ወነጸርኩ፡ ወተመየጥኩ፡ ካልአ፡ ገጸ፡ ምድር፡ ወርኢኩ፡ በህየ፡ ቈላ፡ ዕሙቀ፡ እንዘ፡ ትነድድ፡ እሳት፡ ወኣምጽእዎሙ፡ ለነገሥት፡ ወለኃያላን፡ ወወደይዎሙ፡ ውስተ፡ ዝኩ፡ ዕሙቅ፡ ቈላ፡ ወበህየ፡ ርእያ፡ አዕይንትየ፡ ዘመባዕላቲሆሙ፡ እንዘ፡ ይገብርዎሙ፡ መኣሰርተ፡ ሐፂን፡ ዘአልቦ፡ መድሎት፡ ወተስዕልክዎ፡ ለመልአከ፡ ሰላም፡ ዘየሐውር፡ ምስሌየ፡ እንዘ፡ እብል፡ እሉ፡ ማአስራተ፡ መባዕላት፡ ለመኑ፡ ይዴለዉ፡ ወይቤለኒ፡ እሉ፡ ይዴለው፡ ለትዕይንተ፡ አዛዝኤል፡ ከመ፡ ይትመጠውዎሙ፡ ወይደይዎሙ፡ መትሕተ፡ ኵሉ፡ ደይን፡ ወአዕባነ፡ ጠዋያተ፡ ይከድኑ፡ መላትሒሆሙ፡ በከመ፡ አዘዘ፡ እግዚአ፡ መናፍስት።
1 Und ich blickte auf und wandte mich einem anderen Teil der Erde zu, und ich sah dort ein tiefes Tal mit loderndem Feuer. 2 Und man brachte die Könige und Mächtigen, und man warf sie in dieses tiefe Tal. 3 Und dort sahen meine Augen, was man an (Marter)Werkzeugen für sie machte: eiserne Ketten von unermeßlichem Gewicht. 4 Und ich fragte den Engel des Friedens, der mit mir ging, indem ich sprach: "Diese Folterketten, für wen werden sie zubereitet?" 5 Und er sprach zu mir: "Sie werden zubereitet für das Heer ʾAzāzʾels, um sie zu ergreifen und sie in die tiefste Verdammnis zu werfen, und man wird ihre Kinnbacken (mit) rauhen Steinen bedecken, wie der Herr der Geister befohlen hat.
Wie die genannten Koranstellen, so erwähnt auch das Henochbuch Ketten bzw. Fesseln, die den Sündern (bzw. im Henochbuch den gefallenen Engeln) in der Hölle angelegt werden (siehe auch Hen 56:1, 69:28). Im Unterschied zum Koran handelt der zitierte Textabschnitt aber von den gefallenen Engeln, die so bestraft werden. Vgl. auch TUK_1293.
Das Äthiopische Henochbuch besteht aus mehreren zu unterschiedlichen Zeiten (3.-1. Jh. v. Chr.) entstandenen Traktaten: 1) Das Buch der Wächter; 2) Die Bilderreden; 3) Das Astronomische Buch; 4) Das Buch der Traumvisionen; 5) Die Epistel Henochs. Die Zusammenfassung zu einem Buch wurde wahrscheinlich nach der Zeitenwende von einem jüdischen Redaktor vorgenommen. Anhand von Henochs Himmelsreisen, Visionen und Mahnreden (bzw. -schriften) werden vor allem die Themen Eschatologie, Kosmologie und Weisheit behandelt. Entstanden sind die Traktate des Äthiopischen Henochbuchs vermutlich in antihellenistischen apokalyptischen Kreisen, die der Qumrangemeinschaft nahestanden. Mit anderen in Qumran gefundenen Schriften teilt das Äthiopische Henochbuch verschiedene Elemente: die Gestalt des Urweisen, deren Prototyp Henoch ist, dem die himmlischen Geheimnisse offenbart werden; die Deutung der Geschichte von Adam bis zum Ende; die Schilderung der Endzeit mit Krieg und Vernichtung, auf die das Gericht Gottes folgt, in dem der Satan und die gefallenen Engel sowie die Sünder vernichtet werden, während für die Frommen eine ewige Heilszeit anbricht. Die Frage nach der ursprünglichen Sprache (aramäisch oder hebräisch) des Äthiopischen Henochbuches ist nicht übereinstimmend geklärt; so wurden neben mehreren aramäischen Fragmenten in Qumran auch zwei hebräische gefunden. Später wurde das Buch auch im Christentum rezipiert, wovon Fragmente in verschiedenen Sprachen (griechisch, koptisch, syrisch, lateinisch) zeugen. Vollständig erhalten ist das Henochbuch dagegen nur in der äthiopischen Übersetzung (vermutlich im 5.-7. Jh. aus dem Griechischen übersetzt); wahrscheinlich dadurch bedingt, daß es bis heute Teil des Kanons der äthiopischen Kirche ist, während es in anderen christlichen Konfessionen und im Judentum heute kaum mehr eine Rolle spielt. (Vgl. dazu Uhlig 1984: p. 466-497).