ርኢኩ፡ መዛግብተ፡ ኵሉ፡ ነፋሳት፡ ወርኢኩ፡ ከመ፡ ቦሙ፡ አሰርገወ፡ ኵሎ፡ ፍጥረተ፡ ወመሠረታቲሃ፡ ለምድር፡ ርኢኩ፡ ዕብነ፡ ማእዘንተ፡ ምድር፡ ወርኢኩ፡ ፬ ነፋሳተ፡ እለ፡ ይጸውርዋ፡ ለምድር፡ ወለጽንዓ፡ ሰማይ። ወርኢኩ፡ ከመ፡ ነፋሳት፡ ይረብብዋ፡ ለልዕልና፡ ሰማይ፡ ወእሙንቱ፡ ይቀውሙ፡ ማዕከለ፡ ሰማይ፡ ወምድር፡ እሙንቱ፡ ውእቶሙ፡ አዕማደ፡ ሰማይ። ወርኢኩ፡ ነፋሳተ፡ እለ፡ ይመይጥዋ፡ ለሰማይ፡ እለ፡ የአርቡ፡ ለከበበ፡ ፀሐይ፡ ወኵሎ፡ ከዋክብተ። ወርኢኩ፡ ዘዲበ፡ ምድር፡ ነፋሳተ፡ ዘይጻውሩ፡ ደመናተ። ወርኢኩ፡ ፍናወ፡ መላእክት፤ ርኢኩ፡ ውስተ፡ ጽንፈ፡ ምድር፡ ጽንዓ፡ ዘሰማይ፡ መልዕልተ።
1 Und ich sah die Schatzkammern aller Winde, und ich sah, wie er mit ihnen die ganze Schöpfung geschmückt hat, und (ich sah) die Grundfesten der Erde. 2 Und ich sah den Eckstein der Erde, und ich sah die vier Winde, die die Erde und das Firmament des Himmels tragen. 3 Und ich sah, wie die Winde die Himmelshöhe ausspannen und sie ihre Stellung zwischen Himmel und Erde haben - sie sind die Säulen des Himmels. 4 Und ich sah die Winde, die den Himmel (im Kreise) drehen, die die Sonnenbahn und alle Sterne zum Untergehen bringen. 5 Und ich sah die Winde über der Erde, die die Wolken tragen, und ich sah die Wege der Engel, ich sah am Ende der Erde das Firmament des Himmels darüber.
Q 13:2 spricht davon, dass Gott den Himmel ohne Säulen emporgehoben hat (rafaʿa s-samawāti bi-ġairi ʿamadin) und wendet sich damit gegen kosmologische Vorstellungen, wie sie z.B. im hier zitierten Text aus dem Äthiopischen Henochbuch belegt sind. Dort wird geschildert, wie Henoch im Rahmen seiner kosmischen Reisen auch zu den Vorratskammern der Winde (vgl. dazu TUK_0930) gelangt und Einblick in den Aufbau der Welt erhält. So sieht er die Grundfesten der Erde (maśaratātihā la-mədr), den Eckstein der Erde (ʿəbna māʾzanta mədr) und die Winde (nafāsāt), die Himmel und Erde tragen. Die Winde gelten als "Säulen des Himmels" (ʾaʿmāda samāy). Von den "Säulen der Erde" ist in Hen 57:2 die Rede. Vgl. auch Hiob 26:11 (TUK_1129).
Das Äthiopische Henochbuch besteht aus mehreren zu unterschiedlichen Zeiten (3.-1. Jh. v. Chr.) entstandenen Traktaten: 1) Das Buch der Wächter; 2) Die Bilderreden; 3) Das Astronomische Buch; 4) Das Buch der Traumvisionen; 5) Die Epistel Henochs. Die Zusammenfassung zu einem Buch wurde wahrscheinlich nach der Zeitenwende von einem jüdischen Redaktor vorgenommen. Anhand von Henochs Himmelsreisen, Visionen und Mahnreden (bzw. -schriften) werden vor allem die Themen Eschatologie, Kosmologie und Weisheit behandelt. Entstanden sind die Traktate des Äthiopischen Henochbuchs vermutlich in antihellenistischen apokalyptischen Kreisen, die der Qumrangemeinschaft nahestanden. Mit anderen in Qumran gefundenen Schriften teilt das Äthiopische Henochbuch verschiedene Elemente: die Gestalt des Urweisen, deren Prototyp Henoch ist, dem die himmlischen Geheimnisse offenbart werden; die Deutung der Geschichte von Adam bis zum Ende; die Schilderung der Endzeit mit Krieg und Vernichtung, auf die das Gericht Gottes folgt, in dem der Satan und die gefallenen Engel sowie die Sünder vernichtet werden, während für die Frommen eine ewige Heilszeit anbricht. Die Frage nach der ursprünglichen Sprache (aramäisch oder hebräisch) des Äthiopischen Henochbuches ist nicht übereinstimmend geklärt; so wurden neben mehreren aramäischen Fragmenten in Qumran auch zwei hebräische gefunden. Später wurde das Buch auch im Christentum rezipiert, wovon Fragmente in verschiedenen Sprachen (griechisch, koptisch, syrisch, lateinisch) zeugen. Vollständig erhalten ist das Henochbuch dagegen nur in der äthiopischen Übersetzung (vermutlich im 5.-7. Jh. aus dem Griechischen übersetzt); wahrscheinlich dadurch bedingt, dass es bis heute Teil des Kanons der äthiopischen Kirche ist, während es in anderen christlichen Konfessionen und im Judentum heute kaum mehr eine Rolle spielt. (Vgl. dazu Uhlig 1984: p. 466-497)