וַיִּהְיוּ בְנֵי־נֹחַ הַיֹּצְאִים מִן־הַתֵּבָה שֵׁם וְחָם וָיָפֶת וְחָם הוּא אֲבִי כְנָעַן : שְׁלֹשָׁה אֵלֶּה בְּנֵי־נֹחַ וּמֵאֵלֶּה נָפְצָה כָל־הָאָרֶץ : וַיָּחֶל נֹחַ אִישׁ הָאֲדָמָה וַיִּטַּע כָּרֶם : וַיֵּשְׁתְּ מִן־הַיַּיִן וַיִּשְׁכָּר וַיִּתְגַּל בְּתוֹךְ אָהֳלֹה : וַיַּרְא חָם אֲבִי כְנַעַן אֵת עֶרְוַת אָבִיו וַיַּגֵּד לִשְׁנֵי־אֶחָיו בַּחוּץ : וַיִּקַּח שֵׁם וָיֶפֶת אֶת־הַשִּׂמְלָה וַיָּשִׂימוּ עַל־שְׁכֶם שְׁנֵיהֶם וַיֵּלְכוּ אֲחֹרַנִּית וַיְכַסּוּ אֵת עֶרְוַת אֲבִיהֶם וּפְנֵיהֶם אֲחֹרַנִּית וְעֶרְוַת אֲבִיהֶם לֹא רָאוּ : וַיִּיקֶץ נֹחַ מִיֵּינוֹ וַיֵּדַע אֵת אֲשֶׁר־עָשָׂה־לוֹ בְּנוֹ הַקָּטָן : וַיֹּאמֶר אָרוּר כְּנָעַן עֶבֶד עֲבָדִים יִהְיֶה לְאֶחָיו : וַיֹּאמֶר בָּרוּךְ יְהֹוָה אֱלֹהֵי שֵׁם וִיהִי כְנַעַן עֶבֶד לָמוֹ : יַפְתְּ אֱלֹהִים לְיֶפֶת וְיִשְׁכֹּן בְּאָהֳלֵי־שֵׁם וִיהִי כְנַעַן עֶבֶד לָמוֹ :
18 Die Söhne Noahs, die aus der Arche gekommen waren, sind Sem, Ham und Jafet. Ham ist der Vater Kanaans. 19 Diese drei sind die Söhne Noahs; von ihnen stammen alle Völker der Erde ab. 20 Noah wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg. 21 Er trank von dem Wein, wurde davon betrunken und lag entblößt in seinem Zelt. 22 Ham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters und erzählte davon draußen seinen Brüdern. 23 Da nahmen Sem und Jafet einen Überwurf; den legten sich beide auf die Schultern, gingen rückwärts und bedeckten die Blöße ihres Vaters. Sie hatten ihr Gesicht abgewandt und konnten die Blöße des Vaters nicht sehen. 24 Als Noah aus seinem Rausch erwachte und erfuhr, was ihm sein zweiter Sohn angetan hatte, 25 sagte er: Verflucht sei Kanaan. / Der niedrigste Knecht sei er seinen Brüdern. 26 Und weiter sagte er: Gepriesen sei der Herr, der Gott Sems, / Kanaan aber sei sein Knecht. 27 Raum schaffe Gott für Jafet. / In Sems Zelten wohne er, / Kanaan aber sei sein Knecht.
Sure 11:40-47 berichtet davon, wie Noahs Familie und die Gläubigen
aufgefordert werden, die Arche zu betreten. Noah bittet seinen Sohn,
einzusteigen und nicht mit den Ungläubigen zu sein (wa-lā takun maʿ al-kāfirīn).
Noahs Sohn weigert sich aber und ertrinkt daher. Als Noah für seinen
Sohn Fürsprache einlegt, wird er von Gott zurechtgewiesen, mit dem
Hinweis, dass sein Sohn nicht zu seinen Leuten gehöre (laisa min ahlika).
Wenngleich von der koranischen Erzählung inhaltlich verschieden, findet
sich die Vorstellung vom Fehlverhalten eines der Nachkommen Noahs auch
in der jüdischen und christlichen Literatur. Die dort zu findenden
unterschiedlichen Behandlungen des Themas gehen letzlich auf den hier ziterten Text aus Genesis zurück, wo berichtet wird, dass Ham die Blöße seines Vaters Noah sieht, als
dieser betrunken im Zelt liegt. Als Noah später davon erfährt, verflucht
er Hams Sohn Kanaan. Diese Erzählung erfährt in der Folge verschiedene
Interpretationen. So gehört laut dem
babylonischen Talmud (TUK_0157) Ham zu denen, die den in der Arche verbotenen
Beischlaf vollziehen und dafür bestraft werden. Die christlichen
Interpretationen des Textes betonen dann nicht mehr nur das
Fehlverhalten Hams, bzw. Kanaans, sondern heben vor allem dessen
mangelnden Glauben hervor. So werden im Kommentar zum Buch Genesis des
Origenes (TUK_0161) Kanaan und Ham als gottlos (ἀσεβὴς) bezeichnet und der Frömmigkeit der anderen Brüder gegenübergestellt. Bei Augustinus (TUK_0140), der Noahs Blöße typologisch als Andeutung des Leidens Christi versteht, wird Ham zum Sinnbild des Häretikers (significat nisi haereticorum genus).
Solche Interpretationen finden sich nicht in der koranischen Version
der Erzählung. Weder gilt Noahs Sohn als der Stammvater der Kanaaniter,
dessen Fehlverhalten bereits die negative Charakterisierung der
Kanaaniter in der Hebräischen Bibel vorwegnimmt, noch als Symbol der
Häretiker. Das Verhalten von Noahs Sohn wird auch im Koran als Unglauben dargestellt (wa-lā takun maʿ al-kāfirīn)
und reflektiert in dieser Hinsicht vielleicht die christlichen
Interpretationen des Themas. Anders als in den genannten Texten besitzt
die Geschichte von Noahs Sohn im Koran aber keine ätiologischen,
typologischen oder symbolischen Züge. In dieser Hinsicht erinnert Q 11:40-47 an die auch an anderen
Koranstellen zu findende Entmythisierung und Entallegorisierung (vgl.
dazu Neuwirth 2010: p. 590-595 und Neuwirth 2000: p. 15-16 sowie TUK_0916).
Abraham Geiger, Was hat Mohammed aus dem Judenthume aufgenommen?, 2. Auflage, Leipzig 1902, S. 102; vgl. Heinrich Speyer, Die biblischen Erzählungen im Qoran, Gräfenhainichen 1931, S. 105.