ا كٮر عٮد الله وا ل ڡ ٮٮه اكٮر مں ا ل ٯٮل ولا ٮ ر لوں | 1 |
ٮٯٮلوٮكم حٮى ٮر دوكم اں اسٮطعوں ا ومں ا ں | 2 |
ٮرٮدد مٮكم عں دٮٮه ڡٮمٮ وهو كاڡر ڡ اول ٮ ک اصحٮ | 3 |
الٮار هم ڡٮها حلدوں ٢١٧ اں الدٮں امٮوا وهحر | 4 |
وا ڡے سٮ ٮل الله اولٮک ٮرحوں رحم ه الله | 5 |
والله عڡور رحٮم ٢١٨ ٮ س ا لوٮک عں الحمر وا | 6 |
لمٮسر ٯل ڡٮهما اٮم كٮٮر ومٮڡع للٮاس واٮم هما | 7 |
اكٮر مں ٮڡعهما وٮ س ا لوٮک مدا ٮٮڡٯوں ٯل العڡو | 8 |
كدلک ٮٮٮں الله لكم الاٮٮ لعلكم ٮٮڡكروں ٢١٩ ڡے | 9 |
الدٮٮا والاحره و ٮس ا لوٮک عں الٮٮمے ٯل | 10 |
ا ص ل ح لهم حٮر واں تحلطوهم ڡاحو ٮ هم والل ه | 11 |
ٮعلم المڡسد مں المصلح ولو ٮسا الله لا | 12 |
عٮٮكم اں الله عرٮر حك ٮم ٢٢٠ ولا ٮٮكحوا المسر | 13 |
كٮ حىى ٮومں ولامه مومٮه حٮر مں مسركه و | 14 |
لو اعحٮٮكم ولا ٮٮكحوا المسركٮں حٮى ٮومٮو | 15 |
ا ولعٮد مومں حٮر مں مسرک ولو اعحٮكم | 16 |
اولٮک ٮدعوں الے الٮار والله ٮدعوا | 17 |
الے الحٮه والمعڡره و ٮٮٮں اٮٮه للٮاس لعلهم ٮٮد | 18 |
كروں ٢٢١ ٮسالوٮک عں المحٮص ٯل هو ادے ڡلا | 19 |
ٮڡر ٮ و ا الٮسا ڡى محٮص ه ں حٮى ٮٮ طهرں ڡادا اطهر | 20 |
ں ڡاٮوهں مں حٮٮ امركم الله اں الله ٮحٮ الٮو | 21 |
ٮٮں و ٮحٮ الم طهر ٮں ٢٢٢ ٮس اكم حرٮ لكم ڡ اٮوا | 22 |
Das heute im Museum der Davids Samling in Kopenhagen ausgestellte Blatt ist die einzige öffentlich zugängliche Pergamentseite eines großen Korankodex aus Sanaa, dessen ursprünglicher Text ausradiert wurde und überschrieben wurde. Die Transliteration der oberen Schicht dieser Seite findet sich hier; Die untere Textschicht wurde von Behnam Sadeghi (2010) in Transliteration publiziert. Eine Faksimile-Veröffentlichung der Palimpsesthandschrift DAM 01-27.1, zu dem das angezeigte Kopenhagener Pergamentblatt gehört, zusammen mit einer graphischen Rekonstruktion der ausradierten Schicht und einer Transliteration wird derzeit durch Hadiya Gurtmann und Annemarie Jehring für die Reihe Documenta Coranica vorbereitet. Das Palimpsest von Sanaa gehört zu den ältesten Textzeugen des Korans überhaupt, was durch 14C-Datierungen bestätigt wurde. Auch die recht unkalligraphische ḥiǧāzī-Schriftform der unteren Textschicht macht eine Datierung ins 7. Jahrundert wahrscheinlich. Verschiedene 14C-Datierungen haben ein sehr hohes Alter ergeben, die Datierung eines heute in Privatbesitz befindlichen Fragments durch ein Labor in Arizona ergab einen Wert um die Mitte des 7. Jahrhunderts. 14C-Datierungen von Fragmenten der Handschrift durch ein Labor in Lyon haben problematische Werte ergeben, vgl. Robin (2015), was evtl. auf Reinigungs- oder Messfehler zurückgehen könnte oder daran liegen könnte, dass bei der Auslöschung der unteren Textschicht u.a. Kalk und andere Substanzen verwendet wurden, die das Material kontaminiert haben. Der Text des Sanaa-Palimpsest weist zahlreiche Textvarianten auf, die an die außerkanonische Lesarten (qirāʾāt šāḏḏa) erinnern, die in den islamischen Quellen Prophetengefährten wie Abdallāh b. Masʿūd und Ubayy b. Kaʿb zugeschrieben werden. Neben den Überlieferungen der islamischen Exegese weist das Palimpsest von Sanaa solche Textvarianten nach.
Der Schriftstil der oberen Schicht (scriptio superior) kann als ḥiǧāzī IV nach der Typologie von François Déroche (The Abbasid Tradition) oder als Variante des kufischen Typs B gesehen werden. Er ist somit ins 8. Jahrhundert zu datieren. Der Duktus der unteren Schicht (Palimpsest) hat Ähnlichkeiten mit dem Schriftstil der Pariser Handschrift Arabe 328 (a) und anderen Pergamenten im ḥiǧāzī-Schriftstil. Die Tintenfarbe der scriptio superior ist dunkelbraun bis schwarz, das Schriftbild ist insgesamt relativ homogen. Die Zeilen insgesamt weisen eine leichte Krümmung auf, wobei der Tintenstrich recht breit ist, bei parallelen Oberlängen und regelmäßigen Abständen zwischen den Buchstaben. Es werden häufig diakritische Zeichen gesetzt, vor allem bei den Buchstaben yāʾ und tāʾ, Vokalzeichen sind nicht erkennbar. Die ursprüngliche Tintenfarbe der ausradierten Schriftschicht ist nicht mehr zu erkennen. Das Schriftbild der unteren Schicht ist durch die Behandlung des Beschreibstoffes bei der Auslöschung der ersten Schrift verzogen und wirkt dadurch heute noch unregelmäßig – sowohl was die Neigung der Hasten betrifft, die bald nach links bald nach rechts neigen, als auch was die Abstände zwischen den Buchstaben betrifft, wobei insgesamt die Strichbreite der Buchstaben einheitlich schmal bleibt. Die rekonstruierte untere Schrift verwendet buchstabendifferenzierende Zeichen (Diakritika), allerdings keine Vokalzeichen. Sowohl in die untere als auch in die obere Schriftschicht wurden jeweils mit einer weiteren Tinte Korrekturen eingetragen, wobei jedoch unklar bleibt, wann die Korrekturen vorgenommen wurden. Sadeghi (2012) geht davon aus, dass die Korrektur der unteren Schicht erst vorgenommen wurde, nachdem die obere Schicht geschrieben war.
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