die Ältesten sprachen: "Hören Sie, Herr König, und wir werden Ihnen Bescheid sagen. (239) Die Agogiten und Magogiten (wohnen) jenseits von uns, (240) fürchterlich von Aussehen, hässlich von Gestalt in allen Lebensaltern. (241) Mehr als sechs bis sieben Ellen gross ist jeder von ihnen, (242) und ihre Nasen sind beschmiert und ihre Stirnen hässlich. (243) In Blut baden sie und in Blut waschen sie auch ihre Köpfe, (244) und Blut trinken sie und sie essen Menschenfleisch. (245) Sie ziehen Felle an, schärfen Waffen und sinnen auf Zorn (246) und sind härter und gewaltiger als alle Völker und ihre Kriege. (247) Und wo der Zorn des Herrn aufsteigt, da sendet er sie hin. (248) Sie verheeren die Erde und zerstören die Berge und essen Menschen". (249) Darauf wurde der Sohn des Philipp mit Ekel erfüllt, als er solches hörte, (250) und er war darüber sehr erstaunt, sehr lange Zeit. (251) Allmählich lernte er alles wonach er gefragt hatte, kennen, und er fasste den Plan, dort ein grosses Tor zu bauen. (253) Er füllte seinen Geist mit allen geistlichen Gedanken, (254) als er den Rat empfing von den Ältesten, den Bewohnern des Landes. (255) Er blickte auf das Gebirge, das die ganze Welt umkreist, (256) die große Grenze, die Gott festgesetzt hatte von alters her. (257) Der König sprach: "Wo ziehen die Heerhaufen aus, um das Land (und) das ganze Volk auszuplündern von alters her?" (259) Sie zeigte ihm, (dass) die Stelle sich mitten in den Bergen befand, (260) eine gerade Strasse, die von Gott hergestellt worden war. (261) Der König blickte staunend auf die gerade Strasse. (262) Und das Gebirge war ausgedehnt und seine Dimensionen waren kolossal an allen Ecken und Enden. (263) Und über demselben sah er Aquädukte und fliessendes Blut (264) und wie Wasserströme strömte es dem Volk entgegen. (265) Er betrachtete es genau in der Absicht, dort ein grosses Tor zu bauen, (266) wundervoll in der ganzen Welt für denjenigen, der sich das anschaut.
Obwohl die Einfälle der mythischen Völker aus dem Norden "Gog und Magog" bereits im Buch Ezechiel (Ezech. 38-39, dazu TUK_0116) und in der Johannesoffenbarung (Offb. 20:7-10, TUK_0471) eschatologisch gedeutet werden, stehen besonders die griechischen und syrischen Versionen und Adaptationen des Alexanderromans dem entsprechenden koranischen Bericht über Yaʾǧūǧ und Maʾǧūǧ (Q 18: 94-101) am nächsten. So beschreibt das ins frühe 7. Jh. zu datierende Alexanderlied (in den meisten Handschriften Jakob von Sarug, gest. 521, zugeschrieben) in ähnlicher Weise wie der Koran den Bau einer Mauer gegen die barbarischen Völker des Nordens durch Alexander (zur Identifizierung der nördlichen Völker mit Gog und Magog, siehe bereits Flavius Josephus, Jüdischer Krieg VII, 7, 4, TUK_0771). Besonders auffallend ist dabei die selbst im Wortlaut übereinstimmende Beschreibung Gogs und Magogs als Völker welche "die Erde verheeren" (syr. hāpkīn arʿā, vgl. arab. mufsidūna fī al-arḍi in Q 18:94, ein Ausdruck der auch sonst im Koran vorkommt, z.B. Q 2:60, 7:74, 11:85, 26: 183, 29:36). Ferner sind sich das Alexanderlied und der Koran darüber einig, dass Gog und Magog Agenten des göttlichen Zorns sind, und dass ihre Einfälle als rechtmäßige Bestrafung von Gott zu interpretieren sind (vgl. Q 18:98-99). Die beiden Texte unterscheiden sich jedoch in einigen Details: bei (Pseudo-)Jakob entschließt sich Alexander selber, ein Tor zu bauen, während im Koran die Bewohner des Ortes Ḏū al-Qarnain bitten, eine Mauer gegen Yaʾǧūǧ und Maʾǧūǧ zu errichten. Die Errichtung der Mauer gegen Gog und Magog ist auch sonst in apokalyptischen Texten des 7. Jhs. bezeugt, etwa in der einflussreichen syrischen Apokalypse des Pseudo-Methodios (spätes 7. Jh., dazu TUK_1445).
Zur Datierung des syrischen Alexanderlieds im frühen 7. Jahrhundert, siehe Reinink 2003.
Für weitere Parallelen zwischen den syrischen und griechischen Alexanderlegenden und dem Koran, siehe TUK_1402, TUK_1403, TUK_1415, TUK_1416, TUK_1417, TUK_1469, TUK_1470, TUK_1471, TUK_1475.