Und es erfüllte sich das Wort der Schrift in ihnen, welches sagt: "Wer Gott fürchtet, handelt gerecht", und "Abraham glaubte an Gott, als er (noch) ein Heide war und er gab ihm den Lohn für seine Gerechtigkeit".
F. de Blois 2002: p. 23 bemerkt bezüglich des koranischen Begriffes ḥanīf, dass auch im Koran in 16:120 eine ursprüngliche Bedeutung 'Heide' vorliegen kann. Er verweist auf die syrische Vita Sancti Clementis, welche die Stellung Abrahams folgendermaßen beschreibt: Und es erfüllte sich das Wort der Schrift in ihnen, welches sagt: "Wer Gott fürchtet, handelt gerecht", und "Abraham glaubte an Gott, als er (noch) ein Heide war (bzw. als Heide) und Er gab ihm den Lohn für seine Gerechtigkeit".
Zu vergleichen ist damit Q 16:120 ʾinnā Ibrahīma kāna ʾummatan qānitan li-llāhi ḥanīfan wa lam yakun mina l-mušrikīn. "Abraham war eine gottgehorsame Nation, als Heide (ḥanīfan), und kein Beigeseller."
Abraham würde also in beiden Fällen als 'rechtgläubiger Heide' charakterisiert. Davon ausgehend, entwickelt sich im koranischen Kontext die Bedeutung von ḥanīf als nicht-jüdischem bzw. nicht-christlichem Rechtgläubigen.
Die Bezeichnung Abrahams als 'Nation', arabisch ʾumma, ist so zu verstehen, dass damit Abraham und seine Sippe/ Nachkommenschaft gemeint ist. Vgl. dazu Genesis 18:18: wə-ʾAbrāhām hāyô yihye lə-gôy gādôl wə-ʿāṣûm wə-nibrəkû bô kol gôyay hā-ʾāreṣ 'Abraham soll doch zu einem großen, mächtigen Volk werden, durch ihn sollen alle Völker der Erde Segen erlangen.' Bereits Karl Ahrens verweist, mit Hinweis auf Römer 4:11f., im Übrigen auf die christliche Vorstellung Abrahams als "Vater der gläubig werdenden Heiden" und sieht darin einen Ursprung der koranischen Vorstellung des Hanifentums; d.h. Abraham sei 'Heide' aber eben kein Götzendiener gewesen (Ahrens 1930: p. 190).
Zu ḥanīf, vgl. Jeffery 1938: p. 112-115.