וַיַּעֲמֹד שְׁלֹמֹה לִפְנֵי מִזְבַּח יְהוָה נֶגֶד כָּל קְהַל יִשְׂרָאֵל
וַיִּפְרֹשׂ כַּפָּיו הַשָּׁמָיִם: 23 וַיֹּאמַר יְהוָה אֱלֹהֵי יִשְׂרָאֵל
אֵין כָּמוֹךָ אֱלֹהִים בַּשָּׁמַיִם מִמַּעַל וְעַל הָאָרֶץ מִתָּחַת
שֹׁמֵר הַבְּרִית וְהַחֶסֶד לַעֲבָדֶיךָ הַהֹלְכִים לְפָנֶיךָ בְּכָל
לִבָּם: 24 אֲשֶׁר שָׁמַרְתָּ לְעַבְדְּךָ דָּוִד אָבִי אֵת אֲשֶׁר
דִּבַּרְתָּ לוֹ וַתְּדַבֵּר בְּפִיךָ וּבְיָדְךָ מִלֵּאתָ כַּיּוֹם
הַזֶּה.25 וְעַתָּה יְהוָה אֱלֹהֵי יִשְׂרָאֵל שְׁמֹר לְעַבְדְּךָ דָוִד
אָבִי אֵת אֲשֶׁר דִּבַּרְתָּ לּוֹ לֵאמֹר לֹא יִכָּרֵת לְךָ אִישׁ
מִלְּפָנַי יֹשֵׁב עַל כִּסֵּא יִשְׂרָאֵל רַק אִם יִשְׁמְרוּ בָנֶיךָ אֶת
דַּרְכָּם לָלֶכֶת לְפָנַי כַּאֲשֶׁר הָלַכְתָּ לְפָנָי: 26 וְעַתָּה
אֱלֹהֵי יִשְׂרָאֵל יֵאָמֶן נָא דְּבָרְיךָ אֲשֶׁר דִּבַּרְתָּ לְעַבְדְּךָ
דָּוִד אָבִי: 27 כִּי הַאֻמְנָם יֵשֵׁב אֱלֹהִים עַל הָאָרֶץ הִנֵּה
הַשָּׁמַיִם וּשְׁמֵי הַשָּׁמַיִם לֹא יְכַלְכְּלוּךָ אַף כִּי הַבַּיִת
הַזֶּה אֲשֶׁר בָּנִיתִי: 28 וּפָנִיתָ אֶל תְּפִלַּת עַבְדְּךָ וְאֶל
תְּחִנָּתוֹ יְהוָה אֱלֹהָי לִשְׁמֹעַ אֶל הָרִנָּה וְאֶל הַתְּפִלָּה
אֲשֶׁר עַבְדְּךָ מִתְפַּלֵּל לְפָנֶיךָ הַיּוֹם: 29 לִהְיוֹת עֵינֶךָ
פְתֻחֹת אֶל הַבַּיִת הַזֶּה לַיְלָה וָיוֹם אֶל הַמָּקוֹם אֲשֶׁר
אָמַרְתָּ יִהְיֶה שְׁמִי שָׁם לִשְׁמֹעַ אֶל הַתְּפִלָּה אֲשֶׁר
יִתְפַּלֵּל עַבְדְּךָ אֶל הַמָּקוֹם הַזֶּה: 30 וְשָׁמַעְתָּ אֶל
תְּחִנַּת עַבְדְּךָ וְעַמְּךָ יִשְׂרָאֵל אֲשֶׁר יִתְפַּלְלוּ אֶל
הַמָּקוֹם הַזֶּה וְאַתָּה תִּשְׁמַע אֶל מְקוֹם שִׁבְתְּךָ אֶל
הַשָּׁמַיִם וְשָׁמַעְתָּ וְסָלָחְתָּ.
Unter den Eigenschaften Gottes im Koran findet sich an vier Stellen (Q 17:1, 40:20, 40:56, 42:11) auch das Paar: as-samīʿu l-baṣīru "der Hörende, der Sehende". Diese für die spätmittel- bzw. spätmekkanische Periode charakteristische Wendung steht in engem Zusammenhang mit dem viel öfter bezeugten Paar as-samīʿu l-ʿalīmu "der Hörende, der Wissende" (siehe z.B. Q 2:127, 2:137, 8:61). Obwohl die Attribute "Hörender" und "Sehender" allgemein als Metaphern für die Allwissenheit Gottes stehen (etwa in Q 40:20, 40:56, 42:11), so könnten sie in Q 17:1, vor dem Hintergrund der hier zitierten Stelle aus 1 Könige, auch eine spezifische Bedeutung besitzen.
In diesem Auszug aus dem Weihegebet (1 Kön 8,22-30, vgl. 2 Chr 6,12-42) für den Jerusalemer Tempel bittet Salomo darum, dass Gott seine Ohren und Augen öffne, um den Tempel (ha-bait) zu beschützen und um die Gebete seines Dieners (ʿebed) und der Gemeinde Israels zu erhören (1 Kön 8,29-30). Diese eindringliche Gebetsformel an Gott als "Hörender" und "Sehender" ist auch an anderen entscheidenden Momenten in der Geschichte Israels mit den "Dienern" (d.h. mit königlichen oder prophetischen Figuren) und mit dem Jerusalemer Tempel in Verbindung zu bringen (z.B. Hiskijas Gebet in Jes 37,14-20 und 2 Kön 19,14-19, Nehemias Gebet in Neh 1,5-11, Daniels Gebet in Dan 9,4-19, oder Baruch in Bar 2,16-18). Insgesamt zeigen diese Stellen, dass sich die Erwähnung des göttlichen Sehens und Hörens nicht so sehr auf Gottes Allwissenheit bezieht, sondern eher auf seine Fürsorge für die gläubige Gemeinde bzw. auf sein Gericht gegen Israels Sünden.
Bezeichnend ist auch, dass diese Gebete in der hebräischen Bibel auch weitere Themen gemeinsam haben: das Bekenntnis der Sünden des Dieners/Israels und die Buße (Neh 1,5-6, Dan 9,5-11, Bar 2,12), den konditionalen Charakter des Bundes zwischen Moses, Israel und Gott (Neh 1,8-9, Dan 9,12-14, Bar 1,18-20), die Bekenntnis der Einheit Gottes und das Verwerfen des Götzendienstes (Jes 37,19-20, Bar 1,22 und 2,15, Neh 1,11, usw.), das Unheil über Jerusalem und die Zerstörung des Tempels (Neh 1,3 und 1,8, Bar 2,2, Dan 9,14). Die gleichen Themen der Geschichte Israels werden auch zu Beginn von Sure 17 kurz thematisiert: siehe Q 17:2-7 (Bund zwischen Moses und Gott, Monotheismus als Bedingung für dessen Bestehen), Q 17:5, 7 (zwei Tempelzerstörungen), Q 17:8-10 (Sünden Israels, Buße). So könnte auch die Formel ʾinnahū huwa s-samīʿu l-baṣīru in Q 17:1 als Anklang der biblischen Gebetsformeln, etwa in 1 Kön 8,29: "dass Deine Augen offen seien ..., dass Du hörst", usw. (lihyot ʿeneḵa p̄tuḥot ... lišmoʿ ...) verstanden werden.
Gleichzeitig lässt sich die Aussage in Q 17:1 auch als eine Bestätigung des Erhörens des prophetischen Gebetes interpretieren: Gott zeigt seinem Diener "von seinen Zeichen" (min ʾāyātinā) und führt ihn zur Gebetstätte in Jerusalem (ʾila l-masǧidi l-ʾaqṣa), eben weil Gott das Flehen Seines Dieners gehört und gesehen hat. Sehr ähnlich antwortet Gott an Salomo in 2 Chr 7,15-16 mit einer göttlichen Bestätigung des Weihegebetes des Königs: "Meine Augen sollen jetzt für das Gebet an diesem Ort offen sein, und meine Ohren sollen darauf achten. Ich habe jetzt dieses Haus erwählt und geheiligt, damit mein Name ewig hier sei" (vgl. 1Kön 9,3). Nicht nur das Sehen und das Hören Gottes kommen also in beiden Texten vor, sondern auch der göttliche Akt der Heiligung des Tempels, den sowohl die Bibel als auch Q 17:1 erwähnt: "Ich habe dieses Haus geheiligt" (hiqdašti ʾet ha-bait ha-zeh) in 2 Chr 7,16 und 1 Kön 9,3) bzw. "dessen Umgebung Wir gesegnet haben" (allaḏī bāraknā ḥaulahū).