ٮ كوں تحاره حصره نديرونها ٮٮٮكم ڡلٮس | 1 |
علٮكم حٮاح الا تكٮبوها واسهدوا | 2 |
ادا تٮٮعٮم ولا يصار كتب ولا شهيد و | 3 |
ان تڡعلوا ڡاٮه ڡسوٯ بكم واتٯوا ا | 4 |
لله وٮعلمكم الله والله بكل سے عليم ٢٨٢ | 5 |
واں كٮٮم على سڡر ولم ٮحدوا كتبا فر | 6 |
هں مٯبوصه ڡاں امں بعصكم بعصا ڡليو | 7 |
د الدى اوتمں امنته ولينٯ الله ربه ولا | 8 |
تكتموا السهده ومں يكتمها ڡانه اثم | 9 |
ڥلبه والله بما تعملوں عليم ٢٨٣ لله ما ڡے ا | 10 |
لسموٮ وما ڡے الارص واں تبدوا ما | 11 |
ڡے انفسكم او تحڡوه يحسٮكم به الله | 12 |
فيعڡر لمں بسا ويعدب مں ٮسا والله على | 13 |
كل ساى ٯدير ٢٨٤ امں الرسول بما انزل ا | 14 |
لٮه مں رٮه والمومنوں كل امں ٮالله | 15 |
ومليكته وكتبه ورسله لا نڡرٯ بيں احد | 16 |
مں رسله وٯالوا سمعنا واطعٮا عڡر | 17 |
ٮک ربنا واليک المصٮر ٢٨٥ لا ٮكلڡ الله | 18 |
نڡسا الا وسعها لها ما كسبت وعليها | 19 |
ما اكتسبٮ ربنا لا توحدنا اں ٮسينا او | 20 |
Das heute im Museum der Davids Samling in Kopenhagen ausgestellte Blatt
ist die einzige öffentlich zugängliche Pergamentseite eines großen
Korankodex aus Sanaa, dessen ursprünglicher Text ausradiert wurde und
überschrieben wurde. Die untere Textschicht (scriptio inferior) wurde von Behnam Sadeghi (2010) in
Transliteration publiziert. Eine Veröffentlichung von Bildern der 30
fol. der Palimpsesthandschrift DAM 01-27.1,
zu dem das Pergamentblatt in Kopenhagen gehört zusammen mit einer
graphischen Rekonstruktion der ausradierten Schicht und einer
Transliteration wird derzeit durch Hadiya Gurtmann und Annemarie Jehring
für die Reihe Documenta Coranica vorbereitet. Das Palimpsest von Sanaa
gehört zu den ältesten Textzeugen des Korans überhaupt, was durch
14C-Datierungen bestätigt wurde. Auch die recht unkalligraphische
ḥiǧāzī-Schriftform der unteren Textschicht macht eine Datierung ins 7.
Jahrundert wahrscheinlich. Verschiedene 14C-Datierungen haben ein sehr
hohes Alter ergeben, die Datierung eines heute in Privatbesitz
befindlichen Fragments durch ein Labor in Arizona ergab einen Wert um
die Mitte des 7. Jahrhunderts. 14C-Datierungen von Fragmenten der
Handschrift durch ein Labor in Lyon haben problematische Werte ergeben,
vgl. Robin (2015), was evtl. auf Reinigungs- oder Messfehler zurückgehen
könnte oder daran liegen könnte, dass bei der Auslöschung der unteren
Textschicht u.a. Kalk und andere Substanzen verwendet wurden, die das
Material kontaminiert haben. Der Text des Sanaa-Palimpsest weist
zahlreiche Textvarianten auf, die an die außerkanonische Lesarten (qirāʾāt šāḏḏa)
erinnern, die in den islamischen Quellen Prophetengefährten wie
Abdallāh b. Masʿūd und Ubayy b. Kaʿb zugeschrieben werden. Neben den
Überlieferungen der islamischen Exegese weist das Palimpsest von Sanaa
solche Textvarianten nach.
Der Schriftstil der oberen Schicht (scriptio superior) kann als ḥiǧāzī IV nach der Typologie von François Déroche (The Abbasid Tradition) oder als Variante des kufischen Typs B gesehen werden und ist somit ins 8. Jahrhundert zu datieren. Der Duktus der unteren Schicht (Palimpsest) hat Ähnlichkeiten mit dem Schriftstil der Pariser Handschrift Arabe 328 (a) und anderen Pergamenten im ḥiǧāzī-Schriftstil. Die Tintenfarbe der oberen Textschicht ist dunkelbraun bis schwarz, das Schriftbild ist insgesamt homogen. Die Zeilen weisen eine leichte Krümmung auf, wobei der Tintenstrich recht breit ist, bei parallelen Oberlängen und regelmäßigen Abständen zwischen den Buchstaben. Es werden häufig diakritische Zeichen gesetzt, vor allem bei den Buchstaben yāʾ und tāʾ, Vokalzeichen sind nicht erkennbar. Die ursprüngliche Tintenfarbe der ausradierten Schriftschicht ist nicht mehr zu erkennen. Das Schriftbild der unteren Schicht ist durch die Behandlung des Beschreibstoffes bei der Auslöschung der ersten Schrift verzogen und wirkt dadurch heute noch unregelmäßig – sowohl was die Neigung der Hasten betrifft, die bald nach links bald nach rechts neigen, als auch was die Abstände zwischen den Buchstaben betrifft, wobei insgesamt die Strichbreite der Buchstaben einheitlich schmal bleibt. Die rekonstruierte untere Schrift verwendet buchstabendifferenzierende Zeichen (Diakritika), allerdings keine Vokalzeichen. Sowohl in die untere als auch in die obere Schriftschicht wurden jeweils mit einer weiteren Tinte Korrekturen eingetragen, wobei jedoch unklar bleibt, wann die Korrekturen vorgenommen wurden. Sadeghi geht davon aus, dass die Korrektur der unteren Schicht erst vorgenommen wurde, nachdem die obere Schicht geschrieben war.
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Behnam Sadeghi/Uwe Bergmann,"The Codex of a Companion of the Prophet and the Qurʾān of theProphet", Arabica 57,4 (2010), S. 343–436.
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