ܬܘܒ ܐܬܬܪܝܡ ܕܟܪܐ ܘܐܬܥܠܝ ܘܕܩܪ ܠܡܥܪܒܐ ܘܠܓܪܒܝܐ ܘܠܬܝܡܢܐ ܘܡܟܟ ܚܝܘ̈ܬܐ ܣܓܝܐܬܐ. ܘܠܐ ܩܡܝ̈ ܩܕܡܘܗܝ ܥܕܡܐ ܕܐܬܐ ܨܦܪܝܐ ܡܢ ܡܥܪܒܐ ܘܡܚܝܗܝ ܠܕܟܪܐ ܘܬܒܪ ܩܖ̈ܢܬܗ ܘܡܟܟܗ ܛܒ ܠܕܟܪܐ. ܐܝܬܘܗܝ ܕܝܢ ܕܟܪܐ ܡܠܟ ܡܕܝ ܘܦܪܣ ܕܗܘ ܕܪܝܘܫ: ܘܨܦܪܝܐ ܐܠܟܣܢܕܪܘܣ ܒܪ ܦܝܠܝܦܘܣ ܡܩܕܘܢܝܐ: ܚܙܐ ܓܝܪ ܕܢܝܐܝܠ ܕܟܪܐ ܟܕ ܒܡܕܢܚܐ ܗܘܐ ܩܕܡ ܬܪܥܐ ܕܫܘܫܢ ܒܝܪܬܐ ܕܒܥܠܝܡ ܡܕܝܢܬܐ ܥܠ ܢܗܪܐ ܐܘܠܝ: ܘܡܕܩܪ ܠܡܥܪܒܐ ܘܠܓܪܒܝܐ ܘܠܬܝܡܢܐ: ܘܟܠܗܝܢ ܚܝܘ̈ܬܐ ܠܐ ܩܡܝ̈ ܩܕܡܘܗܝ. ܘܨܦܪܝܐ ܕܡܙܐ ܢܦܩ ܡܢ ܡܕܝܢܬܐ ܝܘܢܝ̈ܐ ܘܐܬܬܪܝܡ ܥܠ ܕܟܪܐ: ܘܡܚܝܘܗܝ ܘܬܒܪ ܠܬܖ̈ܬܝܗܝܢ ܩܖ̈ܢܬܗ ܠܪܒܬܐ ܘܠܙܥܘܪܬܐ. ܘܠܡܢܐ ܕܝܢ ܐܡܪ ܕܬܒܪ ܠܬܖ̈ܬܝܗܝܢ ܩܖ̈ܢܬܗ܆ ܐܠܐ ܡܛܠ ܕܡܟܟ ܠܬܖ̈ܬܝܗܝܢ ܡܠܟ̈ܘܬܐ ܕܡܕܒܪ ܗܘܐ: ܙܥܘܪܬܐ ܕܡܕܝ̈ܐ ܘܪܒܬܐ ܕܦܖ̈ܣܝܐ. ܟܕ ܐܬܐ ܕܝܢ ܐܠܟܣܢܕܪܘܣ ܝܘܢܝܐ ܩܛܠܗ ܠܕܪܝܘܫ ܡܠܟ ܡܕܝ ܘܦܪܣ. ܗܟܢܐ ܓܝܪ ܐܡܪ ܠܗ ܠܕܢܝܐܝܠ ܡܠܐܟܐ ܟܕ ܡܦܫܩ ܠܗ ܚܙܘܐ: ܕܕܟܪܐ ܕܚܙܝܬ ܡܠܟ ܡܕܝ ܘܦܪܣ ܘܨܦܪܝܐ ܡܠܟܐ ܕܝܘ̈ܢܝܐ. ܡܢ ܙܒܢܐ ܓܝܪ ܕܐܬܬܒܪ ܬܖ̈ܬܝܗܝܢ ܩܖ̈ܢܬܐ ܕܕܟܪܐ ܘܥܕܡܐ ܠܗܢܐ ܙܒܢܐ ܗܘܝ̈ܢ ܫܢ̈ܝܐ ܫܬܡܐܐ ܘܐܪܒܥܝܢ ܘܬܡܢ̈ܐ܀
Ferner erhob sich der Widder, wurde überheblich und stach nach Westen, Norden und Süden und erniedrigte viele Tiere. Sie hielten gegen ihn nicht stand, bis der Bock vom Westen kam, den Widder stieß und seine Hörner zerbrach und ihn sehr erniedrigte (vgl. Dan 8,4). Es war aber der Widder der König von Medien und Persien, Darius, der Bock der Makedone Alexander bar Philippus. Daniel sah nämlich, dass der Widder „im Osten stand vor dem Tore Susas, der Burg in Elam, der Stadt oberhalb des Flusses Ulai. Er stieß nach Westen vor, nach Norden und nach Süden. Alle Tiere hielten ihm nicht stand“ (Dan 8, 2.4).
Der Ziegenbock zog aus der Stadt der Griechen und erhob sich über den Widder, „schlug ihn und zerbrach seine beiden Hörner“, das große und das kleine (Dan 8,6f). Warum hat er gesagt, dass er seine beiden Hörner zerbrach? Doch nur weil er die beiden Königreiche demütigte, die er (Darius) führte, das kleinere der Meder und das größere der Perser. Als der Grieche Alexander kam, tötete er Darius, den König von Medien und Persien. Denn so sprach der Engel zu Daniel, als er ihm das Gesicht auslegte: „Der Widder, den du gesehen hast, ist der König von Medien und Persien, und der Bock ist der König der Griechen“ (Dan 8,20f). Denn von dieser Zeit an sind die beiden Hörner des Widders zerbrochen bis zur heutigen Zeit, das sind 648 Jahre.
Die im Koran als ḏu l-qarnain ("der mit den zwei Hörnern") bezeichnete Figur (Q 18:83-101) wird in der Forschung meistens mit Alexander dem Großen (356-323 v. Chr.) identifiziert. Diese Bezeichung lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Assoziierung des makedonischen Königs mit ähnlichen Darstellungen mancher ägyptischer Götter (bes. Ammon) zurückführen (Graf 1854, Budge 1933, Macuch 1989, siehe TUK_1469).
Eine weitere Quelle, die zur Verbreitung dieses Attributes Alexanders beigetragen hat, ist die biblische Vision des Propheten Daniels (Dan 8,1-8), in der ein "Ziegenbock aus dem Westen" die zwei Hörner des Widders zerschlägt (Dan 8,7). Der frühsyrische Autor Aphrahat identifiziert in seiner Auslegung dieser Stelle den Ziegenbock und den Widder ausdrücklich mit Alexander dem Großen bzw. mit dem Achämenidenreich, wobei die "zwei Hörner", die Alexander zerschlägt, die zwei Gebiete der Perser und der Meder darstellen. Für Aphrahat sind also die "zwei Hörner" kein physisches Attribut Alexanders, sondern ein Symbol seiner Herrschaft über die zwei von ihm eroberten Teile des Achämenidenreiches. Diese früh bezeugte und im syrischen Raum durch Aphrahat verbreitete Deutung des Attributs Alexanders als Herrscher über die "zwei Hörner (des Perserreichs)" stellt damit einen weiteren möglichen Hintergrund für die koranische Bezeichnung ḏu l-qarnain dar.
Auch bekannt als "der persische Weise" ist Aphrahat einer der wichtigsten frühsyrischen christlichen Autoren (geb. ca. 270 – gest. nach 345). Seine 23 Demonstrationes ("Unterweisungen", syr. taḥwyātā) wurden 336/7 bzw. 345 n. Chr. verfasst und sind u.a. in drei frühen syrischen Handschriften aus dem 5. und 6. Jh. überliefert (hg. Parisot 1895, Parisot 1907). Ferner sind eine ebenfalls frühe armenische Übersetzung der ersten 19 Unterweisungen (ed. Lafontaine 1977-1980), sowie arabische und georgische Teilübersetzungen auf uns gekommen. Im Armenischen ist das Werk Jakob von Nisibis zugeschrieben (gest. 337/8) und Aristakes, dem Sohn Gregors des Erleuchters von Armenien, gewidmet. Eine moderne deutsche Übersetzung hat Peter Bruns veröffentlicht (Bruns 1991).
Aphrahats Schriften spiegeln eine von der griechischen patristischen Literatur im Grunde noch unbeeinflusste und stark an die Bibel orientierte frühchristliche Spiritualität wider. Die „Unterweisungen“ behandeln ausführlich mehrere grundlegende Themen des christlichen Lebens: den Glauben an Gott, die christlichen Tugenden (z.B. die Demut, die Liebe), das Fasten, das Gebet, usw. Zentral sind auch Aphrahats Bemerkungen über die frühesten Formen der syrischen Askese (die Bundessöhne, die Einsiedler), sowie seine Vorstellungen über die Heilsgeschichte. Ein oft hervorgehobener Aspekt des theologischen Denkens Aphrahats ist seine z.T. polemische Auseinandersetzung mit dem Judentum, wobei seine Schriften gleichzeitig viele Gemeinsamkeiten mit der jüdischen Bibelexegese der Periode haben.
Heinrich Speyer (Speyer 1931) hat mehrere Passagen aus Aphrahats Schriften als frühsyrische Zeugnisse bzw. Vergleichsstellen für seine Untersuchungen zum Koran herangezogen.