244 Τὸ δὲ τῶν Ἀλανῶν ἔθνος ὅτι μέν εἰσι Σκύθαι περὶ τὸν Τάναϊν καὶ τὴν Μαιῶτιν λίμνην κατοικοῦντες πρότερόν που δεδηλώκαμεν 245 κατὰ τούτους δὲ τοὺς χρόνους διανοηθέντες εἰς τὴν Μηδίαν καὶ προσωτέρω ταύτης ἔτι καθ᾽ ἁρπαγὴν ἐμβαλεῖν τῷ βασιλεῖ τῶν Ὑρκανῶν διαλέγονται τῆς παρόδου γὰρ οὗτος δεσπότης ἐστίν ἣν ὁ βασιλεὺς Ἀλέξανδρος πύλαις σιδηραῖς κλειστὴν ἐποίησε 246 κἀκείνου τὴν εἴσοδον αὐτοῖς παρασχόντος ἀθρόοι καὶ μηδὲν προϋποπτεύσασι τοῖς Μήδοις ἐπιπεσόντες χώραν πολυάνθρωπον καὶ παντοίων ἀνάμεστον βοσκημάτων διήρπαζον μηδενὸς αὐτοῖς τολμῶντος ἀνθίστασθαι 247 καὶ γὰρ ὁ βασιλεύων τῆς χώρας Πάκορος ὑπὸ δέους εἰς τὰς δυσχωρίας ἀναφεύγων τῶν μὲν ἄλλων ἁπάντων παρακεχωρήκει μόλις δὲ παρ᾽ αὐτῶν ἐρρύσατο τήν τε γυναῖκα καὶ τὰς παλλακὰς αἰχμαλώτους γενομένας ἑκατὸν δοὺς τάλαντα 248 μετὰ πολλῆς οὖν ῥᾳστώνης ἀμαχεὶ ποιούμενοι τὰς ἁρπαγὰς μέχρι τῆς Ἀρμενίας προῆλθον πάντα λεηλατοῦντες 249 Τιριδάτης δ᾽ αὐτῆς ἐβασίλευεν ὃς ὑπαντιάσας αὐτοῖς καὶ ποιησάμενος μάχην παρὰ μικρὸν ἦλθεν ἐπ᾽ αὐτῆς ζωὸς ἁλῶναι τῆς παρατάξεως 250 βρόχον γὰρ αὐτῷ περιβαλών τις ἔμελλεν ἐπισπάσειν εἰ μὴ τῷ ξίφει θᾶττον ἐκεῖνος τὸν τόνον κόψας ἔφθη διαφυγεῖν 251 οἱ δὲ καὶ διὰ τὴν μάχην ἔτι μᾶλλον ἀγριωθέντες τὴν μὲν χώραν ἐλυμήναντο πολὺ δὲ πλῆθος ἀνθρώπων καὶ τῆς ἄλλης λείας ἄγοντες ἐξ ἀμφοῖν τῶν βασιλειῶν πάλιν εἰς τὴν οἰκείαν ἀνεκομίσθησαν
Das Volk der Alanen, das, wenn ich mich recht entsinne, schon früher als ein in der Gegend des Tanais und des Maeotischen Sees [Asowsches Meer; heutige Südukraine] wohnender Skythenstamm von mir erwähnt wurde, fasste um diese Zeit den Plan, einen Raubzug nach Medien und noch weiter hinaus zu unternehmen, und unterhandelte deshalb mit dem König der Hyrkaner [in der Gegend des Kaspischen Meeres]; denn dieser ist Herr des Passes, den der König Alexander mittels eiserner Tore verschließbar gemacht hatte. Als nun der Hyrkanerkönig ihnen den Durchzug gestattete, fielen sie in zahlreichen Horden über die nichts ahnenden Meder her und plünderten das stark bevölkerte, an Nutzvieh aller Art reiche Land völlig aus, ohne dass jemand ihnen Widerstand zu leisten wagte. Der König des Landes, Pakorus, floh entsetzt in unzugängliche Wildnisse und gab ihnen alles preis, und nur mit Mühe gelang es ihm, durch Zahlung von hundert Talenten seine Gattin und seine Kebsweiber, die in Gefangenschaft geraten waren, wieder loszukaufen. Da die Alanen so in aller Bequemlichkeit und ganz ohne Schwertstreich ihre Raubsucht befriedigen konnten, drangen sie alles verwüstend, bis nach Armenien vor, wo Teridates König war. Dieser rückte ihnen entgegen und lieferte ihnen ein Treffen, wäre aber beinahe lebendig gefangen worden. Ein Alane nämlich hatte aus der Ferne eine Schlinge über ihn geworfen und würde ihn fortgeschleppt haben, wenn es dem Könige nicht gelungen wäre, den Strick noch zeitig mit dem Schwert zu zerhauen und sich auf diese Weise zu retten. Durch den Kampf noch wilder geworden, verheerten nun die Barbaren das ganze Land und kehrten dann mit einer Menge Gefangener und der übrigen Beute, die sie in beiden Königreichen zusammmengeraubt hatten, wieder in ihre Heimat zurück.
Q 21:96 sagt für die Endzeit die Loslassung der als eingesperrt gedachten Gog und Magog (Yaʾǧūǧ wa-Maʾǧūǧ) voraus (vgl. TUK_0116 und TUK_0471; vgl. auch van Donzel und Ott 2012; zum Namen s. Jeffery 1938: p. 288-289). In Q 18:92-98 wird erzählt, wie es dazu kam, dass die beiden Völker eingesperrt wurden: Ḏu l-Qarnain wird von einem Volk gebeten, einen Wall (sadd, radm) zwischen ihnen und Gog und Magog zu errichten, da diese Unheil auf der Erde anrichten würden (mufsidūna fi l-ʾarḍi). Hierauf erbaut Ḏu l-Qarnain zwischen zwei Berghängen (ṣadafain) einen Wall aus Eisen. In der Regel wird Ḏu l-Qarnain sowohl in der islamischen Kommentarliteratur als auch in der westlichen Forschung als Alexander der Große (arab. ʾIskandar) identifiziert, vgl. Montgomery Watt 2012. Diese Identifikation ist aber nicht zwingend notwendig, vgl. Koloska 2015: p. 153-159, die argumentiert, dass Ḏu l-Qarnain keiner historischen Persönlichkeit zuzuordnen ist, sondern den Typos eines Heilsherrschers verkörpert, der Züge von Alexander, dem jüdischen Messias und altarabischen Herrschern vereint. Eine Verbindung zwischen Gog und Magog und einem von Alexander errichteten Wall enstand vermutlich im hellenistischen Judentum und findet sich das erste Mal bei Flavius Josephus bezeugt (Donzel und Schmidt 2010: p. 10). So berichtet Flavius Josephus in der hier zitierten Stelle aus dem Jüdischen Krieg, dass Alexander die Alanen, einen Stamm der Skythen, hinter eisernen Toren eingesperrt habe. In den Jüdischen Altertümern (1:123) identifiziert Flavius Josephus die Skythen mit den Nachfahren Magogs (Μαγώγης δὲ τοὺς ἀπ᾽ αὐτοῦ Μαγώγας ὀνομασθέντας ᾤκισεν Σκύθας δὲ ὑπ᾽ αὐτῶν προσαγορευομένους; "Magog aber ließ die nach ihm benannten Magoger siedeln, Skythen nach griechischer Benennung."). Anders als im Koran hat die Erzählung bei Flavius Josephus noch keine eschatologische Dimension, da den Skythen keine Rolle in einem apokalyptischen Krieg zugewiesen wird. Das Textzeugnis bei Flavius Josephus ist aber insofern bedeutend, nachdem sich dort erstmals die Verschmelzung zweier Traditionen beobachten lässt: einerseits die Identifizierung von Gog und Magog mit einem feindlichen Volk aus dem Norden (vgl. Ez 38:15, TUK_0116), andererseits die Errichtung eiserner Tore durch Alexander, um eindringende Stämme abzuhalten (Donzel und Schmidt 2010: p. 11-12).
Andrew Anderson, Alexander's gate, Gog and Magog, and the inclosed Nations, Cambridge 1932, S. 8; vgl. auch Hannelies Koloska, Offenbarung, Ästhetik und Koranexegese : zwei Studien zu Sure 18 (al-Kahf), Wiesbaden 2015, S. 157-158.