

Die Bezeichnung und Darstellung Alexanders des Großen als "Zweigehörnten" geht auf die enge Verbindung zwischen dem makedonischen König und dem synkretistischen Gott Zeus-Ammon zurück. Nach Alexanders Reise zum Ammon-Tempel in der ägyptischen Oase Sīwa soll Alexander zum Sohn Ammons erklärt worden sein (vgl. Kallisthenes, FGrH 124, F14a, Jacoby = Strabon, XVII 1, 43 und Pseudo-Kallisthenes, vgl. TUK_1469). Obwohl diese Beziehung zwischen Alexander und Ammon erst in der Spätantike durch den einflussreichen Alexanderroman weit rezipiert wurde (siehe TUK_1470, TUK_1471), finden sich Darstellungen Alexanders mit den Widderhörnern des Ammon bereits auf einigen frühhellenistischen Münztypen. Neben einem frühen ptolemäischen Münztypus, der Alexander mit Ammon-Hörnern und Elephantenhelm repräsentiert (siehe Dahmen 2007: 112-116, Lorber 2012: 211-212), ist die hier abgebildete Tetradrachme des Lysimachos (360-281 v. Chr.) wohl die bekannteste Münzdarstellung Alexanders mit Hörnern. Dieser Münztypus war in Thrakien und Kleinasien bis ins 2.-1. Jh. v. Chr. in Umlauf und wurde bis in Zentraleuropa (in keltischen Münzprägungen) oft nachgeahmt. Im östlichen Mittelmeerraum war dieser Typus jedoch wahrscheinlich wenig verbreitet und er wurde relativ schnell durch andere Typen ersetzt. In diesem Kontext ist es bemerkenswert, dass einige Städte in den römischen Provinzen Palästina und Arabien (z.B. Kapitolias, Gerasa), welche Alexander als ihren "Stammvater" (Gr. γενάρχης) oder "Gründer" (Gr. κτίστης) ansahen, bis ins 3. Jh. n. Chr. Münzen mit einer Darstellung Alexanders prägten (dazu Dahmen 2007: 28-30, 130-133).
Die hier abgebildete Münze aus dem Berliner Münzkabinett wurde unmittelbar nach der Regierungszeit des Lysimachos in Ainos (Thrakien) geprägt. Auf der Vorderseite (Obvers) wird Alexander der Große (Profil, rechts) mit Ammon-Hörnern und Diadem dargestellt. Auf der Rückseite (Revers) ist neben dem Namen des Lysimachos eine sitzende Athena Nikephoros (die "Siegestragende") in Rüstung mit Schild und Speer zu sehen.
Zum Verhältnis zwischen der griechischen und syrischen Alexanderliteratur und dem Koran, siehe TUK_1401, TUK_1402, TUK_1403, TUK_1415, TUK_1416, TUK_1417, TUK_1475.