(1-3) Im Monat Mihr im Jahr 27 des Šāpūr, König der Könige, des Hormizd Sohn
(3-9) da ich, Narsē...von den Gōdēdān---dies Schloss, das *Farrox-D. begründete---ich vollendete (es) im Namen der Götter zur (?) Ehre des Königs der Könige in sieben Jahren
(9-15) Betreffend den Prinzen, Fürsten (oder) Freien, der diese Straße entlang kommen mag, und dem dies Schloss gefallen mag, so sage er einen Segen für die Seele des Narsē
(16-21) (Du) dem es nicht gefallen mag, so mach ein Schloss, das vortrefflicher ist als dieses!
In zoroastrischen Texten und in den Inschriften der Sāsāniden ist die Invokationsformel "Im Namen der Götter" (pad nām ī yazdān) vielfach belegt. Philippe Gignoux verweist darauf, dass die Basmala hier ihren Ursprung haben könnte (Gignoux 1979; Gignoux and Algar 1989, so auch Blochet 1898: 40). Bereits William St. Clair Tisdall hatte diese Möglichkeit am Beispiel des Bundahišn, dessen Abfassung jedoch in die Zeit nach der arabischen Eroberung fällt, erwogen (St.Clair Tisdall 1905: 255). Shaul Shaked dagegen rekurriert auf Ignaz Goldziher und sieht die Basmala in der jüdisch-christlichen Tradition verwurzelt, wobei konzediert wird, dass die Invokationsformel zur gleichen Zeit auch im iranischen Kulturraum anzutreffen sei (Shaked, Shaul 1993: 152-154). In Mešgīn-Šahr, gelegen in der nordiranischen Provinz Ardabīl, findet sich auf einem Findlingsblock eine in Teilen erhaltene Inschrift, die im Zusammenhang mit der Fertigstellung eines Schlosses angefertigt worden ist. Die Inschrift ist zum Teil beschädigt und schwer lesbar, gibt jedoch ein Datum, den 7. Monat des 27. Regierungsjahres des Šāpūr II. (reg. 309-379 n. Chr.), an, womit sich die Anfertigung der Inschrift und die Vollendung des Schlosses auf den März des Jahres 336 datieren lassen (Gropp 1968: 150-151). Während Richard N. Frye und Prods O. Skjærvø die Inschrift einem nicht genannten Mitglied der Gōbēdān-Familie zuschreiben (Frye and Skjærvø 1996: 54), zieht Gignoux Šāpūr II. selbst in Betracht (Gignoux 1972:13).
Die Inschrift gliedert sich in drei Teile, wobei der erste Teil (Z. 1-3) eine präzise Datierung der Inschrift erlaubt. Der zweite Teil (Z. 3-9) informiert sodann über den Zweck der Inschrift, den Bau der Burg und enthält dabei neben einer verkürzten Herrschertitulatur auch die Invokationsformel (Z. 7). Den Abschluss bildet ein Andarz, worin der Bauherr sich an die drei Stände des Sāsānidenreiches zu wenden scheint und (seine) Freigebigkeit als nachahmenswert darstellt. Es folgt die abschließende Belehrung, dass, wer immer die Burg nicht für gelungen halte doch eine bessere erbauen möge. Inhalt und Ausführung legen nach Gropp nahe, dass der Auftraggeber der Inschrift ein Herrscher des Grenzgebietes, keinesfalls jedoch der Großkönig selbst gewesen sein könne. Zum einen sei die Titulatur mit 5, statt der kanonischen 27 Wörter sehr kurz, auch lasse die sorglose Ausführung und der herausfordernde Schlusssatz diese Deutung plausibel erscheinen (Gropp 1968: 151-152). Die Invokationsformel findet sich außerdem zweimal in der Paikuli-Inschrift (TUK_1288), die auf die Regierungszeit des Narsē (reg. 293-302 n. Chr.) datiert wird.
(1-3) BYRH mtry QDM ŠNT
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(ZN)E ŠPYR
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(1-3) Month of Mihr in the year 27 of Šabuhr, King of Kings, son of Hormazd---
(3-9) when I, Narseh...of the Gōbēds---this castle that *Farrox-D. laid the foundations of---I completed in the name of the gods for(?) the glory of the king of kings in seven years
(9-15) Now the prince, grandee, (or) freeman, who may come along this road (and) whom this castle may please, then let him say a blessing for the soul of the Narseh...
(16-21) (You) whom it may not please, then you make a castle that ist better than this!