١ فهْيَ تَجْري فيه وتَجْتَسِرُ البَحْـ رَ بأقْلاعِها كقِدْح ِ المُغالي
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٢ تَصْرُخُ الطَّيْرُ والبَرِيَّةُ فيها مَعْ قَوِيِّ السِّباعِ والأفْيال ِ
٣ حينَ فيها من كلِّ ما عاش زَوْجٌ بين ظهرَي غَوارب ٍ كالجِبال
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٤ سمِع اللّهُ لاِبنِ آدَمَ نوح ٍ ربُّنا ذو الجلال ِ والأَفْضالِ ِ
٥ حين أَوْفَى بذي الحَمامةِ والنا ـسُ جميعاً في فُلْكِه كالعِيال
٦ حابِساً جَوْفَه عليه رَسولاً من خِفاف الحَمام كالتِمْثال
٧ فرَشاها على الرِسالة ِ طَوْقاً وخِضاباً عَلامة ً غَيْرَ بالي
٨ فأتَتْه بالصِدْق لَمَّا رَشاها وبقِطْف ٍ لَمَّا غَدا عِثْكال ِ
1. So fuhr es (das Schiff Noahs) darin und ging drauf los durch das Meer mit seinen Segeln (so schnell) wie der Pfeil des Scharfschützen.
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2. Darin schrien die Vögel und die Kreaturen, nebst den starken Raubtieren und den Elephanten,
3. indem sich darin von jeglichem Lebewesen ein Paar befand, zwischen berggleichen Kamelrücken.
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4. Es hörte Gott den Menschen Noah, der Herr, der erhabene und wohltätige,
5. als er dem Mann mit der Taube das Versprechen einlöste - während die Leute alle in seiner Arche vereinigt waren wie eine Familie,
6. indem er ihn darin einschloss - mittelst eines Boten von leichtbeschwingten Tauben, einem Bildwerke gleich.
7. Er aber setzte ihr als Lohn für den Botendienst ein Halsband aus, und ein sich nie abnutzendes Färbemittel als Kennzeichen.
8. Da brachte sie ihm, nachdem er ihr den Lohn ausgesetzt hatte, am andern Tage die wahrheitsgetreue Meldung und einen mit Trauben behangenen Rebzweig.
Zur Fortsetzung des Gedichts siehe TUK_0504. Frank-Kamenetzky sieht das gesamte Gedicht für authentisch an (Frank-Kamenetzky 1911: p. 48) (vgl. auch dazu TUK_0504; zur umstrittenen Authentizität der Umayya ibn abī ṣ-Ṣalt zugeschriebenen Gedichte vgl. allgemein Anmerkung zu TUK_0420). Für die Echtheit des Textes spricht, dass die Taubenepisode in den koranischen Noah-Erzählungen gar nicht vorkommt; die Aussendung der Taube erscheint zwar in der islamischen qiṣaṣ al-ʾanbiyāʾ-Literatur (etwa bei al-Kisāʾī), doch wird das Geschehen dort nicht als Ätiologie für ihr Halsband angeführt und es wird nicht einmal erwähnt, dass die Taube Noah als Beleg für das Sinken der Wasser einen Zweig überbracht haben soll. Das Gedicht ist deshalb als unabhängig vom Koran und von der späteren islamischen Tradition zu betrachten (s. TUK_0530 mit einer weiteren dichterischen Behandlung der Sintflut-Erzählung, die ebenfalls von Umayya stammen dürfte). Bestimmte Begrifflichkeiten des Intertextes finden sich allerdings auch in den koranischen Noah-Perikopen, etwa die Bezeichnung der Arche als fulk (vgl. Vers 5 des Gedichts sowie Q 26:119 und Q 11:37 u. a.), der Gebrauch des Verbs ǧarā (vgl. V. 1 des Gedichts und Q 54:14) sowie die - aus der biblischen Noah-Erzählung bekannte - Tatsache, dass sich auf Noahs Arche von jedem Lebewesen ein "Paar" (zauǧ bzw. in Q 11:40 zauǧain) befunden habe. Derartige Überschneidungen im Vokabular sind allerdings kein hinreichender Grund für die Annahme einer Abhängigkeit des Intertextes vom Koran; sie erklären sich vielmehr am ehesten daraus, dass sowohl Umayya als auch die koranischen Noah-Erzählungen auf einer vorgängigen und wahrscheinlich mündlich tradierten arabischen Noah-Tradition fußen; auch wenn sich diese arabische Noah-Tradition nicht durch wortwörtliche Überlieferung auszeichnete, sondern jeweils frei nacherzählt wurde, so dürften sich doch im Laufe der Zeit bestimmte arabische Schlüsselbegriffe wie etwa fulk für "Arche" etabliert haben. Der Belegtext veranschaulicht damit, wie sich in vorislamischer Zeit auch ohne Vorliegen einer regelrechten arabischen Bibelübersetzung nach und nach eine biblische Terminologie entwickeln konnte, die dann in den Koran mündete.